Klappentext:
There’s never any warning about where it will be or who it will be. A has made peace with that, even established guidelines by which to live: Never get too attached. Avoid being noticed. Do not interfere. It’s all fine until the morning that A wakes up in the body of Justin and meets Justin’s girlfriend, Rhiannon. From that moment, the rules by which A has been living no longer apply. Because finally A has found someone he wants to be with—day in, day out, day after day.
Natürlich war der Name des Autoren vorerst ausschlaggebend, dass ich dieses Buch überhaupt erst in die Hand nahm. Dann wirkten jedoch auch Cover und Klappentext mit. Fantastisches Konzept, welches ich trotz nahender Liebesgeschichte nicht missen wollte.
Every Day ist eines jener Bücher, die mich mit Ideen und Worten dermaßen gefesselt haben, dass ich seitenweise darüber schreiben könnte. Da dies allerdings nicht der Sinn einer Rezension ist, möchte ich versuchen mich kurz zu fassen, auch wenn es so viel gibt, was ich zu berichten habe.
Das erste Bemerkenswerte an diesem Roman war natürlich A. Nicht nur die Tatsache, dass er/sie jeden Tag in einem neuen Körper aufwacht, auch der einfache Fakt der Geschlechtslosigkeit fiel mir positiv ins Auge. A ist kein Junge (auch wenn das viele vielleicht gern sehen wollen), A ist A, und somit kann er/sie sich sowohl in weiblichen, wie auch in männlichen Körpern aufhalten. Vom Verlieben ganz zu schweigen. Zwar geht es in dieser Geschichte um seine/ihre Beziehung zu einem Mädchen, aber wir erfahren, dass A sich in der Vergangenheit bereits in einen Jungen verliebt hat. Das ist bei Levithan immer wieder Thema (was sicherlich mit seinem eigenen Leben und Vorlieben zu tun hat) und spricht mich auch immer wieder an. Sein Blick auf die Liebe ist ein ganz anderer als bei vielen Jugendbuchautoren, und macht seine Figuren meist reifer und sympathischer. So war es natürlich auch bei A, dessen/deren Worte einem manchmal das Herz verkrampfen lassen, weil sie so klug und überdacht sind:
"In my experience, desire is desire, love is love. I have never fallen in love with a gender. I have fallen for individuals. I know this is hard for people to do, but I don't understand why it's so hard, when it's so obvious."
(Seite 142)Aber kommen wir zu der eigentlichen Problematik im Buch, denn was ist man für ein Wesen, wenn man keinen eigenen Körper, keine eigene Geschichte und keine eigene Familie hat? Es stellen sich nicht nur A, sondern auch dem Leser existentielle Fragen, die man sich nicht zu beantworten wagt. A existiert, keine Frage, aber wie er 16 Jahre lang diese Tortur durchgestanden hat, mag man sich gar nicht vorstellen.
Vor nichts und niemandem ist er/sie sicher, denn auch wenn A manchmal in glücklichen, total normalen Körpern aufwacht, so kann dieser "Fluch" ihn/sie am nächsten Tag auch wieder in depressive oder süchtige Menschen verfrachten.
Dieser Wechsel von Persönlichkeiten war für mich die reinste Spannung. Es war interessant und bemerkenswert zu sehen, wie A mit den verschiedenen Charakteren umgeht und wie eine Seele dadurch viel erfahrener als ein normaler 16jährige Teenager werden muss.
Es hätte für mich alles so schön sein können, wenn da nicht Rhiannon gewesen wäre. Selbstverständlich wurde im Buch eine Liebesgeschichte gebraucht, weil sonst das Problem nicht so gut hätte verdeutlicht werden können, aber für mich war dieses "Liebe auf den ersten Blick"-Ding noch nie besonders ansprechend. Na schön, bei A gibt es oft nur diese eine Möglichkeit, denn meist bekommt er Personen nicht noch ein zweites Mal zu sehen, aber da lag auch nicht unbedingt meine Abneigung. Es war vielmehr seine/ihre Überzeugung was Rhiannon für ein toller Mensch ist, obwohl er/sie sie doch gerade mal einen Tag kannte. Mir wurde nicht die Möglichkeit gegeben mich ebenso von diesem Mädchen überzeugen zu können, und so konnte ich seine/ihre "Besessenheit" von ihr auch nicht wirklich nachempfinden. Er/sie beschrieb es zwar als eine sofortige Art von Verbindung, doch auch im Laufe der Geschichte wollte mir Rhiannon einfach nicht zusagen.
Das Ende war dafür voll und ganz nach meinem Geschmack und ich musste auch ein paar Tränchen vergießen. Es blieb zwar vieles offen, aber ich hoffe, dass dieses Buch ein Einzelband bleibt. Man sollte auch einmal mit solch einem Finale leben können.Idee und Protagonist konnten mich sehr schnell von sich überzeugen und lassen mich auch weiterhin positiv an das Buch zurückdenken. Leider schafft es aber auch ein Herr Levithan nicht immer mir eine zufriedenstellende Lovestory zu liefern. Doch lassen wir das, denn das Buch war trotzdem gut und ich würde es immer wieder lesen.
Ich finde es übrigens sehr schade, dass John Green einen immer größer werdenden Fankreis in Deutschland gewinnt und viele Leser Levithan gar nicht kennen, dabei schreibt er in meinen Augen um einiges besser.
Ja, es sind Menschen drauf, aber es gefällt mir trotzdem ungemein. Ich stelle mir die ganze Zeit As Seele vor, wie sie von einem Körper zum nächsten switcht und sich während der Nacht durch die Wolken einen Weg sucht. Toll!
Das UK-Cover finde ich auch nicht schlecht, hätte mich aber niemals so angesprochen, wie das Original.
Ich bin so gespannt, was der deutsche Verlag daraus macht, wenn es übersetzt wird.