| cbj | Hardcover | 481 Seiten | €16,99 | Amazon |
Es duftet nach Sommer spielt wie das Leben selbst seine eigene Melodie. Es ist ein Buch, dem ein roter Faden größtenteils abgeht, ein Buch, das eigene Wege geht und dabei öfter mal die Richtung wechselt und gerade diese Unbeständigkeit hat mir besonders gut gefallen. Das Buch spiegelt das Leben in so vielen Facetten wieder und schafft es dabei trotzdem ganz die Sommerlektüre zu sein, die man lesen wollte, dass es am Ende fast schon traurig ist, sich von den liebgewonnen Figuren zu trennen. Natürlich bringt diese Unbeständigkeit aber auch den ein oder anderen Makel mit sich, denn so oft das Buch auch zum Nachdenken anregt und bittersüße Stimmung verbreitet, genauso oft läuft es auch ins Nichts und erzählt passagenlang etwas eintönig vom Alltag. Das muss man mögen und auch wenn es stellenweise etwas zäh und langatmig ist, ist auch das eine Facette des Buches, die mich irgendwie beeindruckt hat.
Größtenteils liegt der Zauber aber bei den Figuren, denn die sind wirklich faszinierend gut gezeichnet. Allen voran ist da Gwen, die eine außergewöhnliche Figur ist, gerade, weil sie so anders ist, als andere Protagistinnen - sie sticht aus der Masse hervor und ist doch genauso ein Mensch, wie du und ich. Diese Lebensnähe lässt sie echt und dreidimensional wirken, ebenso wie die anderen Figuren. Cassidy und Mrs. E, genau so sehr wie Nic und Vivien, Gwens Vater Mike und ihre Mutter, aber auch ihr kleiner Bruder und überhaupt - diese ganzen liebevollen Details, die Fitzpatrick gekonnt in die Geschichte einflechtet und Nebenhandlungen in Haupthandlungen übergehen, all das wirkt so echt und real, dass man manchmal das Gefühl hat, man würde neben Gwen wohnen und sie aus dem Fenster beobachten. Gerade auch die Dialoge zwischen den Figuren, besonders zwischen Gwen und Cassidy waren einfach unglaublich gelungen und authentisch.
Neben salzig schmeckendem Wind und allerlei Krustentieren gibt Es duftet nach Sommer aber noch viel mehr. Themen wie Sexualität, Identität, familiäre Probleme und die ganze Suche nach sich selbst spielen eine Rolle und werden in jeder Hinsicht gut umgesetzt. Dabei ist diese Geschichte eine von denen, für die man sich Zeit lassen muss. Es ist kein Buch, dass man in einem wegliest. Vielmehr ist es eine Geschichte, in die man versinkt und die man genießen kann - vorzugsweise irgendwo am Strand, obwohl das eigentlich gar nicht nötig ist. Fitzpatrick schafft eine Atmosphäre, die einen das Meer riechen, die raue Luft spüren und die Hummersauce von Gwens Opa schmecken lässt. Gepaart mit einem kurzsätzigen wie faszinierenden Schreibstil, an den ich mich erst einmal gewöhnen musste, ist Es duftet nach Sommer ein anderes Sommerbuch. Eines, das einem im Gedächtnis bleibt.
© Kathy Finkenstaedt
Huntley Fitzpatrick wuchs in einem kleinen Küstenort in Connecticut auf, der die Vorlage für den Ort Stony Bay in Mein Sommer nebenan lieferte. Schon als Kind wollte sie Schriftstellerin werden. Nach dem Universitätsabschluss arbeitete Huntley Fitzpatrick in verschiedenen Berufen, unter anderem in einem akademischen Fachverlag und als Lektorin bei Harlequin. Heute lebt die sechsfache Mutter in Massachusetts und widmet ihre gesamte Zeit dem Schreiben. [via RandoumHouse]...mehr? *klick*