“Cause we´re all human babe” … Alle, die den Film “Drive” gesehen haben, erinnern sich mit Sicherheit auch an das Lied “A Real Hero”, das am Schluss des Filmes angespielt wurde. Dies ist ein unterkühltes Elektro-Stück und wurde auf Youtube bereits 19 Millionen Mal angeklickt. Electric Youth aus Kanada stecken hinter diesem Überhit aus dem Hintergrund. Hier wird das erste Album “Innerworld” (via Secretly Canadian) des Duos aus Toronto besprochen.
Die beiden Bandmitglieder von Electric Youth Austin Garrick und Bronwyn Griffin aus Toronto sind ein Paar seit der Schulzeit. Das Albumcover zu “Innerworld” zeigt die beiden als gezeichnete Kinder (nicht so!), die vor einer idyllischen Kulisse wegrennen. Eine Peter-Pan-Illusion?
BESITZT DAS ALBUM “INNERWORLD” DRIVE?
Synth-poppige Klanguntermalung zeichnet eigentlich so jedes Stück auf dem neuen Album “Innerworld” aus und wie bei dem fesselnden Drive-Song, schaffen sie es auch hier, eine nicht zu emotionale aber umso intimere Stimmung zu erzeugen. Dieses Album besitzt keinen Track, der bemerkenswerterweise heraussticht. Alle klingen sie ein wenig verwandt. Der Spruch “Das tönt doch alles gleich” kann hier dennoch nicht gelten. Die Nuancen der Verschiedenhaftigkeit der Lieder scheint nach mehrmaligem Anhören durch. Es ist eine Scheibe, die sich gut im Hintergrund spielen lässt: diese Musik wird niemanden stören. Sie ist nicht zu kitschig, nicht zu unmelodiös. Die Stimme von Bronwyn Griffin verleiht dem ganzen einen zusätzlichen Wiedererkennungswert.
DIE GEHEIME HITSINGLE:
Unser Lieblingssong des Albums ist “WeAreTheYouth”, weil er sehr gut die neue Hit-Single werden könnte und von Melodie nur so durchdrungen ist. Die Klänge befinden sich innerhalb einer Lufthülle von nur geringer Dichte. In “Innocence” wird diese als vermisst gemeldet: “where have you gone sweet innocence?”. Wir können da leider nicht weiterhelfen und zeigen anstatt diese Frage zu beantworten lieber das Musikvideo, das seit kurzen zu dem Lied ansehbar ist. Es erinnert an ein Musikvideo aus den 80ern und ist entweder nicht so gelungen oder höchst parodistisch:
Auf “Without You” folgt “If All She Has Is You”. Dieses Lied erinnert irgendwie an japanische Trickfilme. Dort gibt es vielfach Zwischensequenzen, in denen sich die Charaktere ihr Leben Revue passieren lassen oder in einer Traumwelt versinken. Dieses Lied wäre die perfekte Hintergrundmusik für eine solche Filmsequenz. Nun erscheint es auch plausibel, weshalb die Musik einen solch grossen Erfolg feierte zum Film “Drive”. Sie unterstreicht eine Film- oder Lebensszene, ohne sie zu zerstören. Und bereichert sie dennoch. Nicht zu verleugnen sind die 80er-Jahre-Pop-Einflüsse: Selbst der Bandname “Electric Youth” stammt von Debbie Gibson, die ihr Dance Pop Album im Jahre 1989 dazu veröffentlich hat.
Der Synth-Dream-Pop-See war schon immer gross und auch heute fliesst noch viel Musik in ihn hinein. Auch andere Bands wie Keep Shelly In Athens oder Chromatics wären an ähnlichen Ufern wie Electric Youth anzutreffen. Doch das ist eine andere Geschichte. Im Lied “Another Story” werden punktierte Keyboard-Hintergrundgeräusche gebastelt. Und bald verebbt “Another Story” auch wieder in einem “Interlude”, das “She´s Sleeping” heisst. Die pulsierende Kulisse verschwindet hier in einem nebeligen Sumpf aus rauschenden Synthies und vereinzelten Keyboardakkorden. Auf das Interlude folgt das Lied “A Real Hero”, das wir alle kennen:
WIR SIND DIE (ELEKTRISCHE) JUGEND:
Auf “A Real Hero”, was Electric Youth gemeinsam mit College produziert haben, folgt ein “Outro”. Das Endstück versprüht einige letzten magischen Klänge durch stumpfe Staccato-Klänge innerhalb bauschiger Umgebung. Das abschliessende Glocken-Keyboard-Xylophon Eskapade unterstreicht das, was wir uns während des ganzen Albums bereits dachten: Electric Youth strahlen aus, was auch andere Dream Pop Bands ihnen ähnlich tun: Sie berühren, ohne gewichtig zu sein und ohne zu wissen weshalb.
Eine Tour gibt es bislang nur in Kanada und in den Staaten, jedoch kann man sich sicher sein – da legen wir unsere Hand ins Musikfeuer – dass sie nächsten Sommer auf der einen oder anderen Festival-Bühne zu sehen sein werden.
KEEP BUZZIN
Tagged: A Real Hero, Album Review, Dream Pop, Drive, Electric Youth, Innerworld, Kanada, Rezension, Secretly Canadian, Soundtrack