|Rezension| Eisenheim 1 - Stadt aus Trug und Schatten

Von Maren Appeldorn @Marenliest


- Das Grün seiner Augen schien mich verschlingen zu wollen und erneut durchzuckte mich die Wärme der Erinnerung, der Erinnerung an den Kuss. Ich zitterte. "Wir haben uns geliebt", wiederholte Marian kaum hörbar. "Du und meine Seele", murmelte ich und sog seinen Duft ein. "Ja", flüsterte er und sein Gesicht war meinem plötzlich ganz nahe. Rasch senkte ich den Blick. "Aber... ich bin nicht wie meine Seele", sagte ich. "Ich bin jemand anderes." Marian nickte und trat einen Schritt zurück. "Ich weiß."- S.122

Flora fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass ihre Seele seit jeher ein nächtliches Doppelleben in der geheimnisvollen Stadt Eisenheim führt. Von nun an wird sie nie wieder schlafen, ohne dass ihr Bewusstsein in die farblose Welt der Schatten wandert. Als wäre das nicht unerfreulich genug, hat ihre Seele offenbar den Weißen Löwen gestohlen, einen mächtigen alchemistischen Stein, nach dem sich nicht nur die Herrscher der Schattenwelt verzehren. Bald ist Flora selbst in der realen Welt vor den Gefahren Eisenheims nicht mehr sicher und eines ist klar: Sie kann niemandem trauen, nicht einmal Marian, der plötzlich in beiden Welten auftaucht und dessen Küsse vertrauter schmecken, als ihr lieb ist ... - loewe-verlag.de

Die ersten 50 Seiten haben echt darauf hingedeutet, dass es ein erfrischendes und spannendes Jugendbuch mit einer für mich ganz neuen außergewöhnlichen Fantasyidee wird. Aber Pustekuchen. Ich habe mit wirklich allen Charakteren einen kleinen Krieg geführt. An vorderster Front steht leider Flora, die im Bezug zur Außenwelt und im engsten Freundeskreis sich überaus zickig, naiv und extrem oberflächlich verhält. Lustlosigkeit. Überhaupt keine Spaßkanone. Flora ist für mich absolut keine sympathische Protagonistin. Marian, ihr neues Anhängsel aus Finnland ist eine ebenso flache Person, die mir im weiteren Verlauf immer nerviger und störender wurde. Für mich ist er deutlich fehl am Platz. Die angedeutete Liebesgeschichte ist ebenfalls stumpf und gefühlslos. Das Fieber der Verliebtheit, das bekanntlich immer so aus den Liebesromanen auf die Leser überschwappt, ist bei mir überhaupt nicht angekommen, weil es selber, glaube ich, nicht mal bei den beiden vorhanden ist. Außerdem ist die Liebesgeschichte der beiden für mich nichts Neues. Wie ihr aus dem Zitat oben entnehmen könnt, waren sie in der Vergangenheit schon ein Paar. Flora verlor - ist eine komplizierte Geschichte - ihr Gedächtnis und kann sich somit nicht an ihre angebliche glückliche Beziehung erinnern.... Ich kann etliche Romane aufzählen, die ein solches Liebesstruggle behandeln.

Und von " Eisenheim" will ich gar nicht erst anfangen. Diese Traumwelt, eine völlig andere Dimension, die man automatisch im Schlaf bewusst als Wanderer, oder auch unbewusst als Schlafender besucht, wird viel zu detailgenau durchkonstruiert. Der Spannungsbogen fällt hier bis in den Keller! Von Kapitel zu Kapitel gibt es haargenaue Beschreibungen der Gebäude und wieder die viel zu oberflächlichen Bewohner darin. Flora ist, im Gegenteil zu mir, vollkommen fasziniert von dieser Dimension und kann sich kaum sattsehen. Auf die Bewohner von Eisenheim zurückzukommen, die sich für mich wie seelenlose Schachfiguren verhalten, konnten mich auch nicht überzeugen.

Die eigentliche Story an sich ist eigentlich spannend und fesselnd, aber die Autorin, so erweckt es bei mir den Eindruck, kann ihre eigenen Erwartungen an das Buch nur mäßig umsetzten. 261 von 421 Seiten habe ich mit Mühe geschafft zu lesen, aber mehr war für mich nicht drin. Ich habe sogar mehrere Anläufe gebraucht, mich durch die Kapitel zu quälen, aber warum weiterlesen, wenn mir der Roman leider gar keinen Spaß bereitet? Den zweiten Band habe ich sogar schon über Tauschticket verschickt und freue mich schon darauf, es gegen ein neues, hoffentlich viel besseres Buch einzutauschen.

Ich vergebe 0/5 Herzen, da ich "Stadt aus Trug und Schatten" zur Mitte hin abgebrochen habe, weil es mir überhaupt kein Lesespaß bereitet hat. An sich hat das Jugendbuch eine sehr interessante und mitreißende Story, die die Autorin aber mit ihren viel zu flachen unsympathischen Charakteren und ihrem langatmigen Schreibstil mir leider nicht rüberbringen konnte. Schade, denn die Thematik der Traumwelt "Eisenheim", des Schattenfürstens und der gefährlichen Schattenritter hat eigentlich viel Potential. Die Meinungen in der Bloggerwelt spalten sich aber sehr!