[Rezension] Einfühlsam, berührend und bildhaft: Grenzlandtage von Peer Martin und Antonia Michaelis

[Rezension] Einfühlsam, berührend und bildhaft: Grenzlandtage von Peer Martin und Antonia Michaelis

Grenzlandtage bei Oetinger


PRODUKTDETAILS:
Titel: GrenzlandtageReihe: -Autor: Peer Martin und Antonia MichaelisGehörte Sprache: DeutschGenre: Realistisches JugendbuchEmpfohlenes Lesealter: ab 15 JahrenHerausgeber: Oetinger Taschenbuch (in der Verlag Friedrich Oetinger GmbH)Erscheinungstermin: 09. Dezember 2016ISBN: 978-3-8415-0469-2Format: TaschenbuchPreis: EUR 13,99Kaufen bei: Oetinger, Amazon
PRODUKTINFORMATIONEN:
Kurzbeschreibung:Zwei Wochen Ferien auf der winzigen griechischen Insel liegen vor Jule. Das Meer ist blau, die Nächte sternenklar. Alles scheint perfekt. Bis Jule den Jungen mit den verbundenen Händen trifft und begreift, wer er und die anderen sind, die im Verborgenen leben. Jules Welt gerät aus den Fugen. Denn das Meer ist ein Grab, die Nächte sind kalt und das Dorf ein Ort des Misstrauens. Und quer durch die Wellen läuft eine Grenze, die niemand sieht. Eine tödliche Grenze.
Der Verlag über das Buch:Eine berührende Liebesgeschichte vor aktuellem politischen Hintergrund, die Flüchtlings-Schicksale einfühlsam und greifbar schildert. Die beiden Autoren wurden von der Jugendjury des Jugendliteraturpreises nominiert.
Über den Autor:Peer Anders Martin wurde 1968 in Hannover geboren. Nach einem Studium der Sozialpädagogik arbeitete er mehrere Jahre mit Jugendlichen in Berlin, Brandenburg und Vorpommern, zuletzt auf der Insel Rügen. Diese Erfahrungen und die Gespräche mit einem syrischen Freund brachten ihn schließlich dazu, seinen ersten Roman niederzuschreiben, der auf vielen langen Spaziergängen an den Stränden der Ostseeküste entstand, wo er die Geschichte zuerst der geduldigen Hündin Lola erzählte. Inzwischen lebt er mit seiner Frau, drei Kindern und Lola in Quebec.
Antonia Michaelis, Jahrgang 1979, in Norddeutschland geboren, in Süddeutschland aufgewachsen, zog es nach dem Abitur in die weite Welt. Sie arbeitete u.a. in Südindien, Nepal und Peru. In Greifswald studierte sie Medizin und begann parallel dazu, Geschichten für Kinder und Jugendliche schreiben. Seit einigen Jahren lebt sie nun als freie Schriftstellerin in der Nähe der Insel Usedom und hat zahlreiche Kinder und Jugendbücher veröffentlicht, facettenreich, fantasievoll und mit großem Erfolg. »Der Märchenerzähler«, ihr erstes Buch für junge Erwachsene, wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
DIE BEWERTUNG
Meinung:Gänsehautmomente in eindrücklich beschriebenen Bildern, die einen auch nach der Lektüre nicht mehr loslässt und nachdenklich stimmt.
Das Cover/Die Gestaltung:Das Buchcover kommt schlicht daher. Und dennoch wirkt es auf mich sehr anziehend. Der rote Rettungsring, der im lauen Meer so einsam dahinschwimmt, lässt zwar eine sehr beklemmende Stimmung aufkommen, spricht aber dennoch mehr, als Worte eigentlich aussagen können.Und während alles andere in seiner Struktur sehr streng wirkt, bleibt der Titel des Buches vor allem schon wegen seiner Aufmachung im Gedächtnis hängen. Die rötliche Schrift passt sich dem Ring an und die Aufmachung wirkt wie Handgeschrieben. Durch diese Komponente hat das Cover ebenso noch einmal ziemlich mein Interesse geweckt und ich einen zweiten Blick riskiert, um tiefer in das endlose Blau einzutauchen.2,0/2,0 Punkten
Die Sprache/Der Satzbau:Peer Martin und Antonia Michaelis sind ein gut eingespieltes Team, dessen Sprache so aneinander angepasst ist, dass man immer noch mitten im Buch ist. Dies hat mir sehr gut gefallen, denn so konnte ich dieses Buch an einem Stück lesen, ohne aus dem Konzept und der Sprache zu fallen.Besonders schön kommt die Atmosphäre herüber, welche gleichzeitig auf den ersten Seiten flirrend ist und schließlich immer einnehmender wird. Beschreibungen werden dazu eingesetzt Gefühle zu transportieren, sodass ich nicht umhin kam mit den Figuren mitzufühlen. So war ich sehr nah an den Figuren, sehr nah am Geschehen und vor allem mitten auf dieser scheinbar idyllischen Insel irgendwo bei Griechenland.2,0/2,0 Punkte
Die Figurentiefe/Die Figurenentwicklung:Auf die Perspektivwechsel, welche in diesem Buch vorkommen, konnte ich mich sehr gut einlassen. Zum einen weil es in einer perfekten Mischung geschieht und dann zum anderen, weil der Stil sich ändert. Nicht anhand der Energie, nicht an der Authentizität, sondern schlecht an der Perspektive, aus welcher es erzählt wird. Während Jule aus der Ich-Perspektive erzählt, nimmt Asman den Leser mit der Du Ansprache direkt mit. Lässt ihn diese ganzen Sachen erleben, fragt, entscheidet und handelt in dieser Perspektive. So bin ich deutlich näher an beiden Figuren geblieben, um das Schicksal und um die verschiedenen Erlebnisse mit ihnen zusammen durchzumachen.Mit Jule hat man eine weibliche Hauptfigur, welche in ihrer Freizeit eher weniger mit der Flüchtlingskriese zu tun hat. Sie hört davon, hat sich ihre sehr ausgewogene Meinung gebildet und tritt vor allem zu Beginn noch sehr unbedarft in dieser Sache auf. Dies ändert sich, je länger sie mit Asman zu tun hat und die Leute kennen lernt, um welche er sich kümmert.Da Jule weder so stereotypisch oder ganz versucht anders gestaltet ist, war diese Figur mir von Beginn an sehr sympathisch. Sie wirkt wie ein denkender Mensch mit eigener Meinung, der nicht in irgendeinem anderen Buch noch irgendwo einen Klon hat. Authentisch kam die weibliche Hauptprotagonistin herüber und somit voller Emotionen. So hat mich Jule mit ihrer Art gepackt und mich mitgenommen. Wir haben zusammen recherchiert, haben zusammen Asman gepflegt oder sind in der Wärme auf der Insel herumgewandert. Haben Zelte und Höhlen entdeckt, uns über die Trivialität von amerikanischem Käsekuchen gewundert und sind auch in einen Laden zusammen und haben Essen gekauft, dass nicht selbst gegessen wurde.Während Jule mich also auf ihre Seite der Geschichte zog, hat Asman mich sehr im Herzen getroffen. Auch er ist keineswegs jemand, den man so in einem anderen Buch wiederfindet. Er nimmt einen mit in eine vollkommen fremde Welt. In eine, in der man alles verloren hat. Verloren, nur weil man vor dem Terror, vor der Angst und dem Krieg in seinem Land fliehen wollte. So begegnet man Asman, der (fast) alles verloren hat, mit einem flauen Gefühl im Magen. Man isst, man ist gesund, hat ein Dach über dem Kopf und ist außer Lebensgefahr, während Asman unter Fieber leidet, vor der schwierigen Aufgabe steht die Leute zu verstecken, für welche er sich verantwortlich fühlt.Mit diesen beiden Figuren wird diese durchaus realistische Reise zu einem mitfühlendem und aufrüttelnden Erlebnis. Es ließ mich selbst nach der Lektüre nicht los.2,0/2,0 Punkten
Der Plot/Der Geschichtsverlauf:Jule, welche vor ihren Prüfungen eigentlich nur Urlaub machen wollte, trifft auf einer kleinen Insel bei Griechenland auf Asman, einem Flüchtling, der (fast) alles verloren hat. Denn er will weiter, aber ohne Papiere geht das nicht. Und nicht nur er ist auf dieser idyllischen Insel gestrandet, denn das Boot, in welchem er sich befand, war voll, als er sank.Gemeinsam die Insel erkunden, gemeinsam das Salz des Meeres riechen oder aber den Glocken im Baum lauschen. Das habe ich zu Beginn mit Jule erlebt. Noch ganz sacht, ohne irgendwelche Bedrohungen. Hier ist vor allem Wert darauf gelegt, wie sich alles anfühlt, wie flirrend das Szenario ist. Bis Asman auftaucht. Und der mich straucheln hat lassen. Denn Asman kennt man vom Prolog. Einem sehr einnehmenden Prolog, der viel Beklemmung und Wut in mir ausgelöst hatte. Denn es geschehen Sachen, bei denen man einfach nicht emotionslos bleiben kann. So auch ich nicht.Und als die männliche Hauptfigur dann auf Jule trifft, habe ich versucht alles zu verarbeiten. Doch keineswegs Ruhe wurde mir gegönnt. Denn Jule hatte anderes im Sinn. Sie will nicht hinnehmen, was passiert ist, will mehr erfahren und will vor allem helfen.Mit Jule bleib ich also am Ball, stelle dem Flüchtling Fragen, helfe ihm und den anderen Gestrandeten, will mich natürlich (ähnlich wie unsere weibliche Protagonistin) auch gut dabei fühlen. Denn das vermittelt die Sprache, die hier gezielt eingesetzt wird, um den Zwiespalt aufzuzeigen, dass man in Sicherheit ist, während andere irgendwo in Gefahr sind.Durch diese Aufteilung, dass man zuerst mit Jule die Insel erkundet und dann Asman begegnet, lässt die Story gemächlich anfangen, sich aber im Verlauf der Geschichte zusammen mit den Figuren entwickeln: Denn der Plot ist vor allem darauf ausgelegt, was Jule tut, wie sie es tut und was sie denkt beziehungsweise fühlt.So bleibt der Verlauf in einem guten Rhythmus, der sich perfekt ins Inselleben einfühlt und dennoch die Kluft aufzeigt, die zwischen einem normalen Leben und einem Leben auf der Flucht sich immer und immer weiter auftut.2,0/2,0 Punkten
Der Aufbau/Die Nachvollziehbarkeit:Wie schon erwähnt, beginnt die Story erst gemächlich und nimmt dann immer mehr an Fahrt auf, während Jule sich auf Asman einlässt und ihm hilft. Dies finde ich ist eine sehr gut gelungene Komponente, denn hier bekommt man mit, in welchem Schneckenhaus wir doch leben. Erst ziemlich weit auf Abstand. Davon zu hören, es aber nicht zu kennen. Und dann: Zack, man ist mittendrin. Wie soll man sich verhalten? Wie handeln? Helfen oder die Polizei verständigen? Diese Fragen sind mir beim Lesen durch den Kopf gegangen, sodass Jules Handlungen, die sie immer mehr mit dem Flüchtlingsthema sich auseinandersetzten lassen, für mich sehr logisch und nachvollziehbar waren.Auch Asmans Handlungen, bleiben, dank der Du Ansprache sehr nahe an einem selbst dran und somit werden sie beinahe schon zum eigenen Erleben.2,0/2,0 Punkten
Fazit:Mit 10,0 von 10,0 Punkten vergebe ich all denjenigen die Leseempfehlung, die sich für das Thema Flüchtlinge interessieren und mit Jule auf eine Reise in weit unbekanntere Situationen begeben will (welche man nicht unbedingt so im Urlaub erwartet).So war die Lektüre für mich eine sehr nahe Angelegenheit, welche mich auch nach der Lektüre nicht losgelassen hat. Man ist wachgerüttelt, man versucht zu verstehen und vor allem bangt und trauert man noch immer um die Figuren. Zumindest habe ich die Erfahrung gemacht, dass mich Jule und Asman sehr mitgenommen und nachdenklich gestimmt haben.
An dieser Stelle bedanke ich mich bei dem Oetinger Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.Diese Rezension entstand dank der Netzwerk Agentur Bookmark, durch welche ich dieses Buch im Rahmen einer Blogtour lesen und rezensieren konnte.

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