Rezension: Einfach genießen mit Nigel Slater

Von Becky

Nigel Slater ist einer dieser Menschen, von denen ich selbstverständlich schon jede Menge gehört habe. Wie könnte man auch nicht, schließlich ist er weltweit einer der wichtigsten Food-Journalisten, Autor vieler Kochbücher und seine Autobiographie wurde sogar bereits verfilmt. Trotzdem habe ich persönlich mich noch nie näher mit seinen Werken beschäftigt oder Rezepte von ihm nachgekocht. Als ich nun die Gelegenheit bekam, die Neuveröffentlichung von „Einfach Genießen – Kochen Schritt für Schritt“ genauer zu begutachten, ergriff ich sie sofort. Der offizielle Erscheinungstermin ist heute, ihr könnt das Buch also tatsächlich ab sofort bekommen.

Es handelt sich hier um ein Grundlagenkochbuch, das aber nicht nur für den absoluten Anfänger in der Küche geeignet ist. Klingt wie ein Widerspruch? Ist es nicht, denn viele Hobby-Köche halten sich sklavisch an Rezepte und genau dies will Slater ihnen austreiben.

Die ersten 140 (!) Seiten sind reine Einführung. Bis dahin gibt es keine Rezepte, nur Theorie, aber keine Theorie wie in Lehrbüchern – oft staubig und langweilig. Nein, hier gibt es Theorie, die Spaß macht, ermutigt, Angst vor Lebensmitteln nimmt, in der aber auch die Verteufelung von Fertigpizza aufgebrochen wird. Grundsätzliche Aussage:

Vertraue deinem Geschmack, iss, was dir schmeckt und experimentiere! Ein Rezept ist ein Wegweiser, kein Gesetz! Und wenn du zwischendurch Lust auf eine Tiefkühlpizza hast, dann iss sie!

Ich möchte dabei heftig nicken und ihm am liebsten dankend die Hand schütteln! Vielleicht ist es euch aufgefallen: auf meinem Blog gibt es vor allem süße Dinge, Gebäcke, Pralinen und Co. Warum das so ist? Weil ich meist einigermaßen nach Rezepten backe oder zumindest auch beim Experimentieren nachwiege, damit ich das Gebäck später rekapitulieren kann. Aus diesem Grund kann ich das Rezept ziemlich genau wiedergeben und an euch weiterreichen. Beim Kochen ist das etwas ganz anderes: Ich werfe oft das zusammen, was da ist, worauf wir Appetit haben, würze nach Geschmack, gieße nach Gefühl Wasser nach oder lasse reduzieren, ich brate, bis das Gemüse „richtig“ aussieht. Wie aber soll ich das am Ende in ein Rezept gießen? Das ist deutlich schwieriger und aus diesem Grunde blogge ich selten herzhafte Gerichte. Aber wenn auch der große Nigel Slater solche ungenauen Rezepte schreiben kann und damit Bücher verkauft, sollte ich es vielleicht auch einfach öfter versuchen?!

Kommen wir zurück zum Buch: Der erste große Teil – wie gesagt, 140 Seiten – dreht sich um lauter theoretische Betrachtungen: Wie wähle ich aus, was ich heute esse, welche Gemüse-, Obst-, Kräutersorten sind wofür am besten geeignet und wie wähle ich das richtige Fleisch aus? Was gibt es für verschiedene Zubereitungsarten – backen, dämpfen, kochen, frittieren, …? Welche Notration an Lebensmitteln sollte ich immer vorrätig haben? Und so weiter und so fort. Dabei ist alles locker, verständlich, aber auf den Punkt beschrieben.

Im zweiten Teil dreht sich dann alles um die Rezepte:

  • Grundrezepte
  • Suppe
  • Nudeln
  • Reis
  • Gemüse
  • Fisch
  • Fleisch
  • Obst
  • Gebäck
  • Cremes & Pudding
  • Kuchen

Die Rezepte sind alle ähnlich aufgebaut: Es gibt einen persönlichen Einleitungstext, eine Portionsangabe, Zutatenlisten und die Zubereitungsbeschreibung. Anders als in so gut wie allen (wenn nicht wirklich allen) Kochbüchern, die ich kenne, sind die Zutatenlisten (bis auf bei den Gebäcken und Kuchen) nicht auf das Gramm genau. Da steht gern: „Nimm eine handvoll“, „so viel, dass alles bedeckt ist“, „so viel du möchtest“ und so weiter. Ich finde das herrlich, es mag sein, dass es einige verunsichern wird, aber ich hoffe, es wirkt auch auf einige Anfänger befreiend! Jedes Rezept ist ansprechend und großzügig bebildert: Es gibt meist Bilder vom fertigen Gericht, aber auch von vielen Zwischenschritten, von Zutaten und ähnlichem. Zusätzlich gibt es zu jedem Rezept mehrere Variationsmöglichkeiten und vorgestellte Varianten. Sehr schön!

Wie immer gilt aber: Letztlich zählt, wie die fertigen Gerichte und Gebäcke schmecken. Hier also meine Übersicht über die bereits ausprobierten Rezepte:

Pilz Pastete: Zuerst einmal: Ich bin kein übermäßiger Pilzfan. Es ist nicht so, dass ich sie überhaupt nicht esse, aber wirklich gern auch nicht. Nun sah ich aber diese Pilz Pastete im Buch und dachte mir: Wenn Slater mich mit einer Speise mit Pilzen überzeugen kann, ist er wirklich gut. Tja, was soll ich sagen: Sie war super! Zusätzlich zum Rezepte habe ich noch etwas Gorgonzola mit in die Füllung gegeben, was optimal passte.

Schokoladenkuchen: Slater leitet diesen Kuchen mit den Worten ein: „Wenn es ein Rezept gibt, das den Geist dieses Kochbuchs perfekt verkörpert, dann ist es dieses, und folgerichtig steht es ganz am Schluss.“ Klar also, dass ich diesen Kuchen probieren musste. Vom Aussehen her war der Kuchen ein Flop – er war leider ungleich gebacken gewesen und als ich ihn dann aus der Form lösen wollte, zerfloss er mir. Nach einer weiteren Ruhezeit im Ofen, war er nachgegart und der Geschmack war top. Ich werde ihn noch einmal backen und bin sicher, dass er dann auch besser aussehen wird.

Tomatensauce / Nudelauflauf: Im Einfachen steckt ja oft der Teufel im Detail und wer gute Tomatensauce kochen kann, ist schon mal grundsätzlich gut aufgestellt. Bei Slater wird sie aus Tomaten, Knoblauch, etwas Olivenöl, Basilikum und Salz und Pfeffer gekocht, mehr nicht. Da gerade Tomaten Saison haben und es entsprechende von nicht allzu weit her gibt, wanderte die Tomatensauce auf die Nachmachliste. Mit der Sauce gab es gleich einen Variationsvorschlag aus dem Buch, sie mit Nudeln und Mozzarella zu einem Auflauf zu backen. Sehr lecker! Nichts Außergewöhnliches, aber gut.

Weißbrot: Gutes Brot ist einfach etwas Wunderbares und so habe ich ein feines Weißbrot nach Slater gebacken. Das Brot wird bei hoher Temperatur gebacken, dadurch bekommt es eine knusprige Kruste und bleibt innen schön saftig.

Mein Fazit. Muss ich zu diesem Buch wirklich ein Fazit schreiben? Ich denke, es ist recht deutlich geworden, dass ich von diesem Buch begeistert bin. Mit Sicherheit habe ich daraus nicht das letzte Mal gekocht und ich kann es jedem, der sich noch nicht recht in die Küche traut, empfehlen. Kennt ihr jemanden, der demnächst bei seinen Eltern auszieht und ab da kochtechnisch auf sich selbst gestellt ist? In meinen Augen ist dieses Buch das perfekte Geschenk für den Umzug!

Seid ihr ebenso begeistert von Nigel Slater? Habt ihr Bücher von ihm und Rezepte ausprobiert?

Wollt ihr Nigel Slater in Aktion sehen und vielleicht etwas über britische Kekse lernen? Wie wäre es dann mit dieser Dokumentation?! (Und wer ihn kochen sehen möchte, gibt einfach bei Youtube seinen Namen ein und hat die Qual der Wahl.)

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Das Buch „Einfach genießen“ von Nigel Slater umfasst rund 450 Seiten, kostet 24,99 Euro und erscheint genau heute im DuMont Buchverlag.

Vielen Dank für die Bereitstellung als Rezensionsexemplar.