[REZENSION] "Eine Tat wie diese"

Cover
[REZENSION] Die AutorinAmy Efaw, geboren 1967 in Chicago, ist Absolventin der West Point Militärakademie. Nach ihrer Zeit in der Armee arbeitete sie als freie Journalistin. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in Denver, Colorado. Amy Efaw hat bisher zwei Romane für junge Erwachsene geschrieben, weitere Bücher werden folgen.  
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Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Carlsen Verlag GmbH; Auflage: 1 (April 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3551310815
ISBN-13: 978-3551310811
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre
Originaltitel: After
Größe und/oder Gewicht: 19,6 x 13,2 x 3,6 cm
Leseprobe
Quelle: tdb.carlsen.de  *interessanter Lesestoff*
Die Geschichte...Devon Davenport hat eine glänzende Zukunft als Fußballspielerin vor sich. Die 15-jährige Musterschülerin ist pflichtbewusst, zuverlässig und will es einmal besser haben als ihre alleinerziehende Mutter, die sich mit 2 Jobs abrackert. Doch dann passiert etwas, das Devons Leben komplett durcheinanderbringt: In einer Mülltonne hinter ihrem Haus wird ein Baby gefunden, das Devon anscheinend erst kurz davor zur Welt gebracht und danach dort versteckt hat. Daraufhin wird das ehrgeizige Mädchen verhaftet und des Mordversuchs, der Aussetzung sowie der Misshandlung angeklagt. Diese Vorwürfe sind schwerwiegend, doch Devon behauptet, sie könne sich an nichts erinnern und das wäre alles nur ein Fehler. Und so beginnt die bewegende Wahrheitsfindung, die über Devons Schuld oder Unschuld entscheidet...
Meine Meinung:"Eine Tat wie diese" befasst sich mit einem aufwühlenden Thema, das immer wieder in den Medien erscheint. Ein Neugeborenes wird tot aufgefunden, die Mutter behauptet, von der Situation überrollt worden zu sein, da sie von ihrer Schwangerschaft bzw. der Geburt nichts wusste. Welche Mutter/welche Art Mensch tut so etwas ihrem eigenen Kind an? Wie kann man eine Schwangerschaft bzw. die Symptome verleugnen? Wie verzweifelt muss jemand sein, um so einen Schritt zu wagen? Das sind auch Fragen, mit denen sich "Eine Tat wie diese" beschäftigt. Als Schauplatz hat die Autorin Tacoma im amerikanischen Bundesstaat Washington gewählt, der Handlungszeitraum umfasst 11 Tage.
Devon Davenport heißt mit zweitem Vornamen Sky, denn das Motto ihrer Mutter für die 15-jährige ist "The sky´s the limit", d.h. nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Die 1,73 m große Schülerin ist die erste Torhüterin in ihrer Fußballmannschaft, engagiert sich neben der Schule auch in diversen Projekten und Mannschaften. Doch das schwarzhaarige Mädchen zieht sich vor ihren Freunden und Mitschülern zurück und auch von ihrer Mutter Jennifer -einer frustrierten Kassiererin, die nebenbei in einer Bar jobbt- bekommt Devon nicht viel Unterstützung. Als die Polizei das fast tote Baby findet und Devon in ihrem halb ohnmächtigen Zustand sieht, ist der Fall für die Ermittler glasklar: Devon wird zuerst ins Krankenhaus und danach in ein Jugendgefängnis gebracht, wo sie die Zeit bis zu ihrem Prozess verbringt.
Für Devon steht fest, dass dies alles nur ein Missverständnis sein muss, denn sie hat doch nichts Böses getan. Oder doch? Gemeinsam mit ihrer Anwältin Dom(inique) Barcellona, die sie als Einzige in der Jugendhaft besucht, versucht Devon, das Geschehene zu rekonstruieren... Während des Lesens habe ich mich immer wieder gefragt: "Ist Devon ein hilfloser Teenager oder hat sie diese Tat eiskalt geplant?" Denn ich konnte die Person Devon Davenport (vor allem anfangs) nicht recht einschätzen, obwohl Amy Efaw die Charaktere facettenreich und authentisch gestaltet hat. Da ich selbst eine 15-jährige Tochter habe, finde ich das Verhalten von Devons Mutter, die seit Devons Verhaftung keinen Kontakt mit ihrer Tochter hatte, unverständlich und nicht nachvollziehbar.
Man wird förmlich in die Geschichte gezogen und weiß anfangs nicht genau, worum es geht. Devon kommt ins Krankenhaus, wird verhaftet und findet sich gleich darauf vor Gericht wieder, ohne genau zu wissen, was ihr vorgeworfen wird. Wir erleben hautnah mit, wie es dem Teenager im Krankenhaus und in der Jugendstrafanstalt ergeht... **ACHTUNG SPOILER** Zum Lesen bitte Text markieren ...und weshalb sie ihre Schwangerschaft geheim gehalten hat. Diese Erklärungen sind sehr schockierend und geben einem ein Gefühl der Hilflosigkeit, da die Geschichte von Devon auch in der Realität kein Einzelfall ist, wie uns die Autorin am Buchende erklärt. **SPOILER ENDE**
"Eine Tat wie diese" urteilt nicht voreilig über die Täterin, sondern erzählt einfühlsam, wie es, auch in Zeiten von Babyklappen & Co, zu solch einer Situation kommen kann und wie das amerikanische Rechtssystem darüber denkt. **ACHTUNG SPOILER** Erschütternd fand ich die Kindheitserlebnisse von Devon, z.B. dass sie ihre Mutter als Kleinkind tagelang allein gelassen hat, ebenso wie Devon ihre ungewollte Schwangerschaft so verdrängt hat, dass sie mit der -für sie- plötzlichen Geburt überfordert war und das ES einfach nur loswerden wollte. Außerdem ging es mir ein wenig schnell, dass Devon gleich, bevor sie ins Jugendgefängnis gekommen ist, vor einen Richter gestellt wurde. Zumindest in Österreich mahlen die Mühlen der Justiz bedeutend langsamer... **SPOILER ENDE** Im Handlungsverlauf werden einige Fragen aufgeworfen, die meiner Meinung nach alle zufriedenstellend beantwortet wurden. Die Thematik "ungewollte Teenagerschwangerschaft" ist zwar nicht neu, wurde jedoch hervorragend umgesetzt und mit interessanten Wendungen versehen. Leider birgt die Story zwischendurch kleine Längen und detaillierte Erklärungen, überdies wurde das interessante Ende für meinen Geschmack ein wenig zu schnell abgehandelt.
Überzeugend und einfühlsam werden die tragischen Geschehnisse (in der 3. Person) aus Devons Perspektive erzählt, wobei uns die Protagonistin einen tiefen Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt gewährt. In Rückblenden schildert sie ihrer Anwältin Dom verschiedene Ereignisse der letzten Monate. Da sich Devon allerdings nicht an den genauen Begebenheiten erinnern kann, fühlt und leidet man mit dem Mädchen mit. Amy Efaw hat einen sensiblen, mitreißenden Schreibstil, der mit vielen Emotionen aufwartet, wodurch sich die 416 Seiten wunderbar schnell lesen lassen.
FAZIT:"Eine Tat wie diese" hat mir ergreifende Lesestunden inklusive Gänsehaut beschert, denn hier wird sehr realistisch vom ergreifenden Schicksal der 15-jährigen Devon berichtet und wie leicht das Leben aus den Fugen geraten kann. "Eine Tat wie diese" ist sicherlich keine leichte Lektüre und regt zum Nachdenken an, weshalb ich trotz kleiner Mankos großartige 4 (von 5) Punkte vergebe.
[REZENSION]
ZITAT Seite 38:
"Devon weiß, dass der Schmerz nachlässt ... irgendwann. Sogar was ihr in Jener Nacht widerfahren ist, war irgendwann vorbei. Jener Albtraum."
ZITAT Seite 348:"Eigentlich hat eine Gerichtsverhandlung viel Ähnlichkeit mit einem Fußballspiel, überlegt sie. Man passt den Ball hin und her, greift an, flankt ... und das alles, um herauszufinden, wo die Schwächen des Gegners liegen." (Devon)
 

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