[Rezension] Ein einziges Geheimnis | Simona Ahrnstedt

[Rezension] Ein einziges Geheimnis | Simona Ahrnstedt

Schwedens Jetset-Prinz Alexander de la Grip ist vor allem für zwei Dinge bekannt: sein gutes Aussehen und seine ausschweifenden Frauengeschichten.
Isobel Sørensen ist eine leidenschaftliche Ärztin, die mit Medpax, der Organisation ihrer Mutter, in Krisengebiete reist, um hilflosen Menschen in Krisengebieten medizinische Versorgung zukommen zu lassen.
Eigentlich leben die beiden in verschiedenen Welten, doch dann erfährt Isobel, dass Alexander de la Grips Stiftung die Spenden an Medpax eingestellt haben und ist gezwungen sich mit dem reichen Schönling zu treffen. Denn ihr ist eines klar: Isobel braucht das, was Alexander im Überfluss hat: sein Geld.
Doch je näher sie Alexander kennenlernt, desto deutlicher wird, dass hinter der Playboy-Fassade ein Mann steckt, der ganz andere Seiten hat. Er lässt Isobel nicht kalt und sie möchte die bröckelnde Fassade volldens niederreißen, obwohl sie selbst auch etwas zu verbergen hat...

Nachdem ich „Die Erbin" beendet hatte, wollte ich direkt in der Reihe weiterlesen. Das Ende dieses Buches bringt den Anfang für das Nächste nämlich schon mit und so war mein Interesse natürlich umgehend geweckt. Ich wollte wissen was es mit Alexander de la Grip wirklich auf sich hat und mit „Ein einziges Geheiminis" erfahre ich es.

Auch hier kann ich sagen, der Einstieg in diese Liebesgeschichte ist locker, leicht und genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ein Partylöwe, der sich nicht darum schert wie über ihn geredet wird, der sein Leben einfach lebt und keine Lust auf irgendwelche Konventionen hat. Auch wenn Alexander de la Grip weiß, dass er irgendwo auch eine Verantwortung hat, juckt es ihn nicht die Bohne. Er liebt das Leben als Playboy und betrunkener Störenfried der Familie. Vor allem, nachdem er all die schrecklichen Dinge über seine eigene Familie erfahren hat, gibt er sich besondere Mühe seine Eltern zu provozieren. Das Problem ist, dass Alexander keineswegs dumm ist. Er weiß, wie man zu Geld kommt und das auf legale Weise. Doch er möchte mit Seriosität nicht in Verbindung gebracht werden, um sein Image nicht zu schädigen, das er so aufwendig um sich herum erbaut hat. Denn niemand soll den wahren Alexander sehen. Den Mann, der er versucht vor aller Welt zu verbergen. Er will die Leere in sich übertünchen, die ihn sonst verschlingen würde. Dass ihm das so lange gelungen ist, liegt nicht zuletzt daran, dass er einen unwiderstehlichen Charme besitzt und unglaublich gut aussieht. Die Frauen liegen ihm zu Füßen und er greift bereitwillig zu.
Nur Isobel Sørensen, eine Ärztin, die er zufällig kennen lernt, scheint ihm komplett widerstehen zu können. Sie springt nicht auf sein Aussehen und seine Art an und das stachelt Alexander umso mehr an, es zu versuchen. Er möchte Isobel erobern, um jeden Preis.
Da kommt es ihm natürlich sehr gelegen, dass sie um ein Gespräch bittet, auf das er so eigentlich gar nicht vorbereitet war. Dennoch ist klar, sie möchte etwas von ihm: großzügige Spenden für Medpax und er möchte auch etwas von ihr: Sex. Dass er das nicht ausspricht ist klar, doch sein Ziel ist es, diese unnahbare Frau einzunehmen. Dass Alexander damit aber sein Image vielleicht doch verlieren könnte, ist ihm zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht klar, denn Isobel geht ihm unter die Haut, wie keine andere Frau jemals zuvor.

Es ist eine Geschichte, die zunächst voller Klischees scheint. Ein Partyprinz, der sich zum Ziel gesetzt hat eine Frau zu erobern, die augenscheinlich kein Interesse an ihm hat. Er versucht sein Innerstes zu verbergen, doch die Frau schafft es hinter die Fassade zu blicken und dann ist alles Friede Freude Eierkuchen. So ähnlich läuft es ja immer ab und ich will nicht sagen, dass es hier anders ist. Und doch gibt es bedeutende Unterschiede. Die Beziehung der beiden besteht hauptsächlich darin miteinander zu sprechen. Isobel und Alexander unterhalten sich sehr viel, denken übereinander nach, gehen aufeinander ein, alles entwickelt sich sehr langsam und solide. Es wird nichts überstürzt, es gibt keine etlichen ausschweifenden Sexszenen, sondern eine Geschichte, die sich ruhig und langsam entwickelt. Nach und nach werden Geheimnisse offenbart und langsam öffnen sich beide Charaktere. Und das jeweils von sich alleine, weil sie es selbst wollen, nicht, weil eine Situation sie dazu zwingt. Sie reflektieren beide viel, haben Ängste zu viel zuzulassen, denn sie haben beide schlechte Erfahrungen gemacht. Es ist sehr schön eine solche Geschichte zu lesen, denn es ist eben keine Insta-Love, die von jetzt auf gleich passiert, sondern es wird sich Zeit gelassen alles zu entwickeln.
Alexander ist ein sehr vielschichtiger Charakter, der sich erst nach und nach öffnet und entspannt. Man weiß zunächst nicht, woran man bei ihm ist, doch je weiter man in der Geschichte vorankommt, desto klarer ist, dass er immer nur irgendwelche Rollen spielt, um seinem Gegenüber zu gefallen. Er wirkt fast wie ein Roboter, obwohl er charmant, witzig und intelligent ist. Er fokussiert sich ganz auf sein Gegenüber und doch scheint er nicht komplett da zu sein. Erst als Isobel hinter seine Fassade zu dringen beginnt, wird ihm selbst klar, dass er so nicht weiter machen kann und will. Diese Entwicklung ist sehr schön gewesen und natürlich wichtig für die Geschichte an sich.

Isobel Sørensen ist eine sehr kontrollierte, kühle Ärztin. Sie reist sehr viel in Krisengebiete, um dort als Ärztin zu arbeiten und Menschen zu versorgen. Diese Arbeit liegt ihr sehr am Herzen, auch wenn sie unglaublich zermürbend ist. Nach längeren Aufenthalten hat sie oft Schlafstörungen und teilweise Angstzustände, dennoch überwindet sie dies immer und immer wieder und kehrt dorthin zurück. Sie kann die Menschen nicht sich selbst überlassen. Gleichzeitig kann sie auch keine Kontrolle abgeben. Sie muss alles immer im Griff haben und möchte nicht zu viel von sich Preis geben. Über Menschen wie Alexander de la Grip denkt sie kaum etwas Gutes, doch als sie ihn näher kennen lernt merkt sie, dass hinter dieser Maske aus Alkohol, Sex und Spaß, sehr viel mehr steckt. Sie will ihn näher kennen lernen, obwohl sie weiß, das es für ihr eigenes Geheimnis ebenfalls gefährlich werden könnte. Das macht ihr mehr Angst als alles andere und doch lässt sie sich auf Alexander ein.
Am Anfang der Geschichte mochte ich Isobel sehr gerne. Sie wirkt entschlossen und voller Durchhaltevermögen. Doch irgendwann hat sie sich verändert. Ihre Art hat mich teilweise aufgeregt und ich kann bis jetzt noch nicht so genau sagen woran das richtig liegt. Vielleicht, weil ich sie zunächst als stark eingeschätzt habe und sie doch irgendwie nicht so stark war wie angenommen. Sie lässt sich so leicht verunsichern, zerdenkt alles übermäßig und hat kaum Selbstwertgefühl. Das hat mich genervt. Alexander ist wohl der attraktivste Mann, dem sie jemals begegnet ist. Er ist zuvorkommend, kümmert sich um sie, ist aufmerksam, liebevoll und sie zweifelt an sich selbst? Ich kann da nur mit den Augen rollen. Natürlich sollte man seinen Selbstwert nicht von einem heißen Mann abhängig machen aber was gibt einem keinen Boost an Selbstwertgefühl, wenn der heißeste Mann überhaupt dir seine Aufmerksamkeit schenkt? Also ich weiß es nicht.. Was ich an Isobels Arbeit allerdings toll fand war der Einblick in Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen. Man erfährt recht gut, wie es dort zugeht, was fehlt, wie improvisiert werden muss und welchen Gefahren sich diese Ärzte stellen müssen. Es war sehr aufregend einen kleinen Einblick zu bekommen, denn man kann sich das doch irgendwie nur schwer vorstellen. Hier findet Ahrnstedt eine tolle Art und Weise ein wichtiges Thema anzusprechen.

Wie im ersten Teil auch spielen zwei Nebencharaktere ebenfalls eine etwas größere Rolle. Auch diese Geschichte konnte mich sehr mitreißen, fast schon mehr als die eigentliche Storyline. Es geht um Peter de la Grip, der nun geschieden ist und in einer kleineren Finanzfirma arbeitet und Gina einer somalischen Studentin, die für die de la Grips putzt und auch in dieser Firma als Putzhilfe arbeitet, in der Peter nun sitzt. Die beiden lernen sich näher kennen und es entwickelt sich mehr als eine bloße Freundschaft.
Auch hier ist die Entwicklung der Charaktere sehr schön zu sehen. Die Unterschiede der beiden könnten nicht deutlicher sein und während Peter versucht die alteingesessenen Vorurteile hinter sich zu lassen, kämpft Gina ebenfalls damit, diese loszulassen. Sie haben beide Angst, was geschehen könnte, wenn sie ihre Gefühle zulassen und doch können sie nicht anders, als Kontakt zueinander zu haben. Es war eine wirklich schön schüchterne Geschichte, die ich unglaublich gerne verfolgt habe.

Die übergeordnete Handlung hat mir allerdings doch wieder gefallen, auch wenn ich nach und nach so meine Probleme mit Isobel bekommen habe. Ich wollte trotzdem wissen wie es weiter geht und was hinter allem steckt. Die dunklen Geheimnisse waren teilweise etwas enttäuschend und eher langweiliger. Im Vergleich zu „Die Erbin" war auch die Liebesgeschichte nicht ganz so prickelnd. Obwohl ich wieder sagen muss, dass mir die Sexszenen sehr gefallen haben. Sie sind wirklich toll dargestellt und wieder wird explizit die Verhütung thematisiert, das finde ich absolut großartig, weil es mir einfach in den meisten Büchern sehr fehlt.
Die Spannung in der Handlung nimmt vor allem am Ende des Buches noch einmal richtig an Fahrt auf, allerdings auf eine sehr, sagen wir mal, amerikanische Actionfilm Art und Weise. Das hat mich teilweise etwas gestresst aber die Spannung war natürlich da, obwohl ich mit dem Ausgang, der dann stattfand, natürlich gerechnet habe. Und auch am Ende beginnt sozusagen dann Teil 3, der Epilog lässt wieder Fragen offen und führt eine der neuen Hauptpersonen ein. Deshalb könnt ihr euch sicher denken, welches Buch ich als nächstes lesen möchte..

Die Geschichte ist eine solide Liebesgeschichte. Man verfolgt eine erwachsene Geschichte, in der sich die Liebe langsam aber stetig entwickelt. Es werden Geheimnisse enthüllt, Fehler gemacht, Missverständnisse verstellen den Weg und und und. Alles, was zu einem dramatischen Spannungsbogen dazuzählt. Die Charaktere sind nicht ganz so toll wie im ersten Teil der Reihe, dennoch haben sie ihre interessanten Facetten. Vor allem das Ende ist sehr actionreich und spannend, aber hat keinerlei Überraschungseffekt. Ich mochte das Buch, es kann aber mit dem ersten Teil nicht mithalten.


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