[Rezension] Ein anderes Paradies (Chelsey Philpot)

Chelsey Philpot: Ein anderes Paradies [Rezension] Ein anderes Paradies (Chelsey Philpot)
Unbeschwert, schillernd, entschlossen. Welcher Teenager möchte wohl nicht so sein? In ihrem Debüt zeichnet die Amerikanerin Chelsey Philpot den offenkundig zweischneidigen Weg eines Mädchens nach, das genau solch eine Aura ausstrahlt. Doch wie lange leuchtet dieser Stern noch, wenn jenes eine alles überschattende Geheimnis an die Oberfläche dringt?

Danke dem Carlsen Verlag für das mir freundlich zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

Cover: Carlsen Verlag


~ Rezension ~
Von der Transparenz des Glücks

Als Charlotte in ihrem Internat eher zufällig in den elitären Dunstkreis der glamourösen Familie Buchanan gerät, ändert sich ihr Leben schlagartig. Julia Buchanan wird zu Charottes bester Freundin, deren Bruder Sebastian zu ihrer großen Liebe. Plötzlich eröffnet sich dem Teenager eine Welt voller ausschweifender Partys, Rebellion und offensichtlicher Dekadenz. Ein Leben, das fernab von Charlottes eigener Realität liegt. Aber das neue (scheinbare) Glück perlt wie Champagner und ist unwiderstehlich. Bis Charlotte eines Tages einen Blick hinter die Fassade des riesigen Anwesens und der strahlenden Gesichter erhaschen kann. Die Vergangenheit können selbst die Buchanans nicht ungeschehen machen ...


Ein anderes Paradies von Chelsey Philpot ist ein Jugendbuch, in dem der von den Schönen und Reichen ausgehende Sog in den Mittelpunkt rückt. Ein Erstlingswerk, in dem Grenzen verschwimmen, aber nicht ausradiert werden.

Charlotte Ryder und Julia Buchanan trennen eigentlich Welten. Während Charlotte bescheiden, engagiert und zielorientiert ist, zieht Julia durch ihre selbstbewusste und zugleich geheimnisvoll distanzierte Art die Blicke auf sich. Chelsey Philpot kreiert ein Protagonistenduo, das für Gesprächsstoff sorgt. Die Dominanz Julias ist in der Freundschaft der beiden Teenager federführend. Charlottes Intention ist hingegen in erster Linie davon geprägt, unbedingt dazugehören zu wollen. Dass die Buchanans Charlotte sowohl mit ihrem Charme als auch mit ihrer bis dato fein kaschierten Familienhistorie überrollen, wird rasch deutlich und zu einem der Eckpfeiler der Handlung.

Der Autorin gelingt es auf eingängige Weise, ein wankendes und mit schmückenden Klischees versehenes Kraftfeld zu schaffen. Zum einen werden entlang des Weges Vertrauen und Liebe gefunden. Zum anderen wird Loyalität ausgereizt und Verantwortungsgefühl oktroyiert. Die einen wachsen ins Leben hinein, die anderen schlichtweg in eine Rolle. Der Grat dazwischen ist manchmal ziemlich schmal. Eine, wie ich finde, sehr gut herausgestellte Entwicklung, der wir uns früher oder später alle zu stellen haben.

Kleine markante Eigenheiten geben der Geschichte ihren ganz eigenen Wert. Hierzu zählen beispielsweise die Vorliebe der Familie Buchanan für die französische Sprache oder immer wieder zwischen den einzelnen Kapiteln eingeschobene Passagen, welche dem Handlungsverlauf zusätzlichen Hintergrund verleihen. Dennoch muss ich gestehen, dass ich bis zum Grande Finale nicht den endgültigen Zugang zum Roman gefunden habe. Die konsequent tiefgründig betonte Oberflächlichkeit mag daran nicht völlig unschuldig gewesen sein.

Insgesamt ein Jugendroman, welcher dem Sprichwort "Jeder ist seines Glückes Schmied" ein zeitgemäßes Gewand gibt, das insbesondere bei jungen Lesern in Mode sein dürfte.
FZIT: Aufbegehrend. Zwiegespalten. Triftig. 

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