[Rezension] Du wolltest es doch

Von Amarylie

Du wolltest es doch von Louise O’Neill

Emma ist hübsch, beliebt und ihrer Macht gegenüber Jungs bewusst. Ihre Reize nutzt sie dementsprechend 
auch, um an Aufmerksamkeit zu gelangen. Sie lässt keine Sekunde aus, die Blicke auf sich ziehen zu lassen. 
Dafür muss sie nur knappe Sachen tragen, mal hier ein bisschen vom BH aufblitzen lassen, mal da ein bisschen 
Haut zeigen. Hinter ihrer Fassade ist sie unzufrieden mit ihrem Leben. Sie ist nicht so reich wie ihre Freundinnen,
die in Luxus baden, also fängt sie an die Lücke mit ihrem Zwang nach Aufmerksamkeit zu füllen. Auf einer Party 
eskaliert dies jedoch und so beginnt für sie ein hartes Leben als vermeintliche Schlampe, Nutte, ... 
[Foto Quelle: Carlsen Verlag]

Das Cover ist wunderschön und passend zum Thema. Das Buch kursiert durch sein heikles Thema bereits auf vielen Plattformen im Internet. Unter den Bücherbloggern ist das Buch eine totale Empfehlung und auch wenn die Meinungen überwiegend einstimmig sind, so wollte auch ich herausfinden, ob ich dem zustimmen kann. Da das große Thema in dem Roman die Vergewaltigung und Misshandlungen sind, gibt es sicherlich auch einige negative Meinungen im Internet. Weswegen ich selbst das Buch nicht richtig in eine der beiden Kategorien zuordnen kann, erfahrt ihr jetzt.

Emma ist die Protagonistin in diesem Roman, mir absolut unsympathisch und das direkt am Anfang. Sie ist eingebildet, von sich selbst eingenommen, selbstsüchtig und egoistisch. Die Autorin hat Emma genau so kreiert, um ihre Gefühle an den Leser näher zu bringen. Eine liebenswerte und unschuldige Protagonistin würde einen anderen Effekt erzielen, den die Autorin so nicht gewollt hätte. Klar ist Emma nicht komplett schuld an dem was ihr im Laufe des Buches widerfahren ist, aber eine gewisse Mitschuld hat sie dennoch.
Auch im Laufe der Geschichte wird sie mir nicht sympathischer, was mir das Lesen etwas erschwert hat.

Der Schreibstil ist ganz ok, nichts besonderes. Der Inhalt hingegen regt zum Nachdenken an. Die Geschichte um Emma wird auf eine ekelhafte und abscheuliche Art erzählt und hat mich an manchen Tagen nicht in Ruhe gelassen. Die Geschichte hatte mich einige Tage nach dem Lesen noch in den Fängen und durch die negativen Emotionen, die beim Lesen entstanden sind, Aggressionen aufwallen lassen. Denn das Ende war nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Die Eltern von Emma hatten ihre elterlichen Pflichten nicht übernommen und Emma mit ihrem Problem alleine gelassen. Ihr Vater war dabei der schlimmste, dicht gefolgt von seiner Frau. Allein ihr Bruder stand hinter ihr in dieser schwierigen Situation.
Emma konnte einen nur Leid tun, was man ihr auf der Party angetan hat und was darauf hin folgte war wie ein Spießrutenlauf für sie. Von Cybermobbing zu Slut-Shaming über Victim-Blaming.

Die Moral, die hier erzählt wird, finde ich persönlich so unangebracht für junge Leser, dass es mir schlecht wird. Wie kann man als Vater nur so extrem seine Pflichten vernachlässigen und selbst so selbstsüchtig sein, dass er sein Glück über das seiner Tochter stellt? Ebenfalls als Falsch anzukreiden ist Emmas Schuldzuweisung, selbst Schuld an all dem zu sein, was ihr widerfahren ist. Die Autorin macht es einen aber auch nicht leicht die Geschichte los zu lassen, denn das Ende ist meiner Meinung nach der Höhepunkt des Ganzen. Klar ist unser Rechtssystem nicht die Allerbeste und das die Schuldigen nicht immer das bekommen, was sie verdient haben, ist auch vollkommen klar. Aber hier wird einem vermittelt, dass das Opfer leer ausgeht, dass Emma selbst das Opfer sein wollte und die fehlenden Konsequenzen für die Täter haben mir in diesem Punkt schlicht weg gefehlt.
Die deutliche Erkennung, dass jeder Mensch Glück und Liebe verdient hat, dass er es Wert ist wie ein Mensch behandelt zu werden und es Wert ist zu leben, ohne seine Vergangenheit und die Taten zu seiner Schande zu machen, dass diese nicht das eigene Leben auf Dauer einnehmen sollte und man mit erhobenen Hauptes sein Leben weiterführen darf, fehlte hier vollkommen.

Man sollte für sich selbst einstehen können und für sein Recht kämpfen. Man sollte in solch einem Fall die Schuld nicht weiter nur bei sich suchen, sondern sich auch erlauben dürfen die Schuld bei den Tätern zu suchen und dass man nicht das Leben der Täter zerstört hat, sondern sie deines. Du aber dein Leben weiter leben kannst, mit der Hoffnung, dass es Bergauf geht.

Ich persönlich bin zwiegespalten, einerseits gab es tolle Stellen, aber auch Stellen die mir so gar nicht gefallen haben…
Die Umsetzung der Thematik ist klar gelungen, aber das Ende nicht das, was ich mir gewünscht hätte. Die Moral hinter der Geschichte finde ich fragwürdig und schlichtweg unangebracht. Die Geschichte ist nicht rosig, regt einen aber zum Nachdenken an. Mit einer unsympathischen Protagonistin könnte die Geschichte auf einige Leser stoßen, die das Buch nach einer Weile aus der Hand legen würden. Durch die Thematik und die mit Absicht negativ hervorgerufenen Gefühle, könnte die Geschichte einige abschrecken. Wer sich vom der Rezension aber angesprochen fühlt das Buch lesen zu wollte, sollte dies tun.

Titel: Du wolltest es doch
Genre: Jugendroman
Autor: Louise O’Neill
Verlag: Carlsen Verlag (© Cover)
ISBN: 978-551-58386-4
Preis: 18,00€

ACHTUNG! INFOS ZU DEN KOMMENTAREN, UM DER DSGVO GERECHT ZU WERDEN:
Wenn ihr ein Kommentar abschickt, erklärt ihr euch mit der Speicherung eurer Daten einverstanden, damit Missbrauch vermieden werden kann und den Überblick über die Kommentare zu behalten, werden Name, E-Mail, IP-Adresse, Zeitstempel und Inhalt des Kommentars gespeichert. Weitere Informationen findet ihr in der Datenschutzerklärung. Solltet ihr nicht damit einverstanden sein, hinterlasst kein Kommentar!

Advertisements