Rezension: Du oder die große Liebe von Simone Elkeles

Von Paperdreams @xGoldmarie

Autor: Simone Elkeles
Titel: Du oder die große Liebe
Teil einer Reihe? Ja, 3. Teil einer Trilogie
Taschenbuchausgabe: 384 Seiten
Verlag: cbt
ISBN-13: 978-3570308080
Preis: 8,99€
Originaltitel: Chain Reaction
Genre: Jugendbuch; Romance; Realität
Themen: Gangs; Gewalt; Vorurteile; Liebe; Angst; Selbstfindung
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«Manchmal gibt es Dinge, die man besser vergisst. Dass ich Luis geküsst habe, ist eins von ihnen. Na schön, es war nicht so übel, wie ich behauptet habe... in Wirklichkeit kann ich nicht aufhören, mir vorzustellen, es wieder zu tun. Aber das braucht er ja nicht zu wissen. Ich habe es geschafft, die ganze Woche in der Schule nicht mit ihm zu reden, was perfekt war. Bloß, dass es eine Menge Energie verschlingt, jemanden zu meiden, der unübersehbar ist.»
 [aus "Du oder die große Liebe" von Simone Elkeles; S. 136]
 Der Jüngste von dreien zu sein, hat zweifellos seine Vorteile. 
 Nach der traumatisierenden Trennung von Marco und dem daraus folgenden Verlust ihres ungeborenen Kindes, verliert Nikki ihr Vertrauen in die Männerwelt und schwört sich, nie wieder so leichtgläubig und naiv zu sein. Auch Luis hält nichts von festen Bindungen, da er sich voll und ganz auf seine schulische Ausbildung konzentrieren wollte, um sich nach dem Abschluss bei der NASA bewerben zu können. Als die beiden sich das erste Mal begegnen, werden all ihre Prinzipien jedoch schnell über Bord geworfen, denn Nikki hat mit ihrem Temperament eine ganz besondere Wirkung auf Luis und auch Luis scheint Nikki ihre Ängste vergessen zu lassen, bis er schließlich entgegen seiner Behauptungen und heimlich Mitglied der Latino Bloods wird und immer mehr in seine Vergangenheit gerät. Dabei verliert er nicht nur sich selbst und seine großen Ziele, sondern auch Nikkis Vertrauen und er bringt alle in Gefahr...
 Simone Elkeles' Schreibstil ist auch im dritten Band unverkennbar. Einfach, umgangssprachlich und nicht sonderlich tiefgründig, ist er leicht leserlich und alles andere als anspruchsvoll. Allerdings würde ein verschnörkelter Schreibstil die Geschichte stellenweise vermutlich noch kitschiger machen und daher ist er schon relativ gut gewählt, auch wenn er nicht immer schön zu lesen ist. Wie immer ist das Buch abwechselnd aus der Sicht von dem männlichen Protagonist, in diesem Fall Luis, und der weiblichen Hauptfigur, Nikki, beschrieben und der Schreibstil passt sich dem jeweiligen Charakter an.

Es gibt diese Bücher, die einen entgegen aller Erwartungen absolut begeistern können und von denen man am liebsten immer mehr verschlingen möchte. So hat mich vor ungefähr zwei Jahren Alex Fuentes absolut dahinschmelzen lassen und die Geschichte, in der es um Verführung, Gangs und Gefahr ging, war trotz gehäufter Klischees eine willkommene und lesenswerte Ablenkung. Allerdings ist weniger manchmal mehr und oftmals ist es besser aufzuhören, wenn es am schönsten ist, weil man sich sonst nur allzu leicht überfressen könnte. So hat Simone Elkeles drei Bücher über drei Fuentes-Brüder geschrieben und ist dabei leider immer auf ein und derselben Schiene geblieben.
Nach der Inhaltsangabe erwartete ich beim dritten und letzten Teil der Reihe eine etwas andersartige Geschichte und war enttäuscht, als diese sich so gar nicht von den vorherigen Teilen unterschied. Von Luis erwartete ich mir einen etwas besonneneren und rücksichtsvolleren Fuentes, der zwar immer noch einen ganz besonderen Charme, aber eben nicht dieses Machogehabe an den Tag legt. Dem war leider gar nicht so. Ganz im Gegenteil, obwohl Luis im Klappentext als zieleorientierter dargestellt wird als seine Brüder, kommt diese Charaktereigenschaft im Buch leider nur sehr selten glaubwürdig durch und hebt es somit auch nicht wirklich von den anderen Teilen ab.
Das heißt nicht, dass das Buch an sich schlecht war, nur irgendwie erwartete ich nach zwei (relativ) ähnlichen Teilen ein wenig Abwechslung, eine Steigerung, etwas, dass vielleicht ein wenig mehr heraussticht. Trotz der vielen Parallelen hatte ich wie immer Spaß mit dem Nesthäkchen Luis und Simone Elkeles versteht es wie eh und je eine prickelnde Spannung zwischen den beiden Charakteren zu schaffen und diese bis zum Ende hin zu erhalten. Dennoch fehlte dem letzten Teil, wie auch schon dem zweiten, diese perfekte Chemie, die noch im ersten Teil zu finden war und die dann (für mich) leider nach und nach verloren ging.
Das zählt auch für Alex und Carlos, die im dritten Teil ebenfalls ihre gewohnten Rollen einnehmen, denn irgendwie werden sie im Hintergrund stehend flach und wirken beinahe schon spießig. Was mir zwischenzeitlich auch etwas gegen den Strich geht, ist die Frauenrolle, die hier beinahe jede weibliche Figur, vor allen Dingen die jeweilige Protagonistin, einnimmt. Sie ist zumeist naiv, absolut unerfahren und wird auf irgendeine Art und Weise ausgegrenzt, wohingegen der jeweilige Fuentesbruder im Grunde immer als Held und Retter daherkommt. Positiv anzumerken ist aber, dass die Protagonistinnen gegen Ende dann doch immer eine tragende Rolle spielen, die dann aus diesem Frauenschema fallen, aber es ist dennoch sehr auffällig, dass Elkeles weibliche Figuren sich alle sehr ähneln - zumindest von den Charaktereigenschaften her.
Wie auch schon in den Vorgängern lebt die Geschichte von tiefer Liebe, Kitsch, Romantik und dem typischen Latinotemperament, dass das ein oder andere Mal mit Nikki und Luis durchbricht. Auch Dramatik und Herzschmerz kommen nicht zu kurz und wieder einmal haben die Latino Bloods ihre Finger im Spiel. Dieses Mal wird es sogar besonders verzwickt und der Handlungsstrang hebt sich ein wenig (wenn auch nur minimal) ab, wenn auch die Ganggeschichten langsam etwas plattgetreten sind. Natürlich gibt es mal wieder von allem zu viel und daher wirkt die Geschichte stellenweise alles andere als glaubwürdig, aber gerade dieser Charme hat die Bücher bisher für mich ausgemacht und sie auf verquere Art und Weise so lesenswert gemacht.
 Die große Liebe hat jeder Fuentes-Bruder nun endlich gefunden, auch wenn die Liebesgeschichten sich immer relativ ähnlich abgespielt haben. Wer noch nicht genug von den Latinos hat und wieder einmal dem mexikanischen Charme nicht wiederstehen kann, dem wird "Du oder die große Liebe" ganz sicherlich auch gefallen. Die vielen Parallelen könnten allerdings dazu beitragen, dass man sich irgendwann etwas langweilt und nach mehr Abwechslung sucht, trotzdem bekommt man wie immer viel Spaß, eine Menge Herzschmerz und viele Liebesschwüre geboten. Meiner Meinung nach ist der letzte Teil eindeutig schwächer als der erste, jedoch besser als der zweite Teil und somit ein gelungener Abschluss der Fuentes-Trilogie.


Simone Elkeles wurde am 24. April 1970 in Chicago, Illinois geboren. Sie absolvierte die High School in Deerfield, Illinois, einem Vorort von Chicago. Bald nach dem Studium begann Elkeles mit dem Schreiben für Jugendliche. Derzeit arbeitet sie parallel an drei Reihen. Ihren Debütroman »How to Ruin a Summer Vacation« – dem ersten Band der »How to Ruin Trilogy« – veröffentlichte sie 2006. Ihren internationalen Durchbruch erlangte sie jedoch 2008 mit dem ersten Band Ihrer »Perfect Chemistry Trilogy« der Anfang 2011 auch auf deutsch unter dem Titel »Du oder das ganze Leben« veröffentlicht wurde. [Quelle: Lovelybooks]
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