|Rezension| "Dreizehn Wünsche für einen Sommer" von Morgan Matson

| cbj | Klappbroschur | 512 Seiten | €14,99 | Amazon |


Ohne die strahlende Sloane weiß Emily nicht, wer sie ist. Alle kennen sie nur als Sloanes beste Freundin, aber wenn Sloane nicht dabei wäre, würde sich niemand an sie erinnern. Bis Sloane eines Tages spurlos verschwunden ist und nichts als eine Liste mit Aufgaben für Emily zurücklässt. In der Hoffnung, Sloane würde zurückkehren, wenn Emily alle Aufgaben meistert, beginnt sie damit die Liste abzuarbeiten und muss schon bald feststellen, dass viele Dinge eine große Überwindung erfordern. Und dann ist da noch Frank Porter, der in diesem Sommer ganz anders ist, als in der Schule und ihr helfen will, die Liste abzuarbeiten...
Morgan Matsons Bücher sind wie ein altes, verrostetes Auto, das manchmal nicht richtig anspringen will, unglaublich eigenwillig ist, viel Charakter besitzt und dann doch fährt, als hätte es nie etwas anderes getan. Und dieser Vergleich bietet sich nicht nur darum an, weil in "Dreizehn Wünsche für einen Sommer" tatsächlich ein Auto vorkommt, das auf diese Beschreibung durchaus zutrifft, sondern auch, weil der Vergleich schlichtweg wahr ist. Auf den ersten Metern stottert die Geschichte ein wenig vor sich hin, man scheint jede Bodenwelle zu spüren und manchmal würgt sie sogar ab, aber wenn man einmal eine bestimmte Entfernung zurückgelegt hat, fühlt es sich an, als würde man nur so dahingleiten. Alte Autos haben ihre Macken, Morgan Matsons Bücher auch, aber genau das macht sie auch gleichzeitig so liebenswert und vor allen Dingen echt. "Dreizehn Wünsche für einen Sommer" ist ein Buch, in dem keiner wirklich perfekt ist und eines, das sich für mich mit Startschwierigkeiten präsentierte und dann zu einer Wohlfühlgeschichte wurde, die vor allen Dingen eins hat: Charakter.
Klappentext, Titel und Cover lassen schon vermuten, dass es sich bei dieser Geschichte um eine Sommerlektüre handelt, so wie man es von Morgan Matsons Büchern inzwischen sicherlich schon gewohnt ist. Tatsache ist aber, das mehr zwischen den Seiten steckt - viel mehr. Wer nur eine lockerleichte Sommergeschichte erwartet, wird hier oft mit ernsteren Themen überrascht, die aber nie so schwer werden, dass sie ins Dramatische übergehen - ganz im Gegenteil: die Geschichte bleibt auf dem Teppich, das Leben könnte sie geschrieben haben. Neben dem Hauptthema Freundschaft spielen immer wieder auch Themen mit in die Geschichte ein, die das Bild ein wenig verdüstern, aber dann wieder durch Erlebnisse und Gedanken aufgelockert werden. "Dreizehn Wünsche für einen Sommer" ist herzerwärmend und schön, voller Freundschaft und Liebe und Selbstfindung. Man hat das Gefühl gemeinsam mit Protagonistin Emily über sich hinaus zu wachsen und mehr zu werden, als man ist.
Und das scheint wirklich zu stimmen, denn wenn Emily auf den ersten Seiten der Geschichte noch relativ kühl und unnahbar wirkt, so entwickelt sie sich mit jedem Wort mehr und mehr zu einer ganz eigenständigen Figur, die man ins Herz schließen kann. Das merkt man sogar am Schreibstil und ihren Gedanken, die immer offener und wärmer werden. Die Geschichte lebt durch die vielen Figuren, allen voran die Gruppe um Emily, Frank, Dawn, Collins und natürlich Sloane, die aktiv jedoch nur selten vorkommt (schließlich ist sie verschwunden!). Die Nebenfiguren sind hier so liebevoll und detailreich gezeichnet und vor allen Dingen so eigenständig, dass man immer wieder neue Dinge über sie lernen kann. Gerade die Freundschaft, die hier im Mittelpunkt steht, war eine willkommene Abwechslung. Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, aber die entwickelt sich angenehm ruhig und langsam, sodass man sie zwar erahnen, aber immer noch genießen kann.
Was mir am Ende ein bisschen gefehlt hat, ist die Auflösung einiger Dinge, die irgendwie nicht mehr erwähnt wurden. Was ist beispielsweise mit Dawn und Collins? Hat das Stück von Emilys Eltern Erfolg? Während am Anfang alles etwas Zeit braucht, um sich zu entfalten, scheint es Matson am Ende etwas eilig gehabt zu haben, sodass ich etwas enttäuscht war, dass ich das Buch mit vielen offenen Fragen beenden musste. Natürlich kann man sich seinen Teil denken, aber ich hätte es - nach den vielen unausgesprochenen Dingen - schön gefunden, wenn es noch eine letzte Szene mit allen zusammen gäbe, die noch einmal endgültig gezeigt hätte, dass alles in Ordnung ist. Abgesehen von den kleinen Startschwierigkeiten und den offenen Fragen am Ende gibt es aber tatsächlich nichts, was ich zu bemängeln hätte, denn "Dreizehn Wünsche für einen Sommer" ist nun einmal, was es ist: Eine Geschichte aus dem Leben. Und wann ist das schon perfekt?
Dreizehn Dinge, die für "Dreizehn Wünsche für einen Sommer" sprechen? Nichts leichter als das! 1. Warmherzigkeit - bei manchen Szenen geht einem einfach das Herz auf, 2. Freundschaft - und zwar in den unterschiedlichsten Facetten, 3. Sommerfeeling (auch im Herbst!), 4. Eine Liste, die abgearbeitet werden muss - wer liebt keine Listen?!, 5. eine kleine, aber feine Liebesgeschichte, 6. unzählige Playlists, mit denen man sich das Buch akustisch näher bringen kann, 7. Familienprobleme/themen - unterschiedliche Familien werden gezeigt, aber nicht bewertet, 8. ganz toll gezeichnete Nebenfiguren (Dawn & Collins & Beckett zum Beispiel!), 9. eine sympathische Protagonistin, die sich merkbar entwickelt, 10. eine exzentrische beste Freundin, die auch ihre Geheimnisse hat, 11. es ist nicht perfekt, aber es hat Charakter!, 12. liebevolle Running Gags, 13. Morgan Matson! Ganz ehrlich, die Frau schreibt einfach schöne Bücher!

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