von lesenundmehr in Bücher, Rezension Schlagworte: Buch, Liebe, Oldigor, Rezension, Rezensionsexemplar, Roman, Schicksal
Inhalt
Zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine Frau in den Zwängen gesellschaftlicher Konventionen. Und ein Ereignis, das zwanzig Jahre zurückliegt. Dies ist der Auftakt zu einer Reise in die Vergangenheit – einer Reise, die von den Beteiligten bisher gemieden wurde. Aus Furcht vor der Gegenwart.
Jan Graf, 47-jähriger Sportpilot, mehrfach geschieden und kinderlos, hat wegen eines Herzfehlers seine Fluglizenz verloren. Kurzerhand verkauft er seine Cessnas sowie den Rest seiner Shuttleservicefirma, und reist auf die Île d’Ouessant, jene französische Atlantikinsel, auf der er vor zwanzig Jahren Manon zurückließ – die einzige Frau, die er jemals liebte.
Kaum angekommen, schreibt er seinem zwei Jahre älteren Bruder Christian Haller, einem verheirateten Grundschullehrer und Vater eines Sohnes – der erste Kontakt zwischen den Männern seit zwei Jahrzehnten. Als Christian den Brief erhält, steht sein Entschluss fest: Er nimmt das nächste Flugzeug.
Der Text blendet immer wieder in die Vergangenheit. Die Ferien von damals endeten in einer Tragödie, die Familien zerstörte und die Liebe zweier Menschen zueinander unmöglich machte.
Vor der rauen Kulisse der bretonischen Insel, deren Klima so unberechenbar ist, wie die menschliche Seele, prallen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander. Die Zeit alleine kann keine Wunden heilen. Dennoch stellen sich alle Beteiligten nur eine Frage: Kann es einen Neuanfang geben? (Quelle: oldigor)
Meinung und Fazit
Anfangs wusste ich nicht genau was mich erwartet. Laut Inhaltsangabe konnte es ein Schicksalsroman, eine Liebes- oder Lebensgeschichte werden, doch ich musste bald erkennen, dass es eine gute Mischung aus allem ist, die mich fesselte und nachhaltig zum Nachdenken anregte.
Der Roman hat es dabei garnicht nötig besonders spannend oder anderweitig reißerisch zu sein. Er glänzt durch die leisen Töne, die zumeist in Form von Gedankengängen eines in die Jahre gekommenen Mannes (Jan Graf) angeschlagen werden. Irgendwie war er mir in seiner etwas introvertierten Art sehr sympathisch. Obwohl er scheinbar ein klares Ziel vor Augen hat, wirkt er manchmal verunsichert und gehemmt. Warum das so ist wurde mir langsam im Verlauf des Romans klar, denn seine Vergangenheit wird Stück für Stück in eingefügten Rückblenden aufgearbeitet. Mit der Zeit setzte sich somit ein lückenloses Bild zusammen, welches mich klarer sehen und verstehen lies.
Der Autor machte es mir durch seinen Schreibstil wunderbar leicht der Geschichte zu folgen. Seine Stärken lagen dabei in der sehr bildhaften Darstellungen der Umgebung und Personen. Stück für Stück bauten sich die einzelnen Szenarien in meinem Kopf auf, und das Zusammenspiel der Hauptfiguren passte sich sehr gekonnt ein.
Zurück bleiben gleich mehrere Erkenntnisse. Das Handeln des Einzelnen beeinflusst i.d.R. nicht nur dessen Leben, sondern es werden zwangsläufig auch andere Personen tangiert – mal mehr, mal weniger stark. Das Buch beinhaltet für mich zudem eine Aufforderung mehr miteinander und weniger übereinander zu reden. Außerdem zeigt die Geschichte sehr deutlich, dass man die Vergangenheit zwar nicht ändern kann, dass sie aber nicht zwingend die Zukunft bestimmen muss.
Trotz dieses Resümees hebt der Autor keineswegs den „pädagogischem Zeigefinger“. Er hat lediglich einen wunderbaren Roman geschaffen, welcher durch nachdenkliche, nachhaltige Töne besticht.
Der Autor
Markus Thiele, 1971 in Hildesheim geboren, ist hauptberuflich als selbständiger Rechtsanwalt in Göttingen tätig. Mit seiner Ehefrau und seinen beiden Kindern lebt er auf dem Land – für ihn der Ort, an dem er den nötigen Ausgleich zum oftmals turbulenten Berufsalltag findet. Mit dem Schreiben begann er 2007 während eines Provenceurlaubs. Schon länger hatte ihn der Wunsch verfolgt, prosaische Kurz- als auch längere Texte zu verfassen. Als der Startschuss gefallen war, entstand ein erstes Romanmanuskript.
Zahlreiche Kurzprosa folgte, 2009 erhielt er für einen seiner Texte den „Wiener Werkstattpreis“, 2012 folgte der Publikumspreis des Kulturpreises der Stadt Göttingen. Mehrere seiner Werke wurden in Anthologien veröffentlicht.
2010 begann er die Arbeiten zu Dreizehn Tage am Meer. Am Ende stand der Roman, wie er nun (2013) im Oldigor Verlag veröffentlicht wird.
Schreiben ist für Markus Thiele das Abbilden von Wirklichkeiten. Das Schwierige ist nur, so sagt er, dass es so viele verschiedene davon gibt. Als Anwalt ist er ständig in Kontakt mit unterschiedlichsten Menschen, teilweise mit geradezu skurrilen Charakteren – eine Möglichkeit, in die Untiefen und Tiefen der menschlichen Seele zu blinzeln. Seine Texte sind keine juristisch konnotierten, sind keine Krimis oder gar Gerichtsdramen. Seine Geschichten haben den Menschen zum zentralen Inhalt, dessen Gefühle, Ängste und Freuden und die Verhältnisse zu den Mitmenschen. Und so zitiert Thiele immer wieder gern seinen Lieblingsautor Siegfried Lenz: „Ich brauche Geschichten, um die Welt zu verstehen.“ (Quelle: Oldigor)
Buchdaten
Ausgabe: Taschenbuch
Seiten: 251
ISBN: 978-3-943697-56-8
Erscheinungsdatum: 7. März 2013
Ausgabe: eBook
ISBN: 978-3-943697-57-5
Erscheinungsdatum: 19. Februar 2013
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