[Rezension] Die Zufälle des Herzens (Juliette Fay)

Juliette Fay: Die Zufälle des Herzens [Rezension] Die Zufälle des Herzens (Juliette Fay)Ein wunderbares Buch mit einem Cover, das mich von Beginn an entzückt hat. Ich mag solche Kulissen im Vintage-Stil total gern. Und in gewisser Hinsicht deutet das Cover an, was die Handlung des Romans unterstreicht: unter der obersten Lackschicht - dem schönen Schein - verbirgt sich die wirkliche Persönlichkeit - verletzlich, Schutz suchend, rebellisch - ganz wie es einem beliebt. Denn abgesehen davon, dass ich mich hervorragend unterhalten gefühlt habe, vermittelt die Geschichte auch echte und absolut greifbare Werte der (Zwischen-) Menschlichkeit, in die ich vieles mir Bekannte einordnen konnte.Mein Dank geht an LovelyBooks und den Goldmann Verlag, für die Möglichkeit dieses Buch im Rahmen einer Leserunde entdecken zu dürfen!


~ Rezension ~
Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen ...... dieses Motto tritt vollends auf die neue Lebenssituation der Dana Stellgarten zu. Frisch geschieden und nun alleinerziehende Mutter zweier unter der Trennung leidender Kinder; ohne feste Arbeit, aber dafür engagiert in der ehrenamtlichen Nachbarschaftshilfe; eine Obhut gebend für ihre flügge werdende Nichte, obwohl sie somit den Groll ihrer Schwester heraufbeschwört. Dana weiß nicht, wo ihr der Kopf steht, denn eine Hiobsbotschaft löst die andere ab. Und dann wäre da noch diese sich anbahnende Romanze, die ihre Gefühle gänzlich Roulett spielen lässt. Zukunftsängste und Selbstzweifel umzingeln Dana, doch dann kommt ein Zufall zum anderen und sie wird allmählich mutig.So dezent der Die Zufälle des Herzens auf den ersten Blick daherkommen mag, so sehr hat der Roman es dann in sich. Juliette Fay gelingt es die Momentaufnahmen des Lebens - ob schwarz oder weiß - einzufangen und mithilfe einer sehr besonderen Familie lebendig werden zu lassen.Die Geschichte, die durch Facettenreichtum glänzt, holt ihre Leser mit ins Boot. Alles andere als aufgesetzt präsentiert die Autorin menschliche Schwächen und Stärken, Irrtümer und Eingebungen. Der bittersüße Beigeschmack entsteht vor allem durch das aus den Fugen geratene Seelenleben der Kinder. Ihre Art mit Kummer und Schmerz umzugehen, beschreibt die Autorin lebensecht und unter die Haut gehend. Dabei nimmt sie sich Problematiken wie Essstörung, Verlustangst und dem stummen Ruf nach Aufmerksamkeit an.Das Potpourri der Charaktere zieht einen als Leser förmlich mit in den Sog der Handlung hinein. Der ganz normale Alltag einer liebenswert-chaotischen Familie wird in den Mittelpunkt gerückt, wobei diese herrliche Alltäglichkeit keinesfalls verstaubt daherkommt, sondern vielmehr vor Lebendigkeit, Aufbegehren und Aha-Momenten flirrt. Echte Sympathieträger waren für mich vor allem Nichte Alder und ihre neue beste Freundin Jet, zwei Teenager auf Abwegen, aber geführt von ihren Herzen aus Gold. Zu einer echten Perle macht dieses Buch in meinen Augen die Mischung aus Fingerspitzengefühl und Gesellschaftskritik, Zurückhaltung und Wagemut, Eingeständnis und Neuanfang. Juliette Fay zeigt, dass auch Bilderbücher einen Riss bekommen können. Wird die Seite geklebt, ist sie nicht mehr wie neu, allerdings nicht weniger liebenswert. Eine Moral, die zwischen den Zeilen mitschwingt, während die humorvolle und von filigranen Eigenheiten gespickte Geschichte in erster Linie eines tut, den Leser köstlich zu unterhalten.FZIT: Berührend. Familiär. Bestärkend.


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