[Rezension] Die Wahrheit meines Vaters || Jodi Picoult

Von Janine Ruppel @janinesbuchwelt

Inhalt

Delia Hopkins verbrachte eine glückliche Kindheit, daran bestand bisher nie ein Zweifel. Doch als eines Tages die Polizei ein schreckliches Geheimnis über ihre Familie offenbart, holt eine Vergangenheit Delia ein, von der sie nicht einmal wusste, dass es sie gab.
Jodi Picoult erzählt die zutiefst berührende Geschichte einer Frau, und es gelingt ihr, den Wert der Erinnerung und der Liebe fühlbar zu machen.

Meine Meinung

Von Jodi Picoult sind wir Leser es ja gewohnt, dass sie ihre Bücher mit schwereren Thematiken schmückt. So ist es auch in „Die Wahrheitmeines Vaters“. Es geht um Familiengeheimnisse, Alkoholsucht und Lügen, um Recht und Gerechtigkeit, Magie und Indianer. Ein breites Spektrum, welches auf knapp 530 Seiten abgehandelt werden möchte.Leider möchte Picoult hier zu viel, die Themenvielfalt ist einfach zu groß und zu breit gefächert, als dass eines davon tiefgründiger behandelt werden könnte. Das große „Geheimnis“ wird ziemlich zu Anfang schon aufgelöst. An sich wäre das gar nicht mal so schlimm, wenn darauf hin noch mehr Drama folgen würde. Das war nicht der Fall.
Wie gewohnt, präsentiert uns die Autorin die Geschichte aus der Sicht mehrerer Charaktere. Keiner davon kann meiner Meinung nach als Protagonist bezeichnet werden, da sie alle mehr oder weniger ihre eigene Geschichte mitbringen. Das ist auch mein Problem gewesen. Jeder schaut hauptsächlich auf sich selbst und sein Wohlergehen, da bleibt die eigentliche Handlung schon mal auf der Strecke. Es ist ein arges Durcheinander an Erzählsträngen, da zwischenzeitlich auch Personen auftauchen, bei denen ich mich im Nachhinein frage, was sie zur Handlung beigetragen haben bzw. beitragen sollten. An solchen Stellen wäre mir eine Erläuterung der Autorin ganz lieb, einfach um nachvollziehen zu können, was sie uns vermitteln wollte.
Einige Kapitel wurden unnötigerweise zu sehr ausgeschmückt oder zu detailliert beschrieben. Auch hier bleibt die Frage nach dem „Warum?“, weil es der Handlung keinen Fortschritt gebracht hat. Umso ärgerlicher war es für mich, dass bei all den Details, die zur Geschichte nichts beigetragen haben, die Gefühlsebene vollkommen ausgeblendet wurde. Es ist nicht so, dass hier Gefühlsduselei angebracht gewesen wäre, aber in Anbetracht des Buchthemas wären Gefühle an diversen Stellen schon notwendig gewesen. Schade, dass die Autorin das völlig übergeht, das hätte alles ein bisschen authentischer gemacht. Schließlich erzählt sie von Menschen und nicht von Robotern.
Einen Pluspunkt gibt es für Picoults Schreibstil. Das Buch lässt sich flüssig lesen, Seite um Seite verflog geradezu. Das Thema des Buches ist an für sich sehr interessant und man hätte da doch noch eine ganze Menge mehr herausholen können. Somit gibt es für die Grundidee auch ein Lob.
Das Ende war absehbar und hielt für mich keinerlei Überraschung bereit. Aber auch hier wieder die Kritik an dem statischen Ablauf der Ereignisse, ohne Gefühlsregungen, ohne Emotionen. Das wirkt aufgesetzt und nicht ehrlich.

Fazit

Manchmal sollte man sich auf das Wesentliche konzentrieren und bei 1-2 Erzählsträngen bleiben, diese dafür aber gründlich abhandeln, anstatt alle im Kopf umher schwirrenden Ideen in ein Buch zu packen. Somit kann ich von „Die Wahrheit meines Vaters“ nur als Flop des Monats sprechen, welches sicher nicht allzu lange in meiner Erinnerung bleiben wird.