Mir kommt so ziemlich alles abhanden.
Eliza kann es glauben: Die 318ern - die Clique, in der ihr Exfreund Cooper ist - haben ihr Tagebuch gestohlen und erpressen sie nun damit, weil Eliza unschöne Dinge über Cooper im Internet veröffentlicht hat. Um ihr Tagebuch zurückzubekommen, bekommt sie von den 318ern unterschiedliche Aufgaben gestellt, in denen sie sich den Ängste, die sie in ihrem Tagebuch notiert hat, stellen muss. Blöderweise geht dabei so einiges schief und als wäre das Chaos noch nicht perfekt, greift Cooper immer wieder ins Geschehen ein, dabei hatte Eliza sich doch geschworen nie wieder mit ihm zu reden...
Lauren Barnholdt schreibt in dieser wunderbar leichten, fetzigen und charmanten Art, die dafür sorgt, dass sich das Buch flüssig und schnell lesen lässt. Dramatische Situationen weiß sie gekonnt aufzulockern und passt den Schreibstil gut an ihre Protagonistin an. So benutzt diese in jugendlicher Art des öfteren Aufzählungen à la a), b) und c) und die Worte "Mal ehrlich" findet man auf jeder Seite mehrere Male. Also mal ehrlich, das hat mich nach einiger Zeit schon etwas gestört, da dem Schreibstil dadurch viel an Tiefe und Reife fehlte. Dennoch gefiel mich die locker-leichte und erfrischende Art größtenteils sehr gut, auch wenn ich denke, dass hier eher eine jüngere Zielgruppe angesprochen wird.
Anständige Mädchen gehen im Hellen nach Hause. Eliza und ihre Freundinnen auch. Nur das "hell" in diesem Fall bedeutet, dass der nächste Tag angebrochen ist. Und dazu haben sie auch allen Grund, denn in einer Nacht kann viel geschehen und dieses Buch ist mal wieder so eines, bei dem man von Anfang an weiß, wie diese Nacht ausgehen wird. Da mich das bei Barnholdts erstem Buch aber auch nicht störte (ganz im Gegenteil), stürzte ich mich in die verrückteste Nacht von Elizas Leben und fand heraus, dass verrückte Nächte ganz schön ereignisreich sein können, dass man dreitausend Klischees in einem Buch finden kann und dass ich mich definitiv lieber auf einen "Love Trip" begebe, als noch einmal eine verrückte Nacht mit Eliza zu verbringen - aber der Reihe nach.
Der Anfang des Buches hat mich direkt in Elizas Welt geworfen, mich ihrer (mir ebenfalls bekannten) Schusseligkeit und auch ihren nervigen, aber dennoch sympathischen besten Freundinnen näher gebracht, die immer einen Schuss Witz in die Geschichte bringen und auch der Plot weckte mein Interesse, auch wenn ein geklautes Tagebuch und eine Nacht voller Mutproben nun wirklich nicht das Rad neu erfinden. Aber gut, solange es gut umgesetzt ist, lässt sich (fast) jede Idee gut neu umsetzen, nur leider gelingt das Frau Barnholdt nicht ganz, denn irgendwie wurde ich nicht warm mit der Geschichte und den Figuren.
Vielleicht liegt es daran, dass die gewisse Spannung zwischen den Figuren fehlte, die ich in "Love Trip" so geliebt habe. Zwar trifft die Protagonistin hier auch auf ihren Exfreund, aber das war lang nicht so unterhaltsam, wie es noch zwischen Jordan und Courtney war. Irgendwie fehlte die Chemie und auch die Gefühle zwischen den Beiden waren mir irgendwie ein kleines Rätsel, was vermutlich daran liegt, dass man kaum etwas von ihrer gemeinsamen Vergangenheit erfährt, die zwar manchmal angeschnitten, aber dann wieder zu Seite geschoben wird, was ich sehr schade fand. Kleine Flashbacks wären hier dann und wann angebracht gewesen, um den Leser an die Figuren zu bringen. Generell hat die Geschichte die große Schwäche, dass sie Themen und Probleme, die im Grunde interessant wären, nur anschneidet. Das Verhältnis zwischen Eliza und ihrer Schwester beispielsweise hätte eine gute Basis für eine Geschichte gegeben, ebenso wie Elizas Ängste und dem Buch womöglich mehr Tiefe verliehen, doch hier wurde viel Potenzial vertan...
...welches stattdessen an Klischees verschwendet wurde. Die findet man hier leider zuhauf, auch wenn es oft mit einem Augenzwinkern verbunden ist. Vieles wirkte einfach überspitzt und unglaubwürdig, der Geschichte fehlte an Dreidimensionalität und Herzblut. Auch der Humor kam etwas zu kurz; zwar brachte mich die ein oder andere Situation zum Schmunzeln, aber ich bin von der Autorin einfach so viel besseres gewohnt, dass der Funke nicht überspringen wollte, so sehr ich es versucht habe. Dennoch liest sich das Buch flüssig und schnell und obwohl man weiß, wie es ausgeht, fühlt man dich trotzdem dazu verpflichtet, es noch einmal Schwarz auf Weiß zu erfahren.
So verrückt die verrückteste Nacht von Elizas Leben auch sein mag, ins Herz trifft sie jedenfalls nicht. Da kann sie noch so schicke High Heels tragen, der Funke sprang hier leider nicht über. Zwar mochte ich den frischen und fetzigen Ton, aber der reicht nicht aus, um aus dem Buch ein Highlight zu machen. Viele Themen werden angeschnitten und nicht ausgeführt, was der Geschichte aber wahrscheinlich sehr viel mehr Tiefe gegeben hätte und so trifft man auf eine ganze Menge verschenkte Potenzial und findet sich in so mancher verzwickter Situation wieder, die meine Leselust zwar nur bedingt aufrecht erhalten konnte, aber dennoch für etwas Unterhaltung sorgte. Ansonsten ist dieses Buch wohl etwas für eine jüngere Zielgruppe. Wer dennoch nach einer frischen und leichten Lektüre MIT Tiefgang sucht, der sollte sich Frau Barnholdts "Love Trip" mal ansehen, denn sein wir doch mal ehrlich: Wer braucht schon verrückte Nächte, wenn er den Fahrer (verbotenerweise) küssen kann?
Lauren Barnholdt lebt in Waltham, Massachusetts und schreibt Jugendbücher für junge Erwachsene. Love Trip ist das erste Buch von ihr, dass ins Deutsche übersetzt wurde. Andere ihrer Bücher (die hoffentlich auch bald übersetzt werden) sind: Watch me, Aces Up oder Sometimes it happens.
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