Rezension: Die Stadt der Sehenden von José Saramago


"Die Stadt der Sehenden" ist der zweite Teil einer Erzählung von José Saramago. Um diesen zu verstehen muss man den ersten Teil nicht zwingend gelesen haben. Ich empfehle es dennoch, denn mir persönlich hat der erste Teil besser gefallen.
In der namenlosen Hauptstadt des Landes, das vor vier Jahren von einer plötzlichen Blindheitsepidemie heimgesucht wurde, geschehen erneut kuriose Dinge. Bei den Wahlen ist die Stimmbeteiligung extrem niedrig und diejenigen, die ihre Stimme in die Urne gelegt haben, haben vorwiegend leere Stimmzettel abgegeben. Die Regierung beordert Neuwahlen an, doch dort fällt das Resultat noch deutlicher aus: 83% haben weiss gewählt, die bisherige Regierung verliert ihre Legitimation. Die Politiker sind verzweifelt und wissen nicht mehr weiter. Sie wenden verschiedene Massnahmen an, lancieren gar einen Bombenanschlag auf die Bahnhof der Stadt, rufen den Belagerungszustand aus und überlassen kurz danach die Stadt ihrem Schicksal. Doch alles hilft nichts. Die Hauptstadtbevölkerung hat die Lage im Griff. Doch plötzlich bietet sich der Regierung die Chance, einen Sündenbock für ihr eigenes Versagen zu finden. 
Demokratie oder Diktatur?José Saramago erzählt in "Die Stadt der Sehenden", was passieret, wenn es in einem demokratischen System zu einer Revolution auf legalem Wege kommt. Es ist erschreckend zu sehen, wie plausibel und anschaulich Saramago die Handlungen und Entscheide der Regierung darstellt. In seiner Erzählung ist die Regierung nur darauf aus, die Macht zu bewahren und ist dafür gewillt, die Gesetze und die Grundwerte der Demokratie mit Füssen zu treten. Sie greift mit einem Bombenanschlag ihre eigene Bevölkerung an, verbreitet Lügen, manipuliert die Massenmedien und führt zudem eine strenge Zensur ein. Die Bevölkerung, die sich nichts zu schulden hat kommen lassen, ausser von ihrem Recht, leere Stimmzettel in die Urne zu legen, Gebrauch zu machen, wird belagert. Der Protest aus den eigenen Reihen, wird von der Regierung nicht beachtet, die Rücktritte zweier Regierungsmitglieder werden stillschweigend mit bestehenden kompensiert. Die Demokratie verwandelt sich innerhalb kürzester Zeit in eine Diktatur, die vor nichts zurückschreckt, um an der Macht zu bleiben und für ihr eigenes Versagen einen Sündenbock zu finden.

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