Rezension | "Die Sieben Schwestern" von Lucinda Riley

| Goldmann | Hardcover | 544 Seiten | €19,99 | Amazon |


Maia ist die älteste von sechs Schwestern, die alle von ihrem Vater adoptiert wurden, als sie sehr klein waren. Sie lebt als Einzige noch auf dem herrschaftlichen Anwesen ihres Vaters am Genfer See, denn anders als ihre Schwestern, die es drängte, draußen in der Welt ein ganz neues Leben als Erwachsene zu beginnen, fand die eher schüchterne Maia nicht den Mut, ihre vertraute Umgebung zu verlassen. Doch das ändert sich, als ihr Vater überraschend stirbt und ihr einen Umschlag hinterlässt – und sie plötzlich den Schlüssel zu ihrer bisher unbekannten Vorgeschichte in Händen hält: Sie wurde in Rio de Janeiro in einer alten Villa geboren, deren Adresse noch heute existiert. Maia fasst den Entschluss, nach Rio zu fliegen, und an der Seite von Floriano Quintelas, eines befreundeten Schriftstellers, beginnt sie, das Rätsel ihrer Herkunft zu ergründen. Dabei stößt sie auf eine tragische Liebesgeschichte in der Vergangenheit ihrer Familie, und sie taucht ein in das mondäne Paris der Jahrhundertwende, wo einst eine schöne junge Frau aus Rio einem französischen Bildhauer begegnete. Und erst jetzt fängt Maia an zu begreifen, wer sie wirklich ist und was dies für ihr weiteres Leben bedeutet ...

"Die Sieben Schwestern" ist wie eine kleine Weltreise und zeigt einmal mehr, dass man sich nicht unbedingt vom Fleck bewegen muss, um ferne Länder zu erkunden. Lucinda Riley malt farbenprächtige und lebendige Portraits der Handlungsorte und erzählt eine leidenschaftlich-tragische Liebesgeschichte in der Binnen-, und eine geheimnisvolle Gegebenheit nach der anderen in der Rahmenhandlung. Damit ist "Die Sieben Schwestern" der faszinierende Auftakt einer siebenteiligen Reihe und serviert dem Leser mit kleinen Schwächen eine traumhaft schöne Geschichte vor einer ebenso traumhaften Kulisse, die ständig wechselt und dadurch nur noch farbenfroher und schöner wird.
Dabei schafft es Lucinda Riley mit ihrem angenehm und flüssig lesbaren Schreibstil, dass man ganz unerwartet in die Geschichte fällt und sich berieseln lässt, obwohl negativ anzumerken ist, dass ich ihre Art, Dialoge zu schreiben ab und zu ein wenig hölzern und gestelzt finde - manchmal funktioniert es ganz gut, aber irgendwie wirkt es manchmal sehr abgehackt und abrupt, was die Glaubwürdigkeit der Figuren etwas eindämmt und auch den Lesefluss stört. Was Beschreibungen von Gefühlen und Landschaften angeht, ist sie allerdings sehr groß und schafft es, die Orte und Emotionen perfekt an den Leser zu bringen, sodass ich manchmal das Gefühl hatte, tatsächlich in Rio am Meer zu stehen und die Hitze auf der Haut zu spüren.

Die Geschichte ist, wie von Riley gewohnt, sehr dramatisch, traurig und voller Wendungen, aber auch spannend und schön, sodass man immer wissen muss, wie es weitergeht. Obwohl ich sonst die Binnenhandlung in der Vergangenheit präferiere, wollte ich in "Die Sieben Schwestern" vielmehr wissen, was das Geheimnis um die Adoption der Schwestern ist, was allerdings in diesem Buch noch nicht geklärt wird. Die Handlung um Izabela in der Vergangenheit wirkt in meinen Augen zwar authentischer, ist aber auch nicht ganz so originell und kreativ, denn letztlich ist schnell klar, worauf sie hinauslaufen wird. In dem Fall bin ich wirklich sehr gespannt, wie sich das Geheimnis um die Adoption in den Folgebänden klären wird, denn bisher stehe ich wirklich im Dunkeln, was die Lösung angeht.
Wenn auch oft sehr glatt, so sind doch Rileys Figuren immer faszinierend und bieten allerhand Geheimnisse und Wärme. Maia beispielsweise habe ich schnell ins Herz geschlossen, ebenso wie Izabela. Von den meisten anderen Figuren erfährt man nicht sonderlich viel, was ein weiterer Pluspunkt für den Reihenauftakt ist, denn er macht definitiv neugierig, mehr zu erfahren. Gerade einige der Schwestern haben mich stutzig gemacht, sodass ich mehr über sie erfahren möchte.

Mit der ältesten der sechs (ja, es sind wirklich nur sechs!) Schwestern erlebt man eine kleine Weltreise - im tatsächlichen, aber auch im geschichtlichen Sinne und erkundet dabei nicht nur Genf, sondern auch Paris und Rio de Janeiro. Lucinda Riley malt meisterhaft farbenfrohe Portraits der Handlungsorte und auch wenn sie dann und wann an den Dialogen scheitert, machen das ihre liebenswerten Figuren mehr als wett. Dieses Mal schafft Riley, auch mit der Rahmenhandlung zu überzeugen und vor allen Dingen Lust auf mehr zu machen - schließlich ist "Die sieben Schwestern" der Auftakt einer siebenteiligen Reihe und scheint noch so einiges zu bieten zu haben. Eine klare Leseempfehlung, wenn man dramatische Familiengeschichten mit viel Liebe, Wärme und fremden Ländern mag.


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