[Rezension] Die Seelen der Nacht (All Souls 1) von Deborah Harkness


[Rezension] Die Seelen der Nacht (All Souls 1) von Deborah Harkness"Es beginnt mit Mangel und Verlangen.Es beginnt mit Blut und Angst.Es beginnt mit einem Hexenfund."
Diana Bishop ist nicht nur Historikerin mit Leib und Seele, in ihr fließt auch das Blut eines alten und mächtigen Hexengeschlechts. Seit dem grausamen Tod ihrer Eltern unterdrückt Diana ihre Kräfte so gut sie kann und hat der Hexerei größtmöglich den Rücken zugewandt.
Bei ihren Studien in Oxford bekommt sie ein mysteriöses magisches Hexenbuch in die Hände und fortan ist es ihr unmöglich, ihre Wurzeln zu verleugnen. Seit über 150 Jahren war das Manuskript verschwunden und mit dem Moment, als Diana es in den Händen hält, ist jede Hexe, jeder Dämon und auch jeder Vampir hinter ihr her, um das geheime magische Wissen zu entschlüsseln.
Doch ein Vampir scheint Diana helfen zu wollen. Matthew Clairmont, ebenfalls Akademiker und zudem mit der Lebenserfahrung von 1500 Jaren gesegnet, will mit ihr die düstern Gestalten bekämpfen und zudem ihre Macht entfesseln. Aus anfänglich großer Abneigung wird Sympathie, was die Sache allerdings noch kritischer macht, als sie ohnehin schon ist. Der Konvent der magischen Wesen, die Kongregation, verbietet das Mischen der Rassen und verfolgt Diana und Matthew nur um so intensiver.
Kritik
Deborah Harkness erzählt in "Die Seelen der Nacht" von großen Abenteuern, einer mächtigen Liebe und Geheimnissen, die sich erst langsam offenbaren. Hexen, Vampire und Dämonen kämpfen mit- und gegeneinander.
Kaum zu glauben, dass es sich bei "Die Seelen der Nacht" um einen Debütroman handeln soll. Die Autorin erzählt die Geschichte um Diana Bishop in einer unglaublichen Komplexität. Die Sprache ist dabei einfach gehalten, aber trotzdem bildgewaltig. Mit viel Liebe zum Detail führt die Autorin ihre Leser facettenreich in die Geschichte ein. Nicht nur die charmanten Darsteller werden gründlich eingeführt, auch die unterschiedlichen Stimmungen und die ansprechenden Schauplätze werden mit viel Liebe facettenreich beschrieben. Besonders einfallsreich wurde zum Beispiel das Haus der Familie Bishop charakterisiert, dieses führt ein Eigenleben und entscheidet so auch, wer es betreten und dort verweilen darf. Da werden im Zweifel auch mal ein paar Zimmer angebaut. Schnell merkt der Leser auch, dass man es mit einer Weinkennerin zu tun hat, Deborah Harkness bescheibt die im Roman getrunkenen Weine so genau in Farbe, Duft und Geschmack, dass der Leser meinen könnte, diese riechen und schmecken zu können. Sinnliche Beschreibungen wie diese machen den Roman unter anderem aus.
In den vielseitigen Plot lässt die Autorin nicht nur die Fantasy einfließen, sie legt sehr viel Wert auf Wissenschaft, historische Ereignisse und überlieferte Persönlichkeiten. Dabei kratzt sie nicht nur an der Oberfläche dieser Themen, sondern führt die Leser in die Materie ein. Dass die Autorin sich mit mittelalterlicher Alchemie und Historie auskennt, merkt der Leser so schnell. In intelligente Dialoge verpackt wird so Wissen vermittelt. Manchmal kommt es da allerdings auch zu Längen, die überwunden werden wollen. Blickt der Leser am Ende dann aber auf das gebotene Gesamtpaket, sind diese im Nu verziehen. Die ausführlichen und detailverliebten Beschreibungen machen unter anderem den Charme der Geschichte aus.
Ohne in altbekannte Klischees der Fantasy zu verfallen, wurden die drei neben den Menschen bestehenden Arten entwickelt. Vampire, Dämonen und auch Hexen wurden in einem ganz anderen, neuen Licht gezeigt. Authentisch, gerne auch mit Hilfe modernster Wissenschaft wie DNA-Proben, erklärt die Autorin die Entstehung und Fähigkeiten der Arten. Dieses vermag sie so gekonnt, dass der Leser ihr dieses gerne abnehmen möchte.
Glaubwürdig wurde auch die Liebesgeschichte zwischen Diana und Matthew konzipiert. Anfängliches Misstrauen wird erst langsam zu Sympathie und Freundschaft, um dann in Liebe umzuschlagen. Eilig hat die Autorin es dabei nicht, sondern gibt ihren Figuren die nötige Zeit. Zarte Gefühle und eine wunderbare Romantik sind unerwartet greifbar und präsent.
Erzählt wird die Geschichte zum größten Teil aus der Perspektive Dianas. Diese Figur lernt der Leser so sehr genau kennen und ihr umfassender Blick auf die Gesamtsituation lässt kaum Fragen offen. Manche Kapitel sind dann aus dem Blickwinkel einer beobachtenden dritten Person geschrieben, diese kommt zu Wort, wenn Matthew getrennt von Diana auftritt.
Der Spannungsbogen verläuft in "Die Seelen der Nacht" mit Höhen und Tiefen. Hochspannende Szenen werden durch ruhigere und erklärende abgelöst. Passend zu dem 800 Seiten starken Schmöker wird dem Leser so die Möglichkeit gegeben, aus der Geschichte aufzutauchen und zu pausieren.
Mit einem Cliffhanger endet der erste Teil der Trilogie "All Souls", dieser ist schon fast als grausam anzusehen. Der nächste Teil der Trilogie sollte daher nicht zu lange auf sich warten lassen, schließlich ist die Geschichte um Diana und Matthew noch lange nicht zu Ende erzählt.
Facettenreich werden die vielschichtigen Figuren, die den Roman bevölkern, beschrieben. Dabei achtet die Autorin auch darauf, dass die Nebenfiguren einen Wiedererkennungswert haben. Besonders lebendig sind allerdings die Hauptdarsteller gezeichnet. Aber egal ob Haupt- oder Nebendarsteller, jeder hat eine Geschichte zu erzählen, die auch gerne mal Jahrtausende zurückreicht. Dazu kommen vielschichtige Charaktereigenschaften.
Diana Bishop ist eine moderne Frau, die glaubt, ihr Leben fest in der Hand zu halten. Geprägt von dem frühen Verlust ihrer Eltern, hat sie sich ein Leben fernab der Magie aufgebaut. Trotzdem stellt sie sich mutig ihren Aufgaben. Fernab von Zauberstab und Hexenkessel stellt sie sich den Begebenheiten und zeigt eine beeindruckende Stärke.
Matthew Clairmont ist kein verweichlichter Möchtegernvampir, sondern besticht durch Reife und durch über die Jahrhunderte angesammeltes Wissen und Erfahrungen. Charme und Intellekt zeichnen ihn aus. Nach einer Frau und besonders nach einer Hexe verlangt es ihm nicht, geprägt durch seine Erfahrungen hält er lieber großen Abstand zu der Liebe. Bei Diana erwacht bei ihm jedoch ziemlich schnell ein exorbitanter Beschützerinstinkt.
Die Covergestaltung ist ein wahrer Eyecatcher, die pinken Blüten auf dunklem Hintergrund strahlen geradezu.
Autorin
Deborah Harkness ist Professorin für europäische Geschichte an der University of Southern California in Los Angeles. Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten erhielt sie bereits mehrfach Stipendien und Auszeichnungen. Sie schreibt außerdem einen preisgekrönten Wein-Blog (http://goodwineunder20.blogspot.com).
"Die Seelen der Nacht" ist Deborah Harkness' erster Roman, weitere Bücher der Autorin sind bei Blanvalet bereits in Vorbereitung.
Fazit
Der Roman "Die Seelen der Nacht" sollte genossen werden wie ein alter Rotwein, langsam, um alle Facetten wahrzunehmen. Deborah Harkness vermag es, die Sinne ihrer Leser anzusprechen und zu verführen.
Glaubwürdige und vielseitige Charaktere, ein origineller Plot, Spannung und eine zauberhafte Romanze machen den Roman aus. Gepaart mit dem Wissen der US-Historikerin und einem Schreibstil, der keine Wünsche offen lässt, wurde hier ein Roman veröffentlicht, der das Zeug hat, die Bestsellerlisten anzuführen.
All Souls-Trilogie:Band 1. "Die Seelen der Nacht" Band 2: "Shadow of Night" (2012)Band 3: geplant
Gebundene Ausgabe: 800 SeitenOriginaltitel: A Discovery of WitchesISBN-13: 978-3764503918Auflage: September 2011www.randomhouse.de/blanvaletwww.deborah-harkness.de

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