Autor: Janine Wilk
Titel: Die Schattenträumerin
Teil einer Reihe? Nein.
Gebundene Ausgabe: 381 Seiten
Verlag: Planet Girl
ISBN-10: 3522502701
ISBN-13: 978-3522502702
Preis: 14,95€
Originaltitel: -
Genre: Jugendbuch; Urban Fantasy
Themen: Albträume; Flüche; Bücher; Magie; Geheimnisse; Nacht; Schatten; Familie
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Rafael riss erschrocken die Augen auf.
Die dreizehnjährige Francesca verbringt den Winter nur widerwillig in Venedig, im Haus ihrer Großmutter, die sie aus unerklärlichen Gründen zu sich gerufen hat. In der goldenen Stadt im Wasser kehren Francescas Albträume, die sie schon immer verfolgen, wie immer nur noch schlimmer zurück und als ihre Großmutter Fiorella ihr das Familiengeheimnis anvertraut, weiß Francesca, dass sie den Fluch, der die Erstgeborenen der Familie Medici belegt um jeden Preis brechen muss, denn ihre merkwürdigen und unheimlichen Albträume sind Teil dieses Fluches. Auf der Suche nach des Rätsels Lösung findet Francesca heraus, dass Bücher sehr viel gefährlicher sind, als sie es jemals für möglich gehalten hätte und das nicht nur ihr Schicksal, sondern auch jenes Venedigs allein von ihr abhängt.
Wenn ein Buch aus der dritten Person Singular geschrieben ist, bedarf es einiger Tricks, damit man sich der Protagonisten dennoch nahe fühlt. Zunächst dachte ich, dass "Die Schattenträumerin" diese Tricks nicht beherrscht, denn obwohl die Stimmung düster und gruselig war, fiel es mir schwer, mich dem Buch völlig hinzugeben. Mit der Zeit wurde ich aber immer mehr in Venedigs Gassen entführt und der Schreibstil hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Fand ich ihn anfangs noch nichtssagen, so entwickelte er sich nach und nach in eine absolut magische Richtung, die stellenweise sehr an den Schreibstil von Zafón erinnerte. Wilk schreibt poetisch, bleibt aber dennoch auf dem Teppich und schafft es, eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen, die den Leser nicht mehr loslässt. Viel Magie und Wörterzauber bringt den Leser zum träumen und sorgt dafür, dass man an die Seiten gedrückt wird und nicht mehr aufhören kann.
Dass jedes Buch die Seele desjenigen enthält, der es gelesen hat, wissen wir seit "Der Schatten des Windes" nur zu gut. Auch wir verlieren uns tagtäglich in Büchern und verbinden Ereignisse und Emotionen mit den bedruckten Seiten, schenken den jeweiligen Büchern also einen Teil unserer Seele. Doch nicht nur wir Leser verschenken unsere Seelen, denn "jedes Buch enthält [noch dazu] die Seele desjenigen, der es niedergeschrieben hat" (Die Schattenträumerin // S. 105) - also gibt auch der Schriftsteller jedes Mal einen Teil seiner Seele weg, wenn er ein Buch schreibt - und dieser Teil ist nicht immer gut. Das muss auch Francesca schmerzhaft erfahren, als sie in das Familiengeheimnis eingeweiht wird. Und auch wir als Leser, spüren die düstere Stimmung, die sich durch das ganze Buch zieht und sich beinahe schon so anfühlt, als wäre jedes Wort wahr.
Ein Teil meiner Seele ist wirklich in diesem Buch gefangen geblieben, denn es ist eines jener Bücher, mit denen man mich einen Tag lang in einen Raum mit Licht sperren könnte, ohne, dass ich etwas anderes brauchen würde, als dieses Buch. Eingesaugt von den Gassen Venedigs und der düsteren Kraft und Magie, die es umgibt, hat mich diese einzigartige und absolut phantastische Geschichte nicht mehr losgelassen. Von Worten gefesselt und der originellen Idee, die sich nicht an dem stereotypischen Schema orientiert, aber dennoch einige der Zutaten beinhaltet, die ein gutes Jugendbuch eben ausmachen, hat dieses Buch mir eine wunderschöne, aber auch unheimliche Geschichte erzählt. Hier ein paar dieser Punkte, die dieses Buch so unglaublich interessant und lesenswert machen:
- Es gibt keine Liebesgeschichte. Ja, ihr habt richtig gelesen! Dieses Buch definiert sich nicht durch eine dramatische Jugendliebe, erzählt nicht von naiven Ewigkeitsversprechungen. Vielmehr braucht es nicht einmal eine Liebesgeschichte, denn sie hält auch so viele Werte und Überraschungen bereit, die es absolut lesenswert macht.- Es geht um Magie, Bücher (!!), Mut und Familie. Die Werte, die dieses Buch vermittelt, sind auch noch universell anwendbar und gerade für Jugendliche ab 14 perfekt geeignet. - Das Buch ist altersunabhängig und kann von Klein und Groß gelesen werden. So hat es gerade den richtigen Anspruch, aber dennoch diese gewisse Leichtigkeit, die es auch Jüngeren möglich macht, das Buch zu mögen.- Die Geschichte spielt in Venedig - einer Stadt, die sicherlich viele fasziniert (und von der ich vorher noch nicht in Büchern gelesen habe) und jeder einmal besucht haben möchte. Zwar bin ich der Stadt noch skeptisch gegenüber, aber Janine Wilk verleiht ihr diese gewisse Magie, die auch Zafón Barcelona immer wieder schenkt.
Ein ganz besonderes, bedrückendes Gefühl legt sich von Anfang an über die Geschichte und wird nach und nach immer düsterer und gruseliger. Wer es nachts liest und leicht zu erschrecken ist, muss mit Gänsehaut und leichten Einschlafproblemen rechnen. Janine Wilk versteht sich nämlich darin, Stimmung und Atmosphäre so lange aufzubauen bis man es kaum noch aushält, um dann im entscheidenen Moment den Bösewicht auftreten zu lassen. Dass dieser in "Die Schattenträumerin" nicht von dieser Welt ist, erhöht den Gruselfaktor noch einmal mehr. So gelingen auch die Beschreibungen der Schattenwesen besonders gut und die abenteuerliche Suche nach der Lösung des Rätsels entpuppt sich als spannende Verfolgungsjagd durch geheime und böse Bücher und über die Wasserstraßen Venedigs.
Das halbe Abzugsherz gibt es übrigens für den Anfang, da mich dieser eher skeptisch zurückließ. Ich muss sagen, dass mir Francesca zu dem Zeitpunkt eher unsympathisch und auch eher unglaubwürdig vorkam. Sie hat sich meiner Meinung nicht ihrem Alter entsprechend benommen und "zu alt" gesprochen. Ansonsten sind die Charaktere aber sehr dreidimensional und glaubwürdig. Jeder hat seine Makel und Sehnsüchte und ist auf die ein oder andere Weise ein Sympathieträger. Die Grenzen verwischen des Öfteren, was die Figuren interessant und den Leser neugierig macht. So wird jeder Charakter nach und nach auch auf eine ganz besondere Probe gestellt. Francesca wurde mir nach den ersten hundert Seiten ebenfalls sympathisch und war eine sympathische und sehr mutige Protagonistin. Ihre 13 Jahre merkt man ihr oftmals nicht an, trotzdem fiel es mir zwischendrin schwer mich voll und ganz auf sie einzulassen.
Wer sich die düstersten Schatten herbeiträumen möchte und sich mal wieder in einem richtig schönen Schmöker verlieren will, kann mit der Schattenträumerin nichts falsch machen. Diese Geschichte schließt die Klischees zwar nicht gänzlich aus, verpackt diese aber gut und kommt ohne große Liebesgeschichte aus, was sie in Verbindung mit dem schönen, poetischen Schreibstil, zu einem einzigartigen und unvergesslichen Abenteuer macht. Mit viel Spannung, Wärme und dem Talent Magie zwischen die Seiten zu zaubern, entführt Janine Wilk uns in ihr Venedig und stellt uns dem schlimmsten vor, was die Hölle zu bieten hat. Gemeinsam mit ihrer sympatischen Protagonistin Francesca begeben wir uns auf ein großes Abenteuer und schenken dem Buch am Ende nur allzu gerne einen kleinen Teil unserer Seele.
Janine Wilk wurde am 07.07.1977 in Mühlacker geboren. Schon im jungen Alter konnte sie sich für Literatur begeistern, mit 11 Jahren schrieb sie dann bereits ihre ersten Geschichten. Anfang 20 begann sie mit den Arbeiten an ihrem ersten Buch. Bald darauf folgten die ersten Veröffentlichungen im Bereich Kurzprosa und Lyrik. Janine Wilk lebt mit Mann und zwei Kindern in der Nähe von Heilbronn.
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Für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares bedanke ich mich sehr herzlich bei und