Darum geht's:
Emma steht kurz vor ihrer Hochzeit. Richard, ihren Verlobten, kennt sie schon von Kindesbeinen an. Doch ein furchtbares Ereignis reißt sie aus ihrem bisherigen Alltag. Gerade, als sie auf dem Rückweg von ihrem Junggesellinnenabschied ist, erleiden sie und ihre zwei besten Freunde Amy und Caroline einen Autounfall. Noch am nächsten Morgen stirbt Amy, und Emma wäre sicherlich auch gestorben, wenn nicht der Amerikaner Jack gewesen wäre, der sie aus dem kaputten Wagen gezogen hatte. Diese eine Nacht hat ihr Leben verändert - denn mit dem Verlust ihrer Freundin entpuppen sich nach und nach Dinge, von denen sie davor nie eine Ahnung hatte. Und außerdem ist da noch Jack, der plötzlich in ihr Leben eintritt und ihr den Kopf verdreht.
Cover, Titel, Klappentext:
Das Cover trifft zwar nicht meinen Geschmack, aber er passt sehr gut zu dem Titel. Ein Vollmond, und die beiden Personen, davon hat nur Emma einen Schatten. Das handelt sich womöglich nicht um einen Fehler, sondern verrät etwas über die Geschichte. Das finde ich zumindest sehr gut gewählt! Außerdem hat das Cover einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Es sieht wirklich dem Cover von Die Achse meiner Welt ähnlich, ist aber dennoch eigenständig. Man erkennt sofort, dass es sich um ein Buch von Dani Atkins handelt. Nur mag ich über den Klappentext meckern, ebenso wie über die Beschreibung, die man beim Verlag findet. Ich finde schon, dass man sich - wenn man nur den Klappentext liest - schnell ein falsches Bild von dem Buch machen kann. Ich hatte die Erwartung, dass Emma in ein Dilemma verfällt, zwischen ihrer jetzigen Liebe Richard und der neuen Liebe Jack. Oder eine traurige, melancholische und romantische Geschichte. Aber dem ist nicht wirklich so. Es ist hauptsächlich eine Liebesgeschichte und fokussiert sich nicht auf die Trauer. Und Emma weiß eigentlich so gut wie immer, was sie will.
schnulzig, klischeehaft, offensichtlich!
Die Nacht schreibt uns neu ist in 6 Teile gegliedert, die jedoch immer kürzer werden. Der letzte Teil umfasst gerade einmal 7 Seiten! In sich sind die Teile noch einmal in fortlaufende Kapitel eingeteilt. Jeder Teil fängt außerdem mit einem sehr kurzen Kapitel an, deren Inhalt außerhalb der eigentlichen Handlung spielt. Was man genau darunter verstehen mag, können aufmerksame Leser schon früher erkennen, aber ganz am Ende wird es noch einmal deutlich.Der Anfang ist sehr vielversprechend. Atkins Schreibstil ist zwar sehr simpel, aber präzise und locker, flockig. Die Dialoge haben eine angenehme Länge, meistens mit witzigen und schlagfertigem Hin und Her, was an den ernsten Stellen etwas irritierend wirkt, sonst aber sehr gut in die gesamte Stimmung passt. Aufgefallen sind mir lediglich die vielen Partizipien, was im Deutschen etwas holprig klingen kann, aber definitiv der Übersetzung zu Schulden kommt und nicht dem Buch. Atkins beschreibt den Autounfall spannend, schnelllebig und mitnehmend. Da das Buch in der Ich-Perspektive aus der Sicht Emmas beschrieben wird, fiebert man wirklich mit.Emma hat es wirklich nicht leicht. Neben dem Unfall leidet ihre Mutter auch an Alzheimer. Die Figur der Mutter fand ich am gelungensten und es hat mir wirklich süßen Schmerz bereitet, wie Emma und ihr Vater sich um sie kümmern, wie sie mit ihr interagieren und wie sie mit dieser Last leben. Es gibt einige Szenen mit ihr, die einen wirklich zu Tränen rühren können. Auch die Trauer über Amys Tod scheint man richtig zu spüren. Atkins hat wirklich an manchen Stellen sehr ergreifende Worte gefunden. Phrasen, die man sich so auch als Wandtattoo ins Zimmer kleben möchte. Sie sind plakativ, aber durchaus charmant.Weniger charmant fand ich allerdings, wie offensichtlich und einfach die ganze Welt ist, die sie in ihrem Buch konstruiert hat. Dies zeigt sich vor allem ab dem zweiten Teil, wenn es nicht mehr um den Unfall an sich geht, sondern um Emmas weiteres Leben. Die ganze Handlung folgt nicht wirklich einem roten Faden, es reihen sich eher Ereignisse in Emmas Leben ein, die ihr Leben sehr gezielt in eine Richtung lenken, und somit ziemlich die Natürlichkeit verliert.Ich erläutere mal die drei großen Charakteristika des Buchs, die ich bereits in der Überschrift erwähnt habe.Offensichtlich: Einerseits empfand ich es sehr nervig, dass die Autorin auf eine so offensichtliche Weise versucht hat, die Meinungen des Lesers in eine Richtung zu lenken. Man bekommt eine sehr klare Meinung über die beiden Männer vorgegeben. Der perfekte und der Idiot. Erst sehr spät erhält man die Chance, den Idioten überhaupt aus einer anderen Perspektive zu sehen, nämlich dann, wenn man sich schon längst eine Meinung über die beiden gebildet hat. Andererseits war die Handlung an sich viel zu offensichtlich. Es gibt sehr viele Hinweise und falsch gelegte Fährten. Natürlich erzeugt das Spannung, weil man selbst mit rätselt. Aber teilweise waren die Hinweise so offen gelegt, dass ich mir nur an die Stirn klatschen konnte. Vor allem, wenn man sich dann durch Seiten wühlen muss, wo Emma absolut begriffsstutzig im Dunkeln herum tappt. Die gesamte Handlung ist von Anfang an sehr vorhersehbar und die kleineren Cliffhanger am Ende von Kapiteln sind dadurch total witzlos. Klischeehaft: Emma, Richard und Jack sind als Figuren sehr klischeehaft und somit auch nicht gerade individuell. Aber auch einige Situationen sind zu konstruiert. Wer Klischees in Liebesgeschichten mag, wird dieses Buch sicherlich mögen. Für meinen Geschmack war es schon stark übertrieben. Bei vielen Szenen denkt man sich schon, dass das Schicksal Emma echt gerne haben muss, so viele Zufälle, wie ihr passieren. Beispielsweise besucht Richard sie an einem Tag in der Buchhandlung, in der sie arbeitet. Und wie der Zufall es eben so will, kommt zur gleichen Zeit auch Jack. Oder sie besucht Jack überraschend und er öffnet ihr Oberkörper frei die Tür. An anderen musste ich mir einfach nur an den Kopf fassen, weil ich mich für die Personen im Buch fremdgeschämt habe. Schnulzig: Ja, eine Liebesgeschichte ist nun einmal schnulzig und kitschig. Und ich denke, wer märchenhaftes und kitschiges lesen will, wer gerne in eine unrealistische Welt entführt werden will, sollte zu dem Buch greifen, denn damit spart es wirklich nicht. In den ersten Teilen wird gefühlt 200 Mal darauf verwiesen, dass durch die Rettung eine ganz besondere Verbindung zwischen Jack und Emma herrscht. Aber das müsst ihr selbst lesen, ich will nicht spoilern.
Fazit:
Das Buch ist sicherlich für diejenigen lesenswert, die gerne Young-Adult Liebesgeschichten lesen, in denen auf Klischees und Kitsch zurückgegriffen wird. Das Buch glänzt aber nicht gerade durch Überraschung oder Neuem. Wer über dies hinwegsehen kann, kann sicherlich zu dem Buch greifen. Insgesamt war mir das Buch doch zu platt und viel zu vorhersehbar, weshalb die Schmetterlinge eher dem Schreibstil zu verschulden sind. In solchen Momenten bin ich wirklich froh, die Genre-Wertung zu haben!
Zusammenfassung:
Genre: Jugend/Young-Adult, Liebesgeschichte
Atmosphäre: traurig und witzig zugleich, romantisch, teilweise eher Richtung "Fremdschämen"
Plot: bewegend, jedoch sehr vorhersehbar
Charaktere: klischeehaft und sehr stark in eine Richtung gelenkt
Sprachstil: jugendlich, locker, sehr angenehm
Spannung: entsteht durch cliffhanger und offene Hinweise
Genre-Wertung:
Gesamt-Wertung: