[Rezension] Die Nacht brennt (Sarah Butler)

Von Creativityfirst
Sarah Butler: Die Nacht brennt 
Für Geschichten, die ihre Spuren hinterlassen, brenne ich. Wie passend erscheint da doch nicht nur Titel, sondern auch Inhalt dieses Romans. Er handelt von Verlust, Schmerz, Ausweglosigkeit. Ein Gesamtpaket an Emotionen, das a) überwältigen kann und b) bewältigt werden will. Zweifelsohne ein Brandherd mit Konfliktpotenzial.
Danke dem Knaur Verlag für die gestellte Rezensionsanfrage und dem damit verbundenen Leseexemplar des Buchs!
Cover: Knaur


~ Rezension ~Und plötzlich loderte da nur noch Wut

Stick und Mac sehnen das Ende ihrer Schulzeit herbei. Gemeinsam wollen sie endlich ihre Heimatstadt Manchester hinter sich lassen und zu einem Roadtrip nach Spanien aufbrechen. Die Freiheit ruft! Aber dann, am Abend vor ihrer Abreise, ändert sich mit einem Schlag alles. Mac wird Opfer einer tödlichen Messerstecherei und Stick bleibt wie gelähmt zurück. Er verliert jegliche Perspektive und droht ins Bodenlose zu stürzen. Bis er auf J, das Mädchen mit den bunten Haaren, trifft. Zusammen sind sie weniger allein, doch Sticks Zorn verraucht nur schwerlich...

Die Nacht brennt von der Britin Sarah Butler erzählt auf nahbare und aus dem Leben gegriffene Weise die Geschichte zweier Jungen, die zu allem entschlossen waren und dann alles verloren.

Weshalb musste Mac bloß in diesem bescheuerten Hula Kostüm durch die Straßen ziehen? Diese Frage stellt sich Stick immer wieder. Hätte sein bester Freund nicht einmal weniger extrovertiert, überschwänglich, auffällig sein können? Dieser verdammte Idiot hatte seinen Spaß und er, Stick, wusste nun nicht wohin mit seiner Trauer, Verzweiflung, Wut.

Sarah Butlers Jugendroman fokussiert die diffizile, aber ebenso wichtige Thematik der Trauerarbeit (bei Jugendlichen). Dabei bleibt sie konsequent auf Augenhöhe der Zielgruppe des Leserpublikums. Schockstarre, Verleugnung, Entsetzen, Rachegedanken, Aussichtslosigkeit — all jene dunklen Facetten durchlebt der Leser gemeinsam mit Stick. Die verbitterte Suche nach einem Ventil wird Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Ein Gefühl, das, wie ich finde, Nachvollziehbarkeit schürt.

Nicht minder spiegeln sich die jugendlichen Züge in der grob geschnitzten Rhetorik und in den teils doch oberflächlich gehaltenen Denk- und Handlungsweisen der Hauptfigur wider. Rebellion und Verletzlichkeit liefern sich ein stetes Ringen. Zum einen will Stick stark und entschlossen sein, zum anderen weiß er nicht, wohin mit seinen verkorksten Gefühlen.

Obgleich ich Sticks Empfindungen bis zu einem gewissen Grad sehr wohl erfassen kann und sich der Gesamttenor des Buchs angemessen aufgewühlt gestaltet, hatte ich dennoch meine Mühe, mich den Figuren und ihrem Schicksal durchweg verbunden zu fühlen. Die blinde Aggression Sticks wird mir auf Dauer doch etwas zu mächtig. 

Ein Roman für vornehmlich heranwachsende Leser, der eine intensive Geschichte von der Suche nach dem Sinn des Lebens und vor allem dem des Todes in den brenzligen Mittelpunkt rückt.FZIT: Aufwühlend. Rebellierend. Brennend.