|Rezension| "Die Luna Chroniken 03: Wie Sterne so golden" von Marissa Meyer

| Carlsen | Hardcover | 608 Seiten | €19,90 | Amazon |


Seit ihrer Kindheit hat Cress die Erde nur aus der Ferne betrachten können. Unter strenger Aufsicht der bösen Königin Levana führt sie in ihrem Satelliten ein wenig abwechslungsreiches Leben. Doch immerhin hat sie sich mit den Jahren zu einer begnadeten Hackerin entwickelt und verschafft sich so Zugang zu Levanas geheimen Plänen. Da taucht plötzlich das Raumschiff von Cinder bei ihr auf, die ihr zur Flucht verhilft. Doch wird sie auf der Erde den Ritter in der glänzenden Rüstung finden, von dem sie immer geträumt hat?
Marissa Meyers Bücher sind stille Wasser. Denn wie heißt es doch so schön? Stille Wasser sind tief. Und genau so sind auch die Luna-Chroniken um Cinder, Scarlet, Cress und co., die mit diesem Band in die dritte Runde gehen. Ist der Anfang oft etwas ruhiger und führt den Leser erst wieder vorsichtig in die Welt ein, so ist man spätestens auf der fünfzigsten Seite völlig im Geschehen, kabbelt sich mit dem Kapitän, plaudert mit Iko oder verfängt sich in Cress' Haaren. Marissa Meyer hat einfach ein Händchen dafür, charismatische Figuren zu erschaffen, die man sofort in sein Herz schließt und die man tatsächlich vermisst, sobald man die Buchdeckel zuschlägt. Und so kann ich auch zu "Wie Sterne so golden" nur sagen: Wow, was für ein Buch. Meyer verwebt Märchen und Science Fiction gekonnt zu einer unwiderstehlichen Mischung, die Spaß macht und einfach zauberthaft ist. Haken? Gibt es keine. Nur, dass es irgendwann zu Ende ist, zerreißt mir jedes Mal wieder das Herz.
"Wie Sterne so golden" setzt da an, wo der zweite Band aufgehört hat und endet mit einem wirklich fiesen Cliffhanger, der mich tatsächlich minimal in den Wahnsinn treibt. Die Geschichte wird außerdem um eine Sicht erweitert und durch einige Wendungen noch spannender gemacht. Während des Lesens fühle ich mich immer wie eine Glucke, die auf ihre Küken aufpassen muss, weil ich immer gerne alle Charaktere, die ich mag zusammen und glücklich haben möchte - hier werden die Freunde wieder einige Male getrennt und die ein oder andere Fügung hat mein Herz stocken lassen. Ständig geschieht etwas, ständig kommt etwas neues ans Licht und immer wieder bin ich fasziniert und überrascht von dem Weltentwurf, den Meyer erschafft und der so originell und frisch bleibt, wie im ersten Buch. Die unterschiedlichen Märchen, die in dem beeindruckenden Setting spielen sind immer geschickt in die Handlung eingewoben, sodass nie ein künstlicher Eindruck entsteht - ganz im Gegenteil.
Lebendig wird das Buch aber durch die Figuren, von denen jede so einzigartig und dreidimensional ist, dass man meinen könnte, man hätte es mit realen Menschen zu tun - oder Androiden, wobei Iko für mich natürlich mehr Mensch als Maschine ist. Jede Figur hat ihren eigenen Kopf und Merkmale, die sie auszeichnen und besonders machen und ausnahmslos jede Figur ist auf irgendeine Art und Weise charismatisch. Ganz oben auf meiner Lieblingscharakterliste der Reihe stehen momentan Thorne (natürlich!) - er ist einfach dieser typische piratenähnliche Halunke mit einer Menge Charisma und Selbstbewusstsein, Cress - sie erinnert mich so sehr an die Rapunzel aus dem Disneyfilm!, Iko - wie kann man sie nicht lieben? und Wolf, der in diesem Band (verständlicherweise!) etwas neben sich steht. Aber auch sonst gibt es keine Figur, die ich nicht mag, nur an manchen Stellen ist noch Potenzial - beispielsweise die Beziehung zwischen Cinder und Kai wird wohl noch sehr wachsen (müssen).
Was man über das Buch und die Reihe sonst noch sagen kann? Vielleicht, dass sie eine der besten Jugendbuchreihen ist, die man aktuell so in der Bücherwelt finden kann, weil sie alte Dinge mit viel Frische und Originalität aufpeppt und noch dazu so spannend und schön ist, dass man jede Seite genießen kann. Noch dazu sind die Bücher gut erzählt und bringen neben einer ganz tollen Atmosphäre auch immer wieder überraschenden Wendungen und neue Figuren ins Geschehen, die dann im Folgeband eine wichtige Rolle spielen. Die verschiedenen Perspektiven sind durchweg allesamt spannend und interessant und wenn man gerade traurig war, dass eine Perspektive endet, kann man sich im selben Moment schon wieder auf die nächste freuen. Daher: Wer die Reihe noch nicht gelesen hat: LESEN! Wer noch unsicher ist, ob er weiterlesen soll: LESEN!! Ansonsten bleibt mir nur zu fragen: Wann geht es endlich (!!) weiter?
Diese Reihe hat in meinem Bücherregal wirklich Goldstatus, weil sie so viele verschiedene Elemente zu einer ganz faszinierenden und tollen Geschichte vereint, sodass es immer etwas neues zu entdecken gibt. Die Welt, die Figuren, aber auch die Handlung bieten immer wieder neue Überraschungen, Ecken und Winkel und Platz zum Durchatmen gibt es kaum. Ständig hockt man wie eine Glucke über dem Geschehen und versucht alle beisammen zu halten, was einem (natürlich) nicht gelingt. Mit charismatischen Figuren, viel Atmosphäre und einem extrem spannenden Showdown begeistert auch der dritte Band der Reihe einmal mehr und hat mich wieder einmal völlig verzaubert. Eine grandiose Jugendbuchreihe, in der so einiges mehr steckt, als man denken könnte.

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