Autor/in: Pauline Keller
Verlag: Books on Demand
Seitenzahl: 242 Seiten
Genre: Roman (Jugendliche, Junge Erwachsene)
„Morgen, Lena, na, wie ist heute die Luft da oben?“, wurde ich von den Lehrern begrüßt.
Nur nicht anmerken lassen, dass es weh tut. Niemanden Blut lecken lassen! Einfach dazu grinsen!
- S. 99
Inhalt in einem Satz: Lena ist mit ihren 1,82 Metern Körpergröße für alle nur die „lange Latte“, auf der man wunderbar herumhacken kann – bis sie nach und nach beginnt, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen.
Ich werde es nie ändern können. Und wenn mir noch so viele Professoren nach den mündlichen Prüfungen die Hand geschüttelt und gratuliert haben, für meine Familie bin und bleibe ich die geborene Enttäuschung.
- S. 17
Meine Meinung: Als die liebe Autorin mir dieses Rezensionsexemplar angeboten hat, war ich sofort begeistert. :) Denn „Die Luft da oben“ behandelt Aspekte des Erwachsenwerdens, die sicher viele von uns so oder so ähnlich kennen, die aber selten auf diese Weise in einem Buch thematisiert werden, sodass mich die Geschichte sehr interessiert hat. Die Protagonistin Lena hat aufgrund ihrer Größe ein sehr geringes Selbstwertgefühl und würde sich am liebsten unsichtbar machen. So kommt es, dass sie für die Menschen in ihrem Umfeld ständig zum Angriffsziel wird, sich jedoch nicht traut, für sich selbst einzustehen. Nicht nur Lenas Eltern, sondern auch ihre Schwester, deren Ehemann und Lenas „beste Freundin“ Verena – sie alle wollen ihr entweder den eigenen Willen aufzwingen, hacken ständig auf ihr herum oder machen sie in anderer Weise neben sich klein. Selbst Familiengründung und Berufswahl wollen die Eltern ihr vorschreiben, während sie sich dagegen völlig mut- und machtlos fühlt. Man regt sich mit Lena zusammen sehr über all die Ungerechtigkeiten auf, die ihr widerfahren, fiebert aber auch mit, dass sie es schaffen wird, sich aus ihren Fesseln zu befreien. Dadurch, dass Lena anfangs wirklich nur Negatives widerfährt, konnte ich das Buch zunächst nur in kleineren Portionen lesen, weil mich ihre Geschichte sehr mitgenommen hat - vielleicht auch dadurch, dass ich mich in einigen Situationen selbst in ihr wiederentdeckt habe, so wie es sicher jedem jungen erwachsenen Leser ergehen wird. Lenas Probleme und die entstehenden Streitthemen in ihrem Umfeld sind zwar überspitzt dargestellt, aber im Kern doch sehr realitätsnah. Entsprechend jung und unverstellt ist auch der Schreibstil in einer Alltagssprache gehalten, die häufig sehr umgangssprachlich und dialekt-ähnlich ist, aber dennoch immer verständlich. Ich kann mir vorstellen, dass der ungewöhnliche Stil nicht jedermanns Sache ist, aber ich fand die Geschichte dadurch nur umso authentischer. Gut gefallen hat mir auch, dass Lenas Partner Christian als ruhender Pol die vielen Alltagsprobleme ein bisschen ausgleicht, denn er hält immer zu ihr und zeigt ihr, dass sie es nicht verdient hat, von allen so ungerecht behandelt zu werden. Ob es Lena gelingen wird, sich endgültig gegen ihre Freunde und Verwandten durchzusetzen, und wenn ja, wie? Das müsst ihr natürlich selbst herausfinden. Fest steht für mich jedenfalls, dass sie eine tolle Entwicklung mitmacht - und eine Wendung gegen Ende, die mit einem ungewöhnlichen Klassentreffen zusammenhängt, hat mich dann so richtig erstaunt. Ab diesem Moment hat mir die Geschichte noch besser gefallen, da sie eine tolle und wichtige Botschaft enthält und dadurch nur umso lesenswerter wird.
Wie kann man nur so grausam sein? Verfluchte Menschen! Wie kann man immer und immer wieder über ein Kind herfallen, bis es anfängt, sich selbst zu verabscheuen?
- S. 100
Fazit: Eine wunderbare Geschichte, wie sie das wahre Leben einer jungen Erwachsenen schreiben könnte. Gerade allen introvertierten und vielleicht nicht allzu selbstbewussten Lesern kann ich „Die Luft da oben“ sehr empfehlen, da diese sich sicher in einigen Zügen der Protagonistin wiederfinden werden und nach dem Lesen des Buches vielleicht etwas gestärkter daraus hervorgehen, sodass es sich umso mehr lohnt, sich diese Geschichte mal näher anzuschauen. ;)
Bewertung: 📖 📖 📖 📖 📖 (5/5) + Lieblingsbuch 📚
Vielen herzlichen Dank an die Autorin Pauline Keller für das tolle Rezi-Exemplar! :)