Rezension: Die Liebe zu so ziemlich allem von Christine Vogeley

Rezension: Die Liebe zu so ziemlich allem von Christine Vogeley

© Droemer Knaur Verlag

Das finde ich sogar außerordentlich nett, wenn in einer Stunde die Tür aufgeht und Sie dann noch einmal hereinkommen. Es gibt Wiederholungen, die ich sehr mag. - Seite 23
Inhaltsangabe:Es ist ein ziemlich ungewöhnliches Museum, in dem Carlotta Goldkorn gerade die nächste Ausstellung vorbereitet. Große Gemälde neben Buntstift-Kinderbildchen, Saurierskelette neben Rokokokostümen, etruskischer Goldschmuck neben Bonbon-Armbändern, und dazwischen blaue Schmetterlinge - dies war 1895 das Konzept des Gründers August Gayette. Bis zum heutigen Tag entzückt es die Besucher, und die Museumsmitarbeiter fühlen sich hier eher zu Hause als bei der Arbeit. Den schwedischen Professor Gösta Johansson (1858-1932), entzückt hingegen eher Carlotta. Sie ist es, er weiß es. Was er nicht weiß: Um die Gemälde seines Urgroßvaters, die hier im Gayette-Museum hängen, ranken sich dramatische Geheimnisse. Drei alte Tagebücher aus dem Stockholm des 19. Jahrhunderts enthüllen eine herzzereißende Wahrheit. Ein paar sehr gegenwärtige junge Leute geraten unterdessen auf Abwege, und dem Museum droht ein riesiger Kunstskandal. Doch Carlotta und Gösta geben nicht auf - und das Gayette-Museum wäre nicht für seine Merkwürdigkeiten so berühmt geworden, wenn es nicht noch die ein oder andere verborgene Glückstüre hätte.
Wert ist ja etwas Subjektives. Es ist meist nicht so wichtig, ob etwas aus Gold oder Dosenblech gemacht ist, wenn man Zuneigung verschenken will. - Seite 38
Meine persönliche Meinung:Wenn man dieses Buch zu lesen anfängt, merkt man sofort, dass es sich hier um sehr viel Kunst handelt. Mir hat dies ausgesprochen gut gefallen, obwohl ich jetzt nicht so der Kunstfan bin. Ich mag keine künstlerischen Museen, muss ich zugeben. In die Welt von August Gayette einzutauchen fand ich jedoch richtig interessant. Nicht nur die Kunst wird uns bis ins kleinste Detail erklärt und erzählt, sondern auch die Liebe, Freundschaft und das Füreinander da sein kommt in "Die Liebe zu so ziemlich allem" nicht zu kurz. Eine wunderschöne Familiengeschichte, für Wolkenfreunde, Stauner und Bildergucker. Wunderbar, zart, berührend und richtig komisch.
Dann sind Sie also restlos glücklich hier?""Oh nein. Aber restlos richtig. Am richtigen Platz zu sein ist wichtiger. Vielleicht ist das ja Glück. - Seite 52
Carlotta Goldkorn arbeitet für ihr Leben gerne in dem kleinen Museum. Durch das Museum lernt sie den sehr netten und attraktiven Gösta Johansson kennen. Der will ihr ein Gemälde für das Museum leihen. Sie verbringen fortan viel Zeit miteinander, reden über das Museum, über die Gemälde, können miteinander lachen und genießen die Aufmerksamkeit des anderen. Auf den ersten Blick scheint alles gut zu sein. Doch so ist es nicht. Das schwedische Gemälde von Gösta, das über hundert Jahre alt ist, löst eine Kettenreaktion dramatischer Ereignisse aus.
Da war es wieder, das Glücksgefühl. Es war sein Mut, die Angelschnur so weit auszuwerfen, die Selbstverständlichkeit, eine gemeinsame Perspektive zu entwerfen. Es ging nicht darum, diesen Weitwurf einmal als Versprechen einzufordern. Es ging um die Freude, dass er es wagte, den Gedanken zu haben, Und auszusprechen. - Seite 212
Gösta gefiel auch mir vom ersten Moment an. Er hört Carlotta zu, ist für sie da, und gibt sich auch größte Mühe mit ihrer Tochter, die alles andere als einfach ist. Man merkt, dass er ein richtig guter Herzensmensch ist. Schon bald merkt auch dies Carlotta und eine schöne zarte Liebesgeschichte beginnt.
Warum kann man nicht mal das bisschen Glück, was man erlebt, genießen, ohne dass einem das Leben ständig ans Bein pinkelt, warum? - Seite 250
Jule, Carlottas Tochter, ist ein Teenager mit ihren alltäglichen Launen. Als sie jedoch Gösta kennenlernt, wird sie komplett zu einem anderen Menschen. Nicht ins positive. Sie will mit ihrer Mama Carlotta nur mehr wenig zu tun haben. Ihre Worte und Taten sind verletzend. Nach und nach kann man ihre Gefühlsausbrüche jedoch verstehen. Lasst euch überraschen. Ich fand es klasse, dass sich vieles nur erst recht spät aufgedeckt hat. Die Spannung bleibt somit stets erhalten.
Jeder ist tatsächlich allein. Wir kommen allein, und wir gehen allein. Wir sind immer allein, und zwar deshalb, weil jeder, wirklich jeder Mensch, seine eigene Wirklichkeit hat. So, wie du die Welt siehst, werde ich sie nie sehen. Und umgekehrt. Aber einsam brauchen wir deshalb nicht zu sein. - Seite 261
Für mich war dies ein absolutes Wohlfühlbuch. Eine Geschichte die nicht zum verschlingen gedacht ist, sondern zum genießen. Ich habe jede einzelne Seite genossen und gefühlt. Ein so lebendiger Schreibstil mit viel Liebe zum Detail. Die Autorin beschreibt den Schreibstil in diesem Buch als "barock". Ich kann diesem nur zustimmen. Es passierte tatsächlich so einiges in "Die Liebe zu so ziemlich allem". Manches mal wirkte es richtig überladen und trotzdem fand ich dies als nicht störend. Es passte einfach zum Gesamtpaket dieser Geschichte. Die gesamten Handlungsstränge, Geheimnisse und Begebenheiten waren stets absolut stimmig. Wer sich eine richtige Liebesgeschichte erwartet ist hier jedoch fehl am Platz. Die Liebe zwischen Gösta und Carlotta entwickelt sich anfangs schon sehr schnell, im weiteren Verlauf geht es eigentlich kaum noch um die beiden und deren Verliebtheit. Ich fand diese Abwechslung richtig klasse. Von Seite zu Seite wird die Geschichte lebendiger und bunter. Ein außergewöhnliches und wunderschönes Buch, das richtig Lust auf die Kunst dort draußen macht. 
Die Liebe eines Lebens bleibt. Sie kann nicht gehen. - Seite 451
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  • Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
  • Verlag: Knaur HC (1. September 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426653478
  • ISBN-13: 978-3426653470
  • Preis: 19,99€ (D) - 20,60 (A)

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