Das die Idee, die hinter der "Leck"-Trilogie steckt etwas ganz Besonderes ist und voller Innovationen steckt, war eigentlich schon im ersten Band mehr als klar, doch was Kristin Cashore nun mit dem letzten Teil der Reihe hinlegt ist ein phänomenaler, ja, fast schon königlicher Abschluss einer Trilogie, für welche der Begriff "episch" beinahe wie geschaffen ist. Normalerweise sind Trilogien reinste Geldmacherei und könnten auch in einem Teil untergebracht werden, doch das was Cashore geschrieben hat, ist eine reine Trilogie nach der lexikalischen Definition: Eine Buchreihe, bestehend aus drei Teilen, die unabhängig voneinander gesehen werden können, aber dennoch Gemeinsamkeiten haben. Der Stoff der Geschichte, die nun im dritten Teil ihren Abschluss findet, muss auf jeden Fall von Anfang an durchgeplant und durchdacht sein, denn alles baut irgendwie aufeinander auf und ergibt schließlich ein fertiges Mosaik, in welchem all die Rätsel und Fragen endlich gelöst sind.
Es braucht seine Zeit bis man die Komplexität durchschauen, die Intrigen und den Verrat versteht und genau diese Art, ein Buch wie ein kleines Rätselheft aufzubauen, bei welchem man erst am Ende das finale Lösungswort herausfindet, hat die Geschichte für mich so einzigartig und spannend gemacht. Dabei erschafft Cashore eine eigensinnige Atmosphäre, so fließend und realitätsnah, als wäre die Geschichte eine alte Legende, die vielleicht sogar stimmen könnte, wozu auch die mittelalterliche und epische Stimmung beiträgt. Dennoch behält sie immer sehr leise Töne bei, die Geschichte ist zwar rasant, aber nie actionreich und dabei dennoch nervenkitzelnd spannend.
Was die Geschichte nun so einzigartig macht? Die leisen Töne und die dennoch nicht vernachlässigte Spannung, die sich konsequent durch das gesamte Buch zieht. Die Liebesgeschichte, die eigentlich gar keine ist, die am Rande dahinplätschert und dennoch ständig präsent war. Die vielen Themen, die behandelt werden und die Tatsache, dass Cashore selbst langweilige politische Konflikte sehr gut und spannend darzustellen weiß. Die epische Atmosphäre, die realitätsnahen Figuren und Szenen. Kurz gesagt: Einfach alles! Wer es lesen sollte? Jeder, denn ich wüsste kaum, welches Genre ich der Geschichte zuordnen sollte, denn es ist zwar High Fantasy, aber ohne altbekannte Zwerge und Elfen. Es ist einfach etwas völlig Eigenes, Neues und Schönes. Etwas, dass hoffentlich in einer weiteren Trilogie irgendwie fortgesetzt wird, denn wenn ich es mir recht überlege, gäbe es noch viel, über das die Autorin schreiben könnte.