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x Autorin: Lola Lafon
x Übersetzerin: Elsbeth Ranke
x Titel: Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte
x Originaltitel: La petite communiste qui ne souriait jamais
x Genre: Roman
x Erscheinungsdatum: 15. September 2014
x bei Piper
x 288 Seiten
x ISBN: 3492056709
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x Erste Sätze: Wie alt ist sie? Die Oberkampfrichterin ist fassungslos. Diese Zahl, die der Trainer ihr da nennt, vierzehn, macht ihr Gänsehaut. Was die Kleine gerade vorgeführt hat, wirft jede Abfolge über den Haufen, Zahlen, Wörter, Bilder.
Klappentext:
Eine Lolita, die nicht zur Frau werden darf? Die Ziehtochter Ceauşescus, vom Diktator im Kalten Krieg benutzt? Oder die Marionette eines ehrgeizigen Trainers?
Die kleine Nadia ist ein Wunderkind. Bei den Olympischen Spielen in Montreal schafft sie das Unglaubliche: Mit vierzehn Jahren erhält sie die erste 10.0 der Turngeschichte. Sie wird gefeiert, ein Kinderstar, den alle Welt zu kennen glaubt.
Die Erzählerin dieses von Kritik und Publikum gefeierten Romans begibt sich auf eine fesselnde Spurensuche – und muss schon bald ihre Version vom Leben der Nadia C. in Frage stellen …
Rezension:
Als ich durch Zufall über Lola Lafons “Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte” stolperte, faszinierte mich zuerst der Titel in Verbindung mit dem Bild des ernst aussehenden Mädchens. Die Turnerin Nadia Comăneci kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht, ebenso wenig hatte ich mich mit dem Thema Leistungssport hinter dem eisernen Vorhang auseinandergesetzt – der Klappentext schien aber auf ein fesselndes und interessantes Buch hinzuweisen.
Noch bevor die Geschichte beginnt, findet man einen Hinweis der Autorin, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt, die auf Tatsachen wie Daten, Orten und Schlüsselereignissen basiert. Im Buch gebe es einen Austausch zwischen Autorin und Turnerin, welcher erfunden sei. Ich hatte zwar mit einer Art Biografie gerechnet, begann aber trotzdem, vorbehaltlos zu lesen.
Der Schreibstil der Autorin ist zwar nichts außergewöhnliches, aber immerhin flüssig, und zu Anfang war die Story für mich, als kompletten Themenneuling, tatsächlich recht interessant. Die dauerhaft angespannte Stimmung, der völlig übertriebene Ehrgeiz des Trainers, der diesen auf seine Musterschülerin Nadia überträgt, die politischen Hintergründe – der Osten der 70er ist grau, trostlos und alle stehen unter Druck. Zudem erschütterte mich, dass Nadia, als sie älter wird und weibliche Formen bekommt, als fett und unförmig bezeichnet wird … Niemand kann für immer ein Kind bleiben …
Doch dann schreitet die Geschichte weiter fort und es kommen die Dialoge zwischen Autorin und der mittlerweile erwachsenen Nadia ins Spiel und ich dachte mir nur noch “Oh Gott… was für eine unausstehliche, arrogante Person…”. Kurzzeitig vergaß ich, dass dieser Austausch fiktiv ist – und der lässt die ehemalige Turnerin verdammt schlecht dastehen. Sie wird als vollkommen von sich selbst überzeugt und exzentrisch dargestellt. Als eine verzogene, dumme Frau.
Um herauszufinden, wer diese unangenehme Person denn war (ich ging davon aus, dass es sich um das Leben einer bereits verstorbenen Person handelt) begann ich zu recherchieren und stellte fest: Nadia Comăneci lebt ja noch. Also las ich mir das Vorwort noch einmal ganz genau durch, ob ich auch alles richtig verstanden hatte und war dann dezent entsetzt… Es ist ja schon sehr dreist, sich über eine Person, die noch am Leben ist, eine Story auszudenken und dann auch noch Dialoge zu erfinden, in denen diese Person nicht gut wegkommt. Ich konnte bei meinen Recherchen weder herausfinden, ob Frau Comăneci dem zugestimmt hat noch ob sie überhaupt etwas von dem Buch weiß. Darf man so etwas, selbst wenn es als fiktiv ausgezeichnet ist, eigentlich veröffentlichen?
Zu guter Letzt driftet das Werk nach der ersten Hälfte auch noch durch Wiederholungen und ‘sich-im-Kreis-drehen’ in die Langweiligkeit ab – natürlich nicht, ohne weitere fiktive Diskussionen, die die Protagonistin dumm dastehen lassen. Empfehlen würde ich das Buch auch trotz der relativ ‘okayen’ ersten Hälfte nicht – ich finde das Ganze, trotz dem interessanten Anfang, einfach unendlich frech.
Fazit:
Ein Werk, das an Unverschämtheit kaum übertroffen werden kann – und das ist leider kein witzig gemeinter Werbeslogan.
Bewertung:
Über die Autorin (lt. Klappentext):
Lola Lafon wuchs in Sofia, Bukarest und Paris auf. Nach einer kurzen Karriere als Tänzerin widmete sie sich dem Schreiben und Singen. Heute arbeitet sie erfolgreich als Journalistin, Schriftstellerin und Musikerin in Paris. Mit “Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte” erscheint ihr erster Roman auf Deutsch.