[Rezension] Die Katze des Dalai Lama

Von Martinabookaholic @M_Bookaholic

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‘Die Katze des Dalai Lama’
von David Michie



»Der Dalai Lama ist ein Meister im Umgang mit dem Dosenöffner«, weiß His Holiness’s Cat. Dass er zudem einer der spirituellen Führer der Welt ist, findet die Hauskatze in Dharamsala durchaus angemessen. Während er Staatsmänner, Mönche, Prominente und andere Besucher unterweist, hält sie Hof. Was das Kätzchen dabei aufschnappt, gibt es – durch seine blauen, schrägen Augen betrachtet – auf ebenso inspirierende wie unterhaltsame Weise wieder. So erfährt man viel Berührendes und Überraschendes aus der Welt seiner Heiligkeit. David Michie gelingt ein kleines Kunststück: Seine Protagonistin holt die buddhistische Lehre auf den Boden und vermittelt »auf leisen Pfoten«, wie wir Menschen Glück und Sinn finden können.
(Source: Lotos Verlag)

Der Dalai Lama ist gerade von seiner Amerika-Reise zurückgekehrt, als er auf der Straße eine Gruppe von Jungen sieht, die kleine Himalaya Kätzchen verkaufen. Da diese Rasse sehr hübsch ist und die kleinen Katzen natürlich richtig niedlich aussehen, sind sie alle bis auf eine schnell losgeworden. Die letzte Katze allerdings ist ein ganz kleines und schwaches Exemplar, das sich kaum noch bewegt. Sie wollen es gerade wegwerfen, als ein Assistent des Dalai Lama auf sie zukommt — sie wissen natürlich nicht, wen sie vor sich haben —, und das letzte Kätzchen für sagenhafte 2 Dollar kauft. Im Heim des Dalai Lama kann es sich gut erholen und lebt fortan ganz eng mit Seiner Heiligkeit zusammen. Sie sitzt, liegt oder schläft auf der Fensterbank, stromert durchs Haus und durch die Nachbarschaft. In dieser Geschichte berichtet sie von allem, was sie als Katze des Dalai Lama erlebt.

Dieser Roman ist eine ganz rührende Geschichte. Bücher, die aus der Sicht von Katzen oder anderen Tieren geschrieben sind, lassen sich mittlerweile recht oft in den Bücherregalen finden. Für mich haben diese Blickwinkel immer einen ganz besonderen Charme und auch diese Geschichte konnte mich berühren. Die KSH (Katze Seiner Heiligkeit) erlebt in ihrem Alltag allerhand katzenmäßige Abenteuer und unterhält damit sich selbst und auch alle Menschen um sich herum.

Doch in diesem Buch geht es natürlich nur vordergründig um die KSH. Im Inneren ist es eine kleine und lehrreiche Einführung in den Buddhismus und in die buddhistischen Weisheiten. Je Kapitel wird eine Lehre des Buddhismus ganz nebenbei erläutert, was oft nach dem gleichen Schema abläuft: Die Katze Seiner Heiligkeit macht sich über etwas Gedanken oder erlebt auf ihren Rundgängen etwas, das sie verwirrt oder ärgert. Gleichzeitig bekommt der Dalai Lama oft auch noch Besuch, der — oft ohne es zu wissen — gerade ähnliche Gedanken oder Sorgen wie die KSH hat. Der Dalai Lama oder ihm nahestehende Personen unterhalten sich dann über das Problem, während die Katze in der Nähe ist, zuhört und es dem Leser eben erzählt.

Die Gespräche sind — typisch buddhistisch — nie darauf ausgelegt, den anderen zu belehren, sondern ihn behutsam zu einer Selbsterkenntnis zu verhelfen. So unterhalten sich die Besucher mit dem Dalai Lama oder anderen kundigen Personen über Geduld, Gelassenheit, Wut, Ängst, Fremdwahrnehmung, Völlerei und viele weitere Eigenschaften. Stets schaffen sie es dabei, wenn auch nicht sofort, dann eben mit Geduld, ihren Gesprächspartnern mit ihren Sorgen zu helfen. Und die KSH? Die sitzt daneben, hört zu, wendet die Gespräche und Gedanken auf ihre eigenen Probleme an und versucht selbst eine bessere Katze zu werden.


Sehr schade, dass man von der Katze so wenig sieht, denn das, was man sehen kann, ist schon einfach so wunderhübsch! Verliert bestimmt noch mal mehr Haare als andere Rassen, aber das sieht so schön flauschig aus. <3"><3"><3


Wer sich für den Buddhismus interessiert, etwas über buddhistische Weisheiten und die Lehre erfahren und nebenbei noch eine niedliche Geschichte erleben möchte, dem kann ich dieses Buch nur ans Herz legen. Die Lektüre hat mir viel Spaß gemacht, mich unterhalten und so einiges über die buddhistische Lebensweise gelehrt.


4,5 of 5 points – (soo awesome!)




(© Michie)

Tenzin las Chogyal den Brief mit für ihn ungewöhnlicher Ergriffenheit vor. »Ich arbeite jetzt schon über zwanzig Jahre hier«, sagte er, »aber manche Dinge können mich immer noch überraschen. Wenn die Menschen das Wohlbefinden der anderen zur Triebfeder ihres Handelns machen, dann ist das Resultat einfach…«
»Überwältigend?«, fragte Chogyal.
»Ja. Genau.«

Wenn es um unsere Probleme geht, stehen wir alle vor dieser Entscheidung. Wir haben nicht um diese Probleme gebeten. Wir wollen sie nicht. Aber ausschlaggebend ist allein, wie wir damit umgehen. Mit Weisheit können die größten Schwierigkeiten zu den größten Einsichten führen.

»Ein Buddhist« — der Lama legte herausfordernd den Kopf schief — »würde Sie als Faulpelz bezeichnen.«
Im Gegensatz zu sonst errötete Sam jetzt nicht, sondern wurde käseweiß.
»Selbstverachtung, die Vorstellung, dass man zu nichts taugt, dieses ›Ich kann dies nicht, ich kann jenes nicht‹ ist ein Zeichen der Schwäche. Diese Schwäche müssen Sie überwinden.«

Erleuchtete Grüße






#1: Die Katze des Dalai Lama
#2: Die Katze des Dalai Lama und die Kunst des Schnurrens (Oktober 2015)
#3: The Dalai Lama’s Cat and the Power of Meow (noch kein deutscher Titel bekannt)

David Michie:
David Michie, geboren in Zimbabwe, lebt heute in Australien, wo seine Bücher Bestseller sind. Ursprünglich Thriller-Autor, gelingt es dem praktizierende Buddhist mit Bravour, buddhistische Gedanken in moderner, verständlicher Form einem breiteren Publikum nahezubringen.
(Source: Lotos Verlag)

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Vielen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares an:

den Lotos Verlag