[Rezension] Die Frau ohne Namen | Greer Hendricks & Sarah Pekkanen

[Rezension] Die Frau ohne Namen | Greer Hendricks & Sarah Pekkanen

Titel: Die Frau ohne Namen

Autorin: Greer Hendricks & Sarah Pekkanen

Übersetzerin: Alice Jakubeit

Format: Klappbroschur

Preis: 16,00 €

Seitenzahl: 446 Seiten

Verlag: Rowohlt Polaris

ISBN: 978-3-499-00144-4

Bewertung: 4 Sterne

Rezensionsexemplar

Inhalt

Durch einen Zufall bekommt die Kosmetikerin Jess die Möglichkeit bei einer Studie teilzunehmen. Eigentlich rechnet sie damit einige Fragen zu beantworten und anschließend das Geld dafür zu bekommen. Allerdings ist „Testperson 52“, wie Jess nun genannt wird, etwas ganz besonderes für die Studie. Die Fragen werden immer persönlicher und Jess kann, je weiter die Studie fortschreitet, kaum mehr unterscheiden was in ihrem Leben real und was eines der manipulativen Experimente von Dr. Shields ist. Langsam aber sicher wird Jess klar, dass sie in großer Gefahr schwebt, doch sie weiß nicht, vor wem sie sich wirklich fürchten muss…


Als die Anfrage vom Rowohlt Verlag kam, ob ich nicht Lust hätte das neue Buch von Greer Hendricks und Sarah Pekkanen lesen möchte, habe ich nicht lange überlegt. Ich habe von den beiden Autorinnen bereits „The Wife between us“ gelesen. Das Buch hat mich damals zwar nicht hundert pro überzeugen können, der Schreibstil jedoch sehr. Sehr schnell habe ich das Buch dann begonnen und es nicht bereut.

Die Geschichte beginnt mit einem kursiven Text, der die Studie kurz vorstellt und einen kleinen Einblick in das bietet, was eventuell auf die Leser warten wird. Diese kursiven Einschübe gibt es noch zwei weitere Male, denn das Buch ist in drei Teile unterteilt, welche alle mit einem solchen Text beginnen. Schon beim Lesen dieses Textes habe ich eine kleine Gänsehaut bekommen, denn der Grundgedanke hinter der Studie, mag sehr spannend und interessant sein. Moral und moralisches Handeln sind sicherlich spanende Themen, welche sich zu untersuchen lohnen.

Dann kommt Jess ins Spiel, die Protagonistin dieser Geschichte. Sie ist Ende 20, Kosmetikerin und arbeitet für BeautyBuzz. Ein Unternehmen, welches ihre Dienste Online anbietet. Jeder kann sozusagen einen Termin ausmachen und bekommt dann eine Kosmetikerin nach Hause geschickt. Eigentlich möchte Jess fürs Theater schminken, doch nach einem schrecklichen Erlebnis am Theater hat sie dort aufgehört und für BeautyBuzz angefangen. Das zusätzliche Geld, welches sie über das Unternehmen bekommt, kann sie auch sehr gut gebrauchen, denn sie hat eine Schwester mit einer geistigen Behinderung. Durch unterschiedliche nötige Therapien hat die Familie hohe Rechnungen zu bezahlen und Jess beteiligt sich bereitwillig daran.
Aus diesem Grund hat sie auch die Chance ergriffen an der Studie teilzunehmen. Sie möchte unbedingt so schnell wie möglich Geld verdienen.
Ich habe Jess sofort ins Herz geschlossen. Sie ist sehr mutig und stark. Ihre Art ist aufgeschlossen und gleichzeitig versucht sie alles Persönliche zu verstecken. Es fällt ihr sehr schwer sich zu öffnen und andere Menschen an sie heran zu lassen. Durch die Fragen der Studie bekommt man jedoch auch als Leser einen sehr interessanten Einblick in die junge Frau. Ihr ist etwas schlimmes passiert und sie versucht diese Situation irgendwie zu vergessen. Dabei hilft ihr natürlich die stupide Arbeit und unpersönlicher Sex, bei dem sie nicht einmal ihren richtigen Namen verwendet. Sie selbst sein hat sie längst aufgegeben und versucht immer dann, wenn sie abends ausgeht, einfach jemand anders zu sein. Durch die Studie wird ihr klar, dass sie aber vielleicht doch einmal sie selbst sein sollte, um sich endlich wieder wohler in ihrer Haut zu fühlen.
Für mich ist Jess ein sehr toll gelungener Charakter. Sie entwickelt sich von Kapitel zu Kapitel weiter. Auch wenn ich nicht jede ihrer Handlungen nachvollziehen konnte, so habe ich doch verstanden was sie damit bezweckt und dass sie nicht anders handeln konnte. Sie ist eben genau so, wie im Buch beschrieben und sie kennt es auch nicht anders. Ich habe sie sehr bewundert für ihren Kampfgeist und ihre Auffassungsgabe. Ich denke nicht jede Testperson hätte auf diese Weise am Experiment teilgenommen und vermutlich war dies auch der Grund weshalb Dr. Shields sie ausgewählt hat noch tiefergehende Fragen und weitere Experimente durchzuführen.

Diese Experimente und Fragen werden immer persönlicher und schließlich auch immer absurder. Jess wird in etwas hineingezogen, das sie so gar nie gewollt hat und durch einen kleinen Zufall verändert sich die Situation rasend schnell. Ich kann hier nicht näher darauf eingehen, doch etwas verschiebt sich während der Arbeit mit Dr. Shields und es macht Jess sehr deutlich klar, dass sie längst nicht mehr Herrin der Lage ist und überhaupt keine Möglichkeit mehr hat, irgendwie auszusteigen oder zu fliehen. Sie ist ganz in der Studie gefangen und damit auch Dr. Shields ausgeliefert.
Dieses ausgeliefert sein haben die Autorinnen wirklich perfekt dargestellt. Langsam aber sicher erkennt man auch als Leser welche Macht Dr. Shields gewonnen hat und wie es möglich ist, diese Macht auszuüben und gegen Jess zu verwenden. Diese scheint keinerlei Chance mehr zu haben, sich irgendwie daraus zu befreien, doch dann eröffnet sich ihr eine neue Möglichkeit und sie muss sie nur ergreifen.

Die Spannung ist durch die Experimente von Dr. Shields und Jess eigenmächtigem Handeln immer auf einem hohen Niveau. Man braucht zwar nicht ganz hundert Seiten um die Dynamik so richtig zu begreifen, doch die Stimmung ist durchgängig düster und angespannt. Die Lage spitzt sich Seite um Seite immer weiter zu, man weiß irgendwann nicht mehr wo oben und unten ist. Und alles wird langsam aber sicher zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Ich konnte das Buch irgendwann nicht mehr weglegen, weil ich unbedingt wissen wollte, was nun noch kommt und wie sich alles auflösen wird. Ob sich überhaupt etwas auflösen wird oder die Geschichte unbefriedigend enden wird. Mein Herz hat irgendwann immer schneller geschlagen, ich war direkt gefangen in der Handlung und kann den Autorinnen nur mein Lob aussprechen. Das Buch hat mich komplett abgeholt, ich konnte es nicht mehr weglegen, habe die unterschiedlichsten Szenarien im Kopf durchgespielt und war in dieser Welt gefangen. Auch wenn mich nicht alles komplett überraschen konnte, so waren die Twists toll gemacht und die Spannung konstant auf einem sehr hohen Niveau.

Fazit

„Die Frau ohne Namen“ war ein genialer Spannungsroman, mit tollen Twists, die zwar nicht komplett überraschend waren, mich aber dennoch abholten. Die Protagonistin ist mutig, stark und sehr intelligent. Sie weiß sich zur Wehr zu setzen und macht eine tolle Entwicklung durch. Es war sehr aufregend den Handlungssträngen zu folgen und immer tiefer in die Geschichte einzutauchen. Ich kann euch wirklich nur ans Herz legen euch dieses Buch mal näher anzuschauen!


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