[Rezension] Die Farbe Lila

[Rezension] Die Farbe LilaDie Farbe Lilavon Alice WalkerBastei Lübbe272 Seiten

Inhalt

Die junge Afroamerikanerin Celie wird bereits als junges Mädchen von ihrem Vater missbraucht, die so entstandenen Kinder werden ihr weggenommen. Sie wird gezwungen einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebt. Ihr einziger Halt, Schwester Nettie, verschwindet ebenfalls aus ihrem Leben. Celie hat nichts. Sie lebt in ständiger Angst vor ihrem Ehemann und muss sich um dessen Kinder kümmern. Ihr Leben verändert sich jedoch, als Shug Avery, eine Sängerin und Geliebte ihres Mannes, in das Leben der jungen Schwarzen tritt. Es entwickelt sich eine innige Freundschaft zwischen den beiden Frauen, die sich zu einer romantischen Liebe steigert. Gestärkt durch die Liebe Shugs gelingt es Celie, sich zu emanzipieren und sich selbst ein Leben aufzubauen, in dem das Wörtchen "Glück" tatsächlich kein Fremdwort mehr ist. 

Meinung

Die Farbe Lila ist ein Briefroman. Zu Beginn wendet sich Celie stets an Gott, bespricht mit ihm ihren Alltag.  Als Nettie durch Zufall wieder in Celies Leben tritt, werden dem Leser die Briefe beider Schwestern geboten, die sich jedoch nicht aufeinander beziehen da sie zeitversetzt sind bzw. nicht ankommen. 
Inhaltlich handelt es sich um eine unglaublich berührende Geschichte, die hier und da zu einer feministischen Utopie neigt. Celie kann sich erst durch die Stärke und Liebe einer Frau von den Missständen der Männer befreien. In anderen Rezensionen wurde dieser Feminismus angekreidet. Ich bin sonst kein Fan von so etwas, im Roman fiel mir das jedoch kaum auf. Die Lebensgeschichte Celies stand mit all seinen Aspekten im Vordergrund: Inzest, das Leben als Afroamerikaner unter Weißen, als Frau unter Männer, und und und.  Dass nun gerade die Liebe zweier Frauen zu einer Verbesserung der Lebensqualität führt empfand ich nicht als aufdringlich, eher als logische Konsequenz aus Celies bisherigen Erfahrungen mit Männern.
Sprachlich war ich fasziniert. Zu Beginn sind Celies Briefe kaum zu lesen, gespickt von Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Die Briefe sind sehr alltagssprachlich gehalten und entsprechen dem Niveau einer Schwarzen, der nach den ersten Kindern der Besuch der Schule verboten wurde. Tatsächlich aber entwickelt sich Celie nicht nur als Person, ihr Voranschreiten schlägt sich auch darin nieder, wie sie schreibt. Das hat mir sehr gut gefallen! 
Die Personen im Roman sind sehr vielfältig. Zum einen haben wir Celie, die in Angst lebt und tut, was der Mann ihr sagt. Shug ist das genaue Gegenteil, sie begehrt auf und verhält sich wie ein Mann. Sofia, die Schwiegertochter Celies, ist eine resolute Frau die sich von ihrem Ehemann Harpo nichts sagen lässt. Harpo hingegen ist unsicher und versucht sich seine Frau mit Gewalt zu Willen zu machen. Da Sofia darauf jedoch aggressiv reagiert und ihn letzten Endes sitzen lässt, beginnt Harpo zu verstehen. Und selbst der Ehemann Celies, der im gesamten Roman nur Mr.---- genannt wird, durchläuft eine ähnliche Entwicklung. Zum Schluss des Romans erkennt er Celies Wert an und aus den einstigen verhassten Ehepartnern werden ehrliche Freunde. 
Der Roman umfasst das gesamte Leben Celies und zu Teilen auch das ihrer Schwester und anderer Familienmitglieder. Alles in allem ist Die Farbe Lila ein sehr berührendes Buch, das über die damalige Situation schwarzer Frauen aufzuklären vermag. Der Roman steht nicht umsonst auf  vielen Listen mit Büchern, die man angeblich gelesen haben muss. Hier schließe ich mich der Meinung an. Der Roman ist kurzweilig und schnell zu lesen. Die Geschichte ist packend und fesselnd und bietet den Einblick in eine Situation, die uns sehr fremd erscheint.
[Rezension] Die Farbe Lila


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