Rezension | "Die Falle" von Melanie Raabe

Rezension

| btb | Hardcover | €19,99 | 352 Seiten | Amazon |


Die bekannte Romanautorin Linda Conrads, 38, ist ihren Fans und der Presse ein Rätsel. Seit gut elf Jahren hat sie keinen Fuß mehr über die Schwelle ihrer Villa am Starnberger See gesetzt. Trotz ihrer Probleme ist Linda höchst erfolgreich. Dass sie darüber hinaus eine schreckliche Erinnerung aus der Vergangenheit quält, wissen nur wenige. Vor vielen Jahren hat Linda ihre jüngere Schwester Anna in einem Blutbad vorgefunden – und den Mörder flüchten sehen. Das Gesicht des Mörders verfolgt sie bis in ihre Träume. Deshalb ist es ein ungeheurer Schock für sie, als sie genau dieses Gesicht eines Tages über ihren Fernseher flimmern sieht. Grund genug für Linda, einen perfiden Plan zu schmieden - sie wird den vermeintlichen Mörder in eine Falle locken. Doch was ist damals in der Tatnacht tatsächlich passiert?
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Die Geschichte um die Bestsellerautorin Linda Conrads lockt den Leser buchstäblich in eine literarische Falle, spinnt ihn ein in gut gewählte Worte und lässt ihn erst dann wieder entkommen, wenn alle Fragen zufriedenstellend beantwortet worden sind. Mit ihrem Roman "Die Falle" bietet Melanie Raabe ein fesselndes Verwirrspiel, dem man sich zu keinem Zeitpunkt entziehen kann und bei dem man beinahe bis zum Schluss nicht weiß, wer die Fäden in der Hand hält. Geschickt streut die Autorin Brotkrummen und legt falsche Fährten, sodass man sich immer wieder sicher wähnt, zu wissen, was geschehen ist, nur damit Raabe eben diesen Verdacht sofort widerlegt. Gewürzt wird das Ganze mit einem Buch im Buch und den Gedanken einer Protagonistin, von der man nicht weiß, ob man ihr trauen kann - so sehr man es auch unbedingt will.
"Die Falle" beginnt bereits wie eine fleischfressende Pflanze, die sofort zuschnappt, wenn man seine Nase in die ersten Seiten steckt, denn Raabe hat die Fähigkeit mit ihrem Schreibstil einen Sog zu erschaffen, in den man gnadenlos und unwiderruflich gezogen wird - eine faszinierende Mischung aus simplen Worten und einem Touch Poesie machen das Buch zu einem angenehmen Leseerlebnis. Dabei erzeugt der Stil eine dichte und düstere Atmosphäre, die dadurch verdoppelt wird, dass die Geschichte die meiste Zeit an einem einzigen Handlungsort spielt - nämlich in der Villa der Autorin. Ein beklemmendes Gefühl legt sich über das gesamte Buch und lullt den Leser unbemerkt ein, sodass unterbewusst immer eine gewisse Spannung liegt, die sich erst zum Ende hin auflöst. Immer wieder wird diese Spannung unterbrochen und dabei noch weiter gesteigert, indem die Kapitel mit Cliffhangern enden, woraufhin erst einmal ein Kapitel aus dem Roman der Protagonistin folgt. Diese sind zwar auch interessant und geben in weiten Teilen die Realität wieder, sind aber auch ganz klar dazu gedacht, den Leser noch erwartungsvoller auf die folgende Geschichte zu machen.
Protagonistin Linda Conrads wirkt zunächst einmal sehr labil und das ist sie auch. Seit zwölf Jahren hat sie ihr Haus nicht mehr verlassen und nagt an dem Verlust ihrer Schwester, die sie nicht retten konnte und deren Mörder nicht gefunden werden konnte. Als sie ihn dann zufällig im Fernsehen entdeckt, stellt sie ihm eine Falle, die völlig anders läuft, als sie erwartet hatte und schließlich weiß man als Leser nicht mehr, was man glauben soll. Da es grundsätzlich nur zwei Möglichkeiten gibt, wie sich die Geschichte auflösen könnte, ist man permanent in Gedanken darüber und versucht Pro und Contra Argumente gegeneinander aufzuwiegen, was die Autorin durch viele Ansätze weiter unterstützt. Hier ist es wirklich unmöglich, sich dem Sog der Geschichte zu entziehen, auch wenn sie dann und wann ein paar Längen beinhaltet, die aber kaum ins Gewicht fallen - gerade die Kapitel aus dem Roman der Protagonistin fand ich zwischenzeitlich ein wenig störend, eben weil ich eigentlich nur wissen wollte, wie es weitergeht. Andererseits haben sie auch zu der Atmosphäre beigetragen.
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"Die Falle" schnappt zu - und das nicht nur in der Geschichte selbst. Auch der Leser wird in die Geschichte gezogen und kann das Buch erst wieder zuklappen, wenn der Fall gelöst wurde, die Wahrheit ans Licht gekommen und alles gut ist, oder vielleicht auch nicht? Melanie Raabe legt falsche Fährten und führt den Leser in ein Spiegellabyrinth voller Irrungen und Wirrungen, sodass dieser bald nicht mehr weiß, was er glauben kann. Ein faszinierendes, perfides und beklemmendes Spiel, dass paranoid macht und blendend zu unterhalten weiß. Unbedingt lesen!
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