|Rezension| "Die Erleuchtete - Das Dunkel der Seele" von Aimee Agresti

Von Paperdreams @xGoldmarie


 
 Bis zu diesem Zeitpunkt war der Englischunterricht ohne nennenswerte Zwischenfälle verlaufen.
Haven Terra wurde als fünfjähriges Mädchen mit Narben auf Brust und Rücken am Waldrand aufgefunden und von der Krankenschwester Joan aufgenommen. Mittlerweile ist die sechzehn und fühlt sich in dem Krankenhaus, in dem Joan arbeitet, wie zu Hause. Als sie schließlich auf Grund ihrer tadellosen Noten ein Stipendium in einem luxuriösen Hotel erhält, beginnt sich ihr Leben zu wenden. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Dante und einem Mitschüler namens Lance darf sie das Praktikum im Lexington Hotel antreten. Dort angekommen bemerkt sie schnell, das jeder in diesem Hotel überdurchschnittlich gut aussieht - und ebenso leer zu sein scheint. Denn trotz des luxuriösen Ambientes und all der Schönheit, die sie umgibt, merkt Haven schnell, das irgendetwas nicht in Ordnung sein kann...
Aimee Agresti schreibt einfach und flüssig ohne dabei sonderlich viel Anspruch zu haben. Der Schreibstil ist definitiv nichts besonderes und absolut austauschbar, was ich teilweise ein wenig schade fand, dennoch liest sich das Buch gut und unterhaltsam für Zwischendurch. Es ist halt der typische jugendliche Stil, den man inzwischen in fast jedem Jugendbuch vorfinden kann, der aber eben passt.
Schwarz und Weiß. Gut und Böse. Hell und Dunkel. Es gibt kaum ein Buch, kaum einen Film, kaum ein Leben, in denen diese zwei Attribute keine Rolle spielen würden - in welcher Art und Weise auch immer. Prinzipiell ist doch alles ein Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen, selbst so banale Dinge, wie früh aufstehen. Da wundert es sich, wenn dieser Kampf auch mal ganz Klassisch dargestellt wird: Engel gegen Teufel. Und ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass diese Konstellation eine tragende Rolle in "Die Erleuchtete" spielt, denn auch wenn diese Tatsache erst einmal sehr eindeutig wirkt, so präsentiert sie sich in der Geschichte sogar ziemlich geschickt und undurchsichtig. "Die Erleuchtete: Das Dunkel der Seele" von Aimee Agresti spielt mit dem Hellen und dem Dunklen, wirft Schattenspiele an Wände und überrascht mit einigen Gruselmomenten - ein Teenie-Romantasy-Schmöker mit Potenzial!
Und das obwohl man sagen muss, dass nicht alles völlig rund läuft und die Geschichte hin und wieder durchaus seine Längen hat. Dafür jedoch, dass es in einem altbekannten Genre spielt, in dem der Plot meistens von Anfang an festgelegt und deutlich ist, hebt sich dieses Buch dann doch ein wenig ab. Es ist nicht so gradlinig, wie man auf den ersten Blick denken könnte und kommt mit einigen Wenden daher, mit denen ich nicht unbedingt gerechnet hätte. Gerade im Hinblick auf die Liebesgeschichte, die in dem Genre ja sonst oft gerne mal einen viel zu großen Platz einnimmt, weiß "Die Erleuchtete" durchaus zu überraschen und schafft es sogar authentisch zu wirken - was ich ihr auf den ersten Seiten gar nicht zugetraut hätte.

Protagonistin Haven ist eine Person, die es einen einfach macht, sie zu mögen. Das liegt aber unter anderem auch daran, dass sie doch sehr stereotypisch ist. Zwar hat sie ihre eigene Persönlichkeit, aber mir fehlte es ein wenig an echten Ecken und Kanten - und ich spreche hier nicht von dem allseits bekannten Hässlichkeitssyndrom, das eigentlich gar keines ist! Hinzu kommen Dante und Lance, diemir beide ziemlich gut gefallen haben - gerade, weil sie sich mit der Geschichte entwickeln und mit der Zeit ein wenig ihre Rollen wechseln, was ich interessant fand. Interessanter noch als die Figuren, fand ich jedoch die ganze Atmosphäre, die wunderschön gruselig und düster war und mich zeitweise schon sehr gut unterhalten konnte. Auch in dem Sinne, dass ich mich vor dem Schlafen gehen verstohlen umschauen musste bevor ich das Licht gelöscht habe!
Trotz einiger Längen, nämlich denen, in welchen Haven ausnahmslos dasselbe macht, hält "Die Erleuchtete" nämlich einige Szenen parat, die doch ganz schön treffen und wahnsinnig viel Spaß machen. Das Buch ist definitiv Lektüre für Zwischendurch, aber sie ist auch definitiv keine schlechte Lektüre für Zwischendurch - ganz im Gegenteil. Einige Elemente fand ich zwar nicht so super und ich hätte das Ganze auch mit einigen paranormalen Details weniger sehr toll gefunden, aber gut, das gehört zum Genre und ist nur ein kleiner Störfaktor, der schnell vergessen ist. Auch wenn das Thema an sich alt ist, bringt "Die Erleuchtete" frischen Wind mit sich und schafft es, mich von Anfang bis Ende völlig gebannt zu halte!
Die reine Erleuchtung bringt "Die Erleuchtete" zwar nicht, dafür bietet sie eine klassische Geschichte über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse im Teenieformat und hebt sich dann und wann von seinen Genrekollegen ab. Hut ab an dieser Stelle, denn das hätte ich dem Buch gar nicht zugetraut! Überraschende Wendungen und Gruselmomente kann es jedenfalls gut, auch wenn es die ein oder andere Länge zwischendrin hat. Außerdem stimmen die Figuren - Klischees hin oder her und letztendlich war es gerade die düstere Atmosphäre und die vielen kleinen Gruselmomente, die mich an den Seiten gehalten und irre viel Spaß gemacht haben! Wer Engel vs. Teufel Geschichten mag und Lust auf Urban Fantasy hat, ist mit "Die Erleuchtete" jedenfalls gut bedient und sollte unbedingt mal reinschauen!

Aimee Agresti ist Journalistin und Autorin. Sie schreibt regelmäßig für 'US Weekly' und führte bereits zahlreiche Interviews mit verschiedenen Berühmtheiten. Zudem erschienen ihre Beiträge in 'People', der 'Washington Post', 'Mademoiselle' und dem 'New York Observer'. Mit ihrer Trilogie um Haven Terra, 'Die Erleuchtete', eroberte sie die amerikanische Romantasy-Gemeinde im Sturm. Aimee Agresti lebt in Washington, D.C. [via RandomHouse]
...mehr? *klick*