Rezension: Die Enden der Welt

Erstellt am 3. Februar 2012 von Maratos @andreas_schnell

Es stand einige Zeit auf meiner Wunschliste und Ende letzten Jahres habe ich es dann geschenkt bekommen: „Die Enden der Welt“ von Roger Willemsen. Der Rückentext war es damals auch, der mich dazu gebracht hat, das Buch lesen zu wollen. Ich zitiere: „Auf fünf Erdteilen war Roger Willemsen unterwegs, um seine ganz persönlichen Enden der Welt zu finden. An all diesen Orten kam es zu außergewöhnlichen Ereignissen und bemerkenswerten Begegnungen – Geschichten fulminant erzählt und gesättigt von den Farben der Welt.“

Ich persönlich stehe auf Reiseberichte jedweder Art. Es sind meistens Erzählungen von einer anderen Welt. Wen man reist, begibt man sich auf den Weg Neues zu erfahren, etwas das man dann in Worte fassen kann, um den Lesern eine ganz eigene Vision zu vermitteln. Ich war also recht euphorisch, als ich angefangen habe „Die Enden der Welt“ zu lesen. Ein erster Blick in das Buch verheißt dann auch viel: Willemsen erzählt seine Erlebnisse von der Eifel bis zum Senegal. Gutes Rüstzeug um den Leser einzufangen.

Schon nach den ersten Seiten wird mir jedoch klar das „Die Enden der Welt“ eines nicht ist: ein gutes Buch. Warum? Fangen wir damit an, das die einzelnen Erzählungen nicht wirklich den Eindruck vermitteln als würden sie am Ende eine komplette Geschichte ergeben. Oft weiß man nicht einmal genau, wann eine Geschichte spielt und ob die eine Episode möglicherweise chronologisch vor einer anderen geschehen ist. An einigen Stellen kann man es erahnen aber sicher sein kann man sich nicht. Was jedoch sehr viel schwerwiegender ist, ist der Umstand eine Sprache benutzt, die komplizierter und unaussagekräftiger nicht hätte sein können.

Willemsen ignoriert eine der wichtigsten Regeln in der Schriftstellerei: Wenn Du etwas einfach oder kompliziert ausdrücken kannst, halte es einfach. In „Die Enden der Welt“ gibt es Sätze wie die folgenden: „Wir sind zu sechst, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und einheimischen Begleitern, und als uns bewusst wird, was wir da inhalieren, wir also augenblicklich Tücher vor die Münder halten, feixen uns die Sadhus aus den Pagoden entgegen, ihrer fotogenen Attraktivität gewiss, dabei dekadent und verdorben wie die Äffchen, die auch dauernd mit sich selbst beschäftigt durch den verschachtelten Tempelbezirk streifen.“

Sätze wie der oben, der im Buch übrigens über acht Zeilen geht, sind beileibe keine Seltenheit. Viel mehr sind sie die Regel. Nicht nur das man am Ende des Satzes nicht mehr weiß, worum es am Anfang überhaupt ging: Die Sprache ist derart aufgedunsen, dass man meinen könnte Roger Willemsen hätte es nötig mit besonders langen und komplexen Sätzen zu beeindrucken. Ob es wirklich so ist, weiß ich nicht, doch das Buch ist schlicht und ergreifend handwerklich schlecht geschrieben. „Die Enden der Welt“ ist eines der wenigen Bücher, die ich nicht bis zum Ende durchlesen konnte. Nach knapp der Hälfte habe ich die Segel gestrichen und aufgegeben.
Das Buch hätte Potenzial gehabt.

Roger Willemsen war an vielen interessanten Orten und hat besondere Menschen getroffen. All das hätte man in eine ansprechende Form bringen können. Ich bin mir sicher das Willemsen dazu auch das nötige Handwerkszeug gehabt hätte. Schade das nichts daraus geworden ist.