| Knaur | Klappbroschur | 512 Seiten | €14,99 | Amazon |
Großbritannien, in nicht allzu ferner Zukunft: Ein grauenhafter Parasit befällt die Menschheit. Millionen sind bereits infiziert und bedrohen die wenigen Gesunden. Alle Hoffnungen ruhen auf einer Schar Kinder, die anders auf den Erreger reagieren. Auf einer entlegenen Militärbasis halten Wissenschaftler sie gefangen – zu allem entschlossen, um ihnen ihr biologisches Geheimnis zu entreißen. Doch es läuft nicht nach Plan ...
Handlungstechnisch ist "Die Berufene" ein wahres Zombiebuch: erst befindet man sich hinter sicheren Mauern, dann eskaliert die Situation und man ist auf der Flucht, mit der halben Menschheit auf den Fersen - als Zombies versteht sich. In dieser Hinsicht schreibt "Die Berufene" tatsächlich keine neue Geschichte, aber wie sich alles entwickelt und letztendlich zusammenkommt, ist doch originell und einfach etwas anderes. Hinzu kommt die Tatsache, dass man nicht nur die Blickwinkel erwachsener Menschen, sondern auch die Perspektive eines kleinen Mädchens hat, das vielleicht nicht unbedingt so menschlich ist, wie man erst denken würde. Gerade dieser Aspekt verleiht der Geschichte etwas besonderes und hat sie für mich noch interessanter gemacht. Melanie ist schließlich auch die Sympathieträgerin der Geschichte und schafft es einige ruppige Figuren etwas auszugleichen. In einer dunklen Welt gibt es nun einmal auch größtenteils dunkle Charaktere.
Und die gibt es wirklich zu Hauf. Gerade der Beginn der Geschichte ist unfassbar bedrückend, wenn man erfährt, wie einige Menschen behandelt werden. Die Gründe dafür erschließen sich erst nach und nach und ständig wird man in einen Gewissenskonflikt getrieben - zum Beispiel durch die Ärztin, die fragliche Experimente zum Wohle der Menschheit durchführt, die aufs Ganze betrachtet vielleicht doch nicht so fraglich sind. Wie gesagt, man muss sich oft die Frage stellen, was man in dieser Situation selbst denken und wollen würde, was teils ganz schön an die Nieren geht. In diesem philosophischen Zusammenhang hat "Die Berufene" seine Arbeit definitiv getan, obwohl es am Ende doch alles sehr schnell ging. Das Ende ist wohl der größte Kritikpunkt, und die Tatsache, dass viele Dinge entweder zu sehr in die Länge gezogen oder konträr zu kurz angeschnitten wurden. Das Ende jedenfalls geht nach all den Strapazen etwas schnell.
"Die Berufene" ist ein etwas anderes Zombiebuch mit originellen Ansätzen, welches sich dann und wann etwas zäh liest und am Ende ein wenig schwächelt. Insgesamt bietet es aber sehr gute Unterhaltung mit Ekelfaktor und vielfältige Figuren, die sich weiterentwickeln und gegenseitig ausgleichen. Hinzu kommt die Tatsache, dass Careys Auflösung originell ist und sich sehr von anderen Zombieszenarien abhebt - eine interessante Überlegung, die mich beeindrucken konnte, auch wenn das gesamte Buch mich nicht dauerhaft überzeugt hat. Viel Unterhaltung bekommt man aber in jedem Fall, daher bekommt dieses Buch dreieinhalb mit der Tendenz zu vier Herzen.
