Nach der Wende bleibt die ersehnte Freiheit jedoch aus.
Für Henry geht es bergab. Nach wie vor ist die Kunst sein Leben, aber weder auf finanzieller, noch auf sozialer Ebene kann er wahre Erfolge vermelden und so bleibt ihm nur sein Porsche und ein paar andere Künstler, die wie er, ein Stipendiat erhalten haben und gemeinsam in mehr oder weniger einfachen Verhältnissen zusammenleben und sich ihrer Kunst-Leidenschaft widmen.
Für Henry eine schwierige Zeit, denn er hängt der Vergangenheit nach, seinem Bekanntheitsgrad in der DDR, seinen Ansichten und ganz generell seinem Leben.
Neue Dimensionen eröffenen sich ihm als er sich verliebt und durch seine Angebete, eine Wessi-Frau, auch auf lyrischer Ebene ein neues Hoch erlebt. Doch wer hoch fliegt kann auch tief fallen...
Es fiel mir von Anfang an sehr schwer mich in die Story reinzulesen und interessiert bei der Sache zu bleiben. Das lag weniger an dem Schreibstil als daran, dass mich das Thema einfach nicht fesseln konnte.
Im Prinzip handelt es sich um die Lebens- und Sinnkrise eines alternden Lyrikers der schon viel erlebt und gesehen hat, der mal erfolgreich war und dann abgestürzt ist, dazu kommt noch ein wenig Ostalgie und das ergibt dann eine Lebensgeschichte und kleine Gesellschaftsstudie die zwar gut geschrieben ist, aber keinesfalls jedermanns Geschmack sein dürfte.
Für mich ist Henry ein äusserst facettenreicher Charakter, der hauptsächlich schlecht drauf ist und seiner Vergangenheit sowie der Vergangenheit im Allgemeinen nachtrauert und das auch voll auskostet. Dabei hat er einen gewissen Hang zur Dramatik, was ihn teilweise schon in einem fast lächerlichen Licht dastehen lässt und seine Ansichten sind stellenweise doch sehr zweifelhaft.
Dennoch steckt hinter dieser Fassade ein weicher Kern, der auch im Lauf des Romans immer wieder leicht durchschimmert. Generell ist Henry einfach ein Mensch mit Vergangenheit, der sich Freiheit wünscht und sie weder im Osten, noch im Westen finden konnte und der sich selber fast verloren hat.Die Story ist tiefgründig, sie macht nachdenklich und ist melancholisch. Es handelt sich nicht um ein Buch das man einfach mal so kurz weglesen kann. Ich bin eine sehr schnelle Leserin und lese gute Bücher oftmals an einem Tag durch. Bei diesem Buch musste ich mich immer wieder zum weiterlesen motivieren, mir war das Buch zu schwer und das Thema lag mir einfach nicht.
Sehr störend waren für mich auch die dauernden Gedankensprünge von Henry. Dreht es sich gerade noch um das Hier und Jetzt steckt man in der nächsten Sekunde schon wieder in einem Rückblick in dem es um das DDR Regiem geht oder um Henry's persönliche Geschichte. Dazu kommen häufige Zitate verschiedenster Lyrik mit denen ich ebenfalls wenig anfangen konnte.
Insgesamt ist das Buch sehr gut geschrieben, die Autorin hat ihren Roman mit grosser Tiefe und mit viel Herzblut geschrieben. Wenn einen das Thema interessiert, dann wird man an dem Buch wahre Freude haben.
Für jeden dem Lyrik nicht liegt und der für alternde Lyriker, die einen Lebenskrise haben und in ihrem Leben nur der Lyrik einen wirklich wichtigen Stellenwert zugestehen, keinen Sinn hat, kann ich das Buch leider nicht empfehlen.Für mich war das Buch leider nichts und deswegen kann ich auch keine Lese-Empfehlung aussprechen.
Das Buch bekommt von mir 2 von 5 Sternen.Mein Bewertungssystem kann in der rechten Sidebar nachgelesen werden.
Petra Morsbach wurde 1965 in Zürich geboren. Sie wuchs in München auf und studierte an der Universität München Theaterwissenschaft, Psychologie und Slawistik. 1983 promovierte sie zum Doktor der Philosophie. Bevor sie begann als freie Autorin zu arbeiten war sie 10 Jahre am Theater tätig. Sie lebt derzeit in der Nähe von München.
Das Buch erschien im 11. März 2013 im Albrecht Knaus Verlag und hat ca. 288 Seiten. Preis ca. 19,99€, ISBN: 978-3813503722