Rezension | Der Winter der schwarzen Rosen von Nina Blazon

Von Paperdreams @xGoldmarie

cbt | Hardcover | 544 Seiten | €16,99 | Kaufen?


In Taris muss der Erstgeborene bis zu seinem siebzehnten Lebensjahr das Elternhaus in eine vorherbestimmte Richtung verlassen haben und darf nie wieder zurückkehren, während das danach geborene Kind sein Leben selbst bestimmen darf. Liljann ist die Erstgeborene und ihr vom Schicksal vorherhebestimmter Weg führt sie ins Grauland, ein tödliches Land voller Gefahren. Tajann hingegen ist als Zweitgeborene für sich selbst verantwortlich und sehnt den Tag herbei, an dem Liljann endlich das Haus verlassen hat - denn erst, wenn Liljann fort ist, darf auch Tajann ihr Elternhaus verlassen. In einem Netz aus Intrigen, Verrat und Liebe müssen die Schwestern schon bald herausfinden, dass sie beide nur eins sind: Schachfiguren in einem perfiden Spiel...

"Die gefährlichsten Feinde sind diejenigen, die dir am nächsten standen und dich einst am meisten liebten. Hass ist ohnehin stärker als Liebe. Aber am stärksten ist Hass, der aus Liebe geboren wurde." ~ Seite 181
Nina Blazon ist DIE deutsche Autorin für mich, wenn es um High Fantasy geht - die Welten, die sie erschafft sind so vielseitig, komplex und facettenreich, das man ständig etwas neues in ihnen zu entdecken vermag. Vor allen Dingen ihre düster-magische Welt, in der die folgenden Bücher spielen, hat es mir angetan: Faunblut, Ascheherz, Der dunkle Kuss der Sterne und Der Winter der schwarzen Rosen (in der Reihenfolge, in der sie erschienen sind, die ich persönlich auch zum Lesen empfehlen würde!). Die Bücher sind allesamt voneinander unabhängig, allerdings finden sich immer wieder Anspielungen und teils auch bekannte Figuren wieder, deren Auftauchen besonders dann Sinn macht, wenn man die Bücher in der o.g. Reihenfolge liest. Mit Der Winter der schwarzen Rosen erschafft Nina Blazon nun einmal mehr ein faszinierendes Szenario, das ebenso dunkel und kühl, wie spannend und poetisch daherkommt, verfasst in diesem ganz besonderen Stil, den man von Nina Blazon nun einmal kennt - und in meinem Fall vergöttert.

Wieder lernt man als Leser einen neuen Teil dieser Welt kennen und findet einzelne Elemente aus den vorangegangen Büchern wieder - das Buch ist eine gelungene Mischung aus bekannten, bewährten und neuen, originellen Ideen, die sich, wie nicht anders von Blazon-Bücher gewohnt, erst nach und nach zu einem Mosaik aus Handlungssträngen, Antworten und Geheimnissen zusammensetzen. Aus einem spannenden Konstrukt aus Worten, webt Nina Blazon eine faszinierende Geschichte, die von Intrigen, Verrat und Liebe erzählt - und von zwei Schwestern, die Schachfiguren auf einem großen Feld sind. Hier ist besonders die Beziehung der Schwestern untereinander sehr speziell und ehrlich herausgearbeitet. Falsche Harmonie und Romantisierung gibt es hier nicht - vielmehr begegnet uns die Geschichte auf eine kühle, aber unheimlich schöne Art, was sich auch am Ende einmal mehr zeigt.
Zeit ist etwas, das sich Menschen bauen, hübsche Häuser aus Minuten und Stunden, Straßen aus Jahren und Seen aus Momenten. Aber hier existiert Zeit nicht. Hier geschieht etwas, wenn es geschehen muss. ~ Seite 432
Die Geschichte braucht ihre fünfzig Seiten, um sich zu entfalten, doch etwaige Startschwierigkeiten sind schnell überwunden und schon bald kann man die Geschichte nicht mehr aus der Hand legen. Der Plot ist ebenso wie die Welt, in der er spielt, unheimlich komplex und voller Möglichkeiten - undurchsichtig wirkt der Weg, den die Geschichte einschlagen will und das beinahe bis zum Ende, sodass man immer wieder überrascht wird und es einfach nie langweilig wird. Der aufmerksame Leser ist hier gefordert, denn für dieses Buch muss man sich eindeutig Zeit nehmen und sich darauf einlassen, doch es lohnt sich, denn wer völlig in diese Welt eintauchen kann, wird am Ende nicht mehr daraus entfliehen wollen und sich nur sehr, sehr schwer von der Geschichte lösen können. Empfehlenswert für alle Nina Blazon Fans, die die vorigen Bücher ebenso sehr geliebt haben. Für Neulinge dieser Welt könnte es etwas verwirrend werden, doch man kann das Buch als eigenständige Geschichte lesen. In jedem Fall bekommt man eine Welt aus Magie, Geheimnissen und einer kühlen Schönheit serviert, der man sich kaum entziehen kann.