Klappentext:Ivan, ein Silberrücken-Gorilla, lebt in einer heruntergekommenen Zirkus-Mall. Sein Leben im Dschungel vermisst er kaum. Stattdessen denkt er an seine Freunde: die alte Elefantendame Stella, den herrenlosen Hund Bob und Julia, die kleine Tochter des Tierpflegers. Ivans großes Hobby ist die Kunst: Er überlegt, wie er den Geschmack einer Mango oder das Rauschen der Blätter in Farben und Linien festhalten kann …
Doch als mit Ruby, dem Elefantenbaby, eine neue Attraktion in die Mall kommt, wird Ivan aus seiner Lethargie gerissen. Und schließlich liegt es an ihm, durch seine Kunst für seine Freunde und sich alles zum Besseren zu wenden. Katherine Applegate erschafft durch Ivans einmalige Ich-Erzählung mit Humor und Intensität eine unvergessliche Geschichte von Freundschaft, Kunst und Hoffnung, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Seit einem Jahr auf der Bestsellerliste der New York Times und Gewinner der John Newbery Medal.
Oh wie niedlich. Hier geht es sicherlich um einen Gorilla und einen kleinen Elefanten, die eine zuckersüße Freundschaft schließen und glücklich bis an ihr Lebensende zusammen spielen. Richtig? FALSCH!Ich wollte es zuerst ja auch nicht glauben, war irgendwie überfragt, wieso alle mir ein "LIES DIESES BUCH!" an den Kopf warfen und war auch sonst ziemlich sicher, dass mich dieses Büchlein vielleicht unterhalten, aber niemals überraschen könnte. Doch dann kam alles ganz anders und Ivan zeigte mir, was für ernste, todtraurige Themen hinter einem so putzigen Cover stecken können.
Inhaltlich möchte ich gar nicht so viel sagen, denn der Klappentext ist ziemlich aussagekräftig und passend, doch was die Emotionen betrifft, so muss ich hier ein Wörtchen verlieren.Ich begann das Buch mit einem Lächeln und falschen Erwartungen. Drei Seiten später musste ich bereits die ersten Tränen herunter schlucken und irgendwie versuchen den Knoten, der sich in meinem Magen gebildet hatte, zu verdauen. Ivan beschrieb seine Lage so neutral, so abgehärtet, dass es einem nur das Herz zerreißen konnte. Man denkt drüber nach, verflucht die Menschheit, entflucht sie wieder, und glaubt mit seinen eigenen Gefühlen in der Zwickmühle zu stecken.Und all das wegen eines eingesperrten Gorillas, der über sein eigenes, aber auch über das Schicksal seiner tierischen Freunde berichtet.
Was das Leserherz zusätzlich berühren sollte, ist die Tatsache, dass es Ivan wirklich gab. Natürlich ist nicht alles so passiert, wie in diesem Buch beschrieben, jedoch finde ich es bemerkenswert, wie die Autorin diesen Gorilla als Basis für ihren Roman nahm und daraus eine so ergreifende Geschichte erschuf. Sie rüttelt wach und klärt damit bereits Kinder auf, die in diesem Alter wahrscheinlich noch nicht über solche Themen nachdenken. Dass es sich hierbei um ein Kinderbuch handelt, ist allerdings kein Grund es nicht auch als Erwachsener in die Hand zu nehmen. Die Bezeichnung "ab 10 Jahren" trifft es eigentlich ganz gut, denn es empfiehlt lediglich eine untere, aber keine obere Grenze.Ich vermute mal, dass bisher jeder weiß, was sich hinter der Handlung von "Ein ganzes halbes Jahr" verbirgt. Auch bei "Alex Woods" geht es um das Thema Euthanasie, welches hier jedoch viel feinfühliger und gleichzeitig doch direkter behandelt wird. Wir erleben die Entscheidung, den Prozess und die Zeit danach. Hier wird nichts verkitscht, nichts verschönert, es geht um die Wahrheit und um die Wahl der richtigen und einzigen Lösung. Keine Diskussion, keine sinnlose Fragerei, und für mich somit viel intelligenter und seriöser, als "Ein ganzes halbes Jahr" es war.
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Ihre Herangehensweise an das Thema hat die Autorin fantastisch gewählt. Aus den Augen eines gefangenen Gorillas zu schreiben und dem Leser damit klar zu machen, was man diesen - eigentlich wilden - Tieren damit antut, ist eine sehr gute und auch eindrucksvolle Idee, die sicherlich nicht nur meinen Äuglein das Salz entlockt hat. Ich schmeiße nicht gerne mit DAS MUSST DU LESEN um mich, denn ich bin eigentlich ein Vertreter der Sichtweise, dass es kein Buch gibt, was man gelesen haben MUSS. Aber wenn ihr zu dem Buch greifen solltet, solltet ihr auch gleich einen Blick hinein werfen. Es ist nicht das, wonach es aussieht.
Ein wunderbares Cover, welches aus dem Original übernommen wurde. Besser geht es eben nicht, auch wenn es vielleicht zuerst verwirren mag. Die Illustrationen finden sich übrigens auch im Buch wieder.