Rezension: Der unsichtbare Freund - Stephen Chbosky

Von Niwa

© Random House

Der unsichtbare Freund| Stephen Chbosky |

Verlag: Heyne Verlag 2019

Seiten: 912 ISBN: 9783453272439

MEINE BEWERTUNG 

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Unheimlicher Horror der MeisterklasseDer siebenjährige Christopher zieht mit seiner alleinerziehenden Mutter Kate in die Kleinstadtidylle von Mill Grove. Sie leben sich in der Stadt schnell ein, bis der Junge unerklärlicherweise sechs Tage lang verschwunden ist. Nach seiner mysteriösen Wiederkehr sind der kleinen Familie Glück und Erfolg hold. Doch dann stellt sich Christopher seinem Auftrag. Er beginnt ein Baumhaus zu bauen, weil ihm im Kampf zwischen Gut und Böse eine spezielle Rolle zugedacht ist.
Kate zieht mit ihrem Sohn Christopher nach Mill Grove in Pennsylvania. Das idyllische Städtchen scheint ideal, um einen Neuanfang zu wagen. Leider ist es ein Anfang von vielen, weil sie mit Christopher schon oft aus alten Leben geflohen ist. Zerbrochene Beziehungen, gewalttätige Männer und alltägliches Unglück sind Kennzeichen der letzten Jahre gewesen.

Protagonist Christopher ist gerade einmal sieben Jahre, als er spurlos im Wald von Mill Grove verschwindet. Bisher hat er sich schwer in der Schule getan. Die neue Umgebung und die fremden Kinder haben ihm den Alltag nicht einfach gemacht. Obwohl er rasch Freundschaften entwickelt, fehlt der kindliche Glanz. Er sorgt sich um seine Mutter, die sich verzweifelt dem Alltag stellt. Außerdem plagen ihn Hänseleien, weil ihn neben der finanziellen Not, die Gehässigkeit anderer mürbe macht. 

Als Christopher nach seinem Verschwinden gefunden wird, dreht sich das Blatt. Plötzlich ist deutlicher Aufschwung spürbar. Kate und er blühen regelrecht auf. Sie knüpfen wohltuende Kontakte, die Glücksfee zwinkert ihnen zu, und damit schleicht sich Erfolg mit seinen Annehmlichkeiten in ihr Leben ein.

Bis hierhin war die Geschichte schon fesselnd und faszinierend zu lesen. Anfangs lernt man Kate und Christopher kennen. Sie fliehen nach Mill Grove, setzen hier einen steinigen Neuanfang, stellen sich dutzenden Hürden, und kommen – eher schlecht als recht – um die Runden. Dabei spiegelt sich darin das Leben vieler Alleinerziehender, die wirtschaftlich getrieben auf der Suche nach Lösungen ihrer Probleme und einem Ausweg aus der Misere sind.

Auf wundersame Weise wendet sich das Blatt. Ein angenehmer Zufall jagt den nächsten, Pläne gehen auf, der Erfolg zeigt sich in allen Belangen, und Christophers Verschwinden verkommt zu einer mysteriösen Begebenheit. Bis Kate kein gutes Gefühl mehr hat. Kennt ihr das, wenn alles so optimal läuft, dass man nur mehr auf den großen Knall wartet? Ja? Kate es ebenfalls. Und der Schlag wird gigantisch sein.

Denn Christopher hat sich in den sechs Tagen im Wald verändert. Zwar sind diese Veränderungen allesamt positiv - insofern sie offensichtlich sind - doch er selbst hat damit alle Hände voll zu tun. Er muss zum Beispiel ein Baumhaus bauen, weil davon seine Rolle im Kampf zwischen Gut und Böse abhängen wird. 

Nach Christophers Verschwinden wird es richtig, richtig gruselig. Chbosky zeigt ein Talent, den Horror aus den Seiten zu kitzeln, dass einem trotz Wollpullover bei 30 Grad Celsius die Kälte in die Glieder kriecht. Der Autor erschafft eine schaurige Atmosphäre mit enorm unheimlichen Ereignissen, die sogar mir - als passionierte Horror-Leserin - Angst gemacht haben. 

Die Erzählweise erinnert stark an Stephen King. Chbosky lässt sich Zeit. Er entwickelt die Hintergründe, spannt den Rahmen und verleiht den Figuren ein realistisches Gesicht. Trotz des langsamen - dafür umso gruseligeren - Stils, bringt der Autor derart Spannung ins Geschehen, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Ich musste wissen, wie es weitergeht. Es war unmöglich, mich dem unheimlichen Sog von Mill Grove zu entziehen. 

Regelrecht berauscht vom Horror bin icfh an jeder einzelnen Seite geklebt, und musste mich dem - meinem Geschmack nach - zu langgezogenen Showdown beugen. Das Finale hat sich, meinem Empfinden nach, zu lange hingezogen, obwohl es ein nervenzerreißendes Ende ist! Kapitel für Kapitel ist man dem Horror von Mill Grove ausgeliefert, wobei ich hier eher, für weniger ist mehr, plädiere.

Nichtsdestotrotz, ich bin begeistert von Stephen Chboskys Talent, beeindruckt von diesem Werk, und freue mich auf andere Bücher des Autors, der hoffentlich längere Zeit im Horror-Genre verweilt. Denn „Der unsichtbare Freund“ ist ein Horror-Roman, der einen das Fürchten lehrt.

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