Rezension | Der Rithmatist von Brandon Sanderson

Von Paperdreams @xGoldmarie

Heyne fliegt | Hardcover | 432 Seiten | €14,99 | The Rithmatist | Kaufen?


Wie wird man Magier, wenn man nicht zaubern kann? Mit diesem Problem kämpft Joel tagtäglich, denn nichts wünscht er sich sehnlicher, als ein Rithmatist, ein berühmter Kreidemagier, zu werden. Doch so sehr er sich auch bemüht, seine Kreidefiguren bleiben leblos – bis zu dem Tag, an dem plötzlich das Schicksal aller Rithmatisten auf Joels Schultern ruht. Einem Tag, an dem eine lange verborgene Gabe in ihm erwacht …

Wenn jemand großartige und außergewöhnliche phantastische Welten erschaffen kann, dann ist es wohl Brandon Sanderson, der garantiert eingefleischten Fantasyfans ein Begriff sein dürfte. Auch in "Der Rithmatist" beweist Sanderson dieses Talent einmal mehr und erschafft ein facettenreiches, skurriles und faszinierendes Szenario, das sich definitiv von anderen Geschichten abhebt. Die Idee ist völlig neu, unverbraucht und originell - teilweise jedoch auch etwas schwer zu greifen. Schließlich geht es um Kreide. Nun gut, um Kreidlinge. Oder ganz genau: um die Rithmatik. Was genau das ist? Eine Art Magie basierend auf geometrischen Kreideformen und Kreidefiguren. Es ist ein bisschen so wie Pokèmon, nur zweidimensional und viel epischer. In jedem Fall ist es mal etwas völlig anderes - ob das allerdings auch bedeutet, dass "Der Rithmatist" gut ist?
Jein. Eher Ja, aber mit Einschränkungen. "Der Rithmatist" ist als Buch für eine jüngere Zielgruppe angesiedelt, was vor allen Dingen durch den sehr einfach gehaltenen Schreibstil deutlich wird, der durch kurze Sätze und eine einfache und klare Struktur geprägt ist. So liest sich die Geschichte flüssig und schnell, aber auch hier und da etwas zäh und schnörkellos. Vergleichbar ist das für mich ein wenig mit einem schön angerichteten Essen, das wirklich perfekt aussieht und super riecht, nur insgesamt einfach etwas fad schmeckt. Das soll nicht bedeuten, dass die Geschichte um Joel, Melody und die Kreidlinge langweilig ist, doch manchmal wurde die gute Idee und die schöne Umsetzung ein bisschen öde verpackt. Zudem fand ich, dass es doch relativ viel Phantasie benötigt, um die Magie in dem Buch greifbar zu machen und die Art, wie es dazu gekommen ist. Hier gibt es einige Lücken, die noch nicht gefüllt wurden und mich daher auch mit einigen Fragezeichen zurücklassen.

Abgesehen davon ist "Der Rithmatist" jedoch eindeutig ein schön aufgemachtes, spannendes und faszinierendes Buch, das immer wieder zu überraschen weiß und mich das ein oder andere Mal wirklich an die Seiten gefesselt hat. Mit den vielen Zeichnungen und dem hübschen Cover ist die Geschichte zudem ein absoluter Hingucker und schafft es, einige Szenen vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Die Figuren sind interessant und schleichen sich ins Leserherz, konnten mich aber nicht vollends von sich überzeugen. Ich denke, hier werden in etwaigen Folgebänden noch einige Bänder geknüpft und eventuelle Entwicklungen dazu beitragen, das man sich das Geschehen noch besser vorstellen kann. Insgesamt ist "Der Rithmatist" ein faszinierender Auftakt, der sich schnell liest, spannend ist und mit einer originellen Idee, Steampunkelementen und einer phantastischen Gestaltung auf jeden Fall zu punkten weiß.