Titel: Der Mann, der den Regen träumt
Autor/in: Ali ShawVerlag: Script5Originaltitel: The Man who Rained
Seitenzahl: 336
Preis: 18,95 € (D)
ISBN: 978-3-8390-0146-2
Klappentext:
Finn ist kein gewöhnlicher Mann, ihn umgibt ein Geheimnis. Es ist der Grund für sein Einsiedlerleben und der Grund, warum die Einwohner von Thunderstown ihm nicht wohlgesinnt sind. Doch trotz aller Gerüchte und Anfeindungen hält Elsa zu Finn. Gemeinsam versuchen sie, ihre Liebe gegen all die Widerstände zu behaupten.
Nach der wunderschönen Geschichte hinter Das Mädchen mit den gläsernen Füßen, war ich schon überaus gespannt auf die neuen Ideen des Autors. Mir war klar, dass es mal wieder etwas ganz Besonderes werden würde.
Wie kommt man auf solche Geschichten? Wie kann man nur etwas so Märchenhaftes erschaffen - solch Fantasie, wie man sie sonst kaum zu lesen bekommt?
Es sind auch diesmal die gleichen Fragen, die mich nach Ali Shaws letzten Sätzen beschäftigen. Seine Romane sind Perlen in der riesigen Schatzkiste des Jugendbuchs, und kaum vergleichbar mit anderen Werken. Sie verzaubern, sind nachdenklich und hinterlassen immer wieder einen leichten Schleier der Melancholie. So konnte mich der Autor auch diesmal für sich und seine ausgefallenen Ideen gewinnen.
Wer sehr viel Wert auf metaphorische Sprache legt und sich für philosophische Ansätze über das Leben und die Liebe begeistern kann, der kann auch mit diesem Buch eigentlich nichts falsch machen. Allerdings sind auch ein weiteres Mal die außergewöhnlichen und sehr speziellen Figuren dieses Romans ein Punkt, die ihn zu etwas Besonderen machen und den Leser in eine Welt entführen, die zwar hart und realistisch, aber auch verträumt und fantastisch ist. Diese Mischung ist wahrscheinlich auch der Grund, wieso man dieses Buch (und auch Shaws erstes Werk) so schwer in ein bestimmtes Genre einteilen kann. Man muss sich einfach hineinstürzen und darauf warten, was die Geschichte und all die fantasievollen Einfälle mit einem anrichten.
Trotzdem muss ich zugeben, dass es manchmal nicht ganz einfach ist den Mann der den Regen träumt an jeder Stelle zu lieben. Das Werk ist wie das Wetter, welches es thematisiert: wechselhaft. Mal euphorisch wie ein sonniger Sommertag, mal trüb und wild, wie ein bösartiger Sturm. So konnte ich auch Elsa, die eigentliche Hauptperson des Buches, nicht in jeder Situation verstehen, empfand sie als zu temperamentvoll und vorschnell. Dann dachte ich jedoch wieder daran, dass vielleicht alles, also jede Gefühlsregung, ob sie nun nachvollziehbar ist oder nicht, doch ihren Sinn hat. Man kann es nur vermuten, denn das Buch steckt so voller interpretierbarem Stoff, dass wohl jeder es anders empfinden und deuten wird. Aber das ist wohl auch das Beste daran.
Ich will bloß nicht zu viel verraten und sage nur, dass Der Mann, der den Regen träumt wieder einmal ein Buch ist, was hervorsticht und mit seiner melancholischen und tiefen Handlung vielleicht nicht für jedermann geschaffen ist. Trotzdem, fantastische Lektüre für alle, die etwas Besonderes lesen wollen und schon Das Mädchen mit den gläsernen Füßen mochten.
Die große Frage überhaupt: wieso hat man den Titel absichtlich so schlecht übersetzt, dass er nichts mehr mit dem Inhalt zu tun hat? The Man who Rained passt eigentlich perfekt. Naja, schlucken wir diese bittere Pille und erfreuen uns lieber am schönen Cover, was seinem Vorgänger allerdings sehr nah kommt.
Ich muss zugeben, dass ich das Original doch noch etwas besser finde.
Der Autor:
Ali Shaw wurde 1982 geboren und wuchs in einer kleinen Stadt in Dorset, Großbritannien, auf. Nach seinem Abschluss in Englischer Literatur an der Universität von Lancaster arbeitete er als Buchhändler und in einer Bibliothek in Oxford. Sein Debüt Das Mädchen mit den gläsernen Füßen war ein großer Überraschungserfolg und wurde in 18 Sprachen übersetzt. Gerade hat Ali Shaw seinen zweiten Roman beendet.