Rezension: Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten - Becky Chambers

Von Niwa

© Fischer Verlag

Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten| Becky Chambers |

Verlag: Fischer TOR 2016

Seiten: 544 ISBN: 9783596035687

MEINE BEWERTUNG 

-Ein schillerndes Science-Fiction-AbenteuerAls Rosemary Harper ihren Dienst auf der Wayfarer antritt, ahnt sie nicht, worauf sie sich eingelassen hat. Wurmlöcher werden durch den Weltraum gebohrt und alles scheint normalste Routine zu sein. Bis sie einen genaueren Blick auf die abgedrehte Crew und den Raumkreuzer wirft und darin das größte Abenteuer ihres Lebens erblickt.
Becky Chambers hat in „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ ein spaciges Weltraumspektakel geschrieben, indem sie ernste gesellschaftliche Themen in ulkiger Science-Fiction-Manier verpackt: Rassismus, Gier, Ausbeutung der Umwelt (oder des Umraums?), Krieg, Intoleranz, sexuelle Freiheit und Gleichberechtigung. 

Rosemary Harper ist Marsianerin und von der Spezies Mensch. Sie heuert auf der Wayfarer als Verwaltungsassistentin an. Dadurch wird sie teil der abgedrehtesten Crew jenseits und diesseits unseres Sonnensystems.

Dabei steht Rosemary gar nicht im Mittelpunkt, denn es wird allen Crewmitgliedern Raum gegeben. Erwähnenswert ist Pilotin Sissix, die einer reptilienartigen Spezies angehört und ein sehr gewöhnungsbedürftiges Familienmodell vertritt. Auf Mechaniker Jenks darf man nicht vergessen, der mit dem Bordcomputer anbandelt und für die Befreiung künstlicher Intelligenz eintritt. Für das körperliche Wohl der Crew sorgt der fabulierende Dr. Koch, der einer aussterbenden Spezies angehört.  Es gibt Wesen, die als Paar auftreten oder im Lauf ihres Lebens das Geschlecht ändern. Andre sind als kriegerische Gebieter, penible Algaeisten oder brummige Chefs unterwegs, die allesamt auf der Wayfarer miteinander auskommen müssen. 

Der nächste große Auftrag ist der Weg zu diesem kleinen zornigen Planeten, wo die Wayfarer einen Tunnel durch den Raum bohren wird. Doch bis es so weit ist, haben sie größere und kleinere Abenteuer gemeinsam zu bestehen, die mit ihrem multikulturellen Zugang unterhaltsam zu lesen sind.

Autorin Becky Chambers hat ein eigenes Universum geschaffen, das - meinem Empfinden nach - an die Wirren der EU angelehnt ist. Wirtschaftliche Bündnisse, unterschiedliche Interessen, gegenseitiger Respekt oder unverhohlene Intoleranz - mit all diesen Themen ist man auch in ihrem Weltraum konfrontiert, wobei es hier nicht mehr um die Nationalität sondern um ganze Spezies geht. 

Dabei unterstreicht die Autorin, dass es nicht Verständnis braucht, um miteinander auszukommen, sondern es ist ausreichend, wenn man anderen Lebewesen Würde zugesteht und Respekt entgegenbringt.

Wenn man sich den Klappentext durchliest, kommt man nicht darauf, wie viel Tiefgang dieses Science-Fiction-Spektakel hat. Dennoch werden abenteuerliche Töne angeschlagen, es wird brenzlig, spannend und immer gegessen. Der humorvolle Schreibstil der Autorin sprüht vor Charme und Esprit, ist mir jedoch manchmal eine Spur zu überdreht. 

Insgesamt hat mir der Weg zu dem zornigen Planten sehr gut gefallen und ich bin in diesem Universum vor mich hingeschmachtet. Leider hatte ich eingangs meine Probleme mich in der Crew zurechtzufinden, weil es gar viele Personen sind. Es fiel mir schwer, mir neben Namen, Funktionen und Spezies die Konstellation innerhalb der Gruppe zu merken. Dadurch hat mir zu Beginn die Orientierung gefehlt, wodurch ich ab und an einige Seiten zurückblättern musste. 

Trotz meiner kleinen Kritik ist „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ ein schillerndes Science-Fiction-Abenteuer wie ich es noch nie gelesen habe und das mich ausgezeichnet unterhalten hat.

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