*Rezension* Der Klang der Hoffnung / Suzy Zail

"Achtet aufeinander und kommt wohlbehalten wieder nach Hause." Das ist die letzte Bitte, die Hannas Vater an seine beiden Töchter und seine Frau richtet, als sie Mitte 1944 an der Rampe von Auschwitz voneinander getrennt werden. Für die 15-jährige Hanna, die als begabte Pianistin kurz vor der Aufnahme ins Konservatorium stand, sind diese Worte die letzte Verbindung zu ihrem alten Leben. Das und ihre Liebe zur Musik. Und diese Liebe bietet ihr nicht nur einen inneren Zufluchtsort, sondern auch die Chance zu überleben. Wird sie doch abkommandiert, regelmäßig im Haus des Kommandanten aufzuspielen.

*Rezension* Der Klang der Hoffnung / Suzy Zail

Hanna Mendel ist 15 Jahre alt, als sie zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Erika sowie mit vielen weiteren Juden in einen Viehwaggon gepfercht und nach Auschwitz-Birkenau verfrachtet wird. Hanna kennt weder das Ziel ihrer Reise, noch den Grund für ihre Verschleppung. Im polnischen Konzentrationslager angekommen, wird die Familie von ihrem Vater getrennt. Hanna gelingt es jedoch, bei ihrer Mutter und Schwester zu bleiben, indem sie sich als Sechzehnjährige ausgibt. Alle jüngeren Kinder sowie die älteren Menschen werden an der Rampe von Auschwitz von Doktor Mengele nach "links" geschickt. Was das bedeutet, soll Hanna erst viel später erfahren...

Die folgenden Monate muss Hanna als Häftling im Lager verbringen - in menschenunwürdigen Verhältnissen, ohne Rechte, ohne ausreichende Nahrung, ohne Namen. Was dem jungen Mädchen bleibt, ist die Liebe zu ihrer Familie und zur Musik sowie eine Klaviertaste ihres alten Pianos. Denn Hanna ist eine höchst talentierte Pianistin mit der Aussicht auf eine vielversprechende Karriere. Diese Aussicht scheint im Konzentrationslager zunächst einmal zertört zu sein - bis Hanna als persönliche Pianistin für den Lager-Kommandanten ausgewählt wird. Im Haus des Kommandanten begegnet sie auch dessen Sohn Karl, mit dem sie sich - trotz der widrigen Umstände und trotz ihres Misstrauens ihm gegenüber - ganz langsam und ganz vorsichtig anfreundet.

Hanna erzählt uns ihre Geschichte aus ihrer Sicht. Sie erzählt von ihrer Verschleppung, der beschwerlichen Reise nach Auschwitz, dem "Leben" und Sterben im Lager. Sie erzählt von ihrer Leidenschaft zur Musik, ihrer Verehrung für die Pianistin Clara Schumann, der Sorge um ihre Familie und von der langsam wachsenden Zuneigung zu Karl. Durch diese Erzählweise - aus der Perspektive einer Betroffenen - wird das Schicksal der Juden und anderer Holocaust-Opfer greifbarer und fühlbarer; der eigentlich unfassbare Alltag in einem Konzentrationslager wird vorstellbarer. Hannas Geschichte ist im wahrsten Sinne des Wortes ergreifend, und beim Lesen entsteht der Eindruck, als würde eine Augenzeugin berichten.

Mich hat "Der Klang der Hoffnung" zutiefst beeindruckt, berührt und betroffen gemacht. Natürlich ist solch eine Geschichte nicht neu - denn Schicksalsberichte über den Holocaust sind uns sicher allen bekannt - sie hat mich aber von Neuem aufgewühlt und bewegt. Noch lange nach Beendigung des Buches hat mich die Thematik des Holocaust - mit ihrer unglaublichen Grausamkeit und Menschenverachtung - beschäftigt. Mir ist von Neuem wichtig geworden, mich für Gleichheit und gegen Diskriminierung von Menschen einzusetzen. Nie zu vergessen, wohin Intoleranz, Herabwürdigung und "Klassendenken" führen können. Und dies war mit Sicherheit auch die Intention der Autorin. Ein Buch gegen das Vergessen zu schreiben. Eine Geschichte zu erzählen, die lange nachklingt. Im Vorwort sagt Suzy Zail: "Geschichtsbücher und Lebenserinnerungen oder eben Romane darüber zu lesen, über den Holocaust zu sprechen und zu schreiben ist der einzige Weg, um zu verhindern, dass die Geschichte sich wiederholt". Auch wenn die Autorin betont, dass es sich bei ihrem Roman um eine fiktive Geschichte handelt und sie keinerlei Anspruch darauf erhebt, historische Fakten wiederzugeben, so wirkt das Buch doch authentisch und glaubhaft - beinahe wie eine Dokumentation. Suzy Zail gelingt es fabelhaft, ihrer Protagonistin Hanna eine "echte" und glaubwürdige Stimme zu verleihen, so dass man sich als Leser ganz nah am Geschehen fühlt. Dabei erzeugt Zail ein Gefühl von Mitleid und Betroffenheit, allerdings ohne dies bewusst zu forcieren.

Hannas Charakter - ihr Mut, ihr Durchhalten trotz aller Verzweiflung und ihr Überlebenswille - hat mir stark imponiert. Sie verliert fast alles, was ihr im Leben wichtig war, aber sie verliert nie ihre Hoffnung. Und sie glaubt dennoch an die Liebe. Nicht an eine naive, romantische, schwärmerische Liebe, sondern an eine, die sich durch verstohlene Blicke, zaghafte Berührungen und durch gemeinsames Musizieren ausdrückt. An eine Liebe, die keine Zukunft hat und Hanna trotzdem mit Hoffnung erfüllt. Diese Liebesgeschichte ist einfach wunderschön und unheimlich rührend. Sie nimmt zwar nicht den Großteil der Handlung ein, ist aber ein wesentlicher und entscheidender Bestandteil des Romans. Während sich der Originaltitel "The Wrong Boy" auf Karl bezieht, deutet der Titel der deutschen Übersetzung auf die Hoffnung hin, die Hanna durch die Musik und das Klavierspielen verspüren kann. Ich persönlich empfinde diesen Titel als sehr passend, aussagekräftig und bestens gewählt für Hannas Geschichte. Einzig die Altersempfehlung erscheint mir mit "ab 12 Jahren" ein wenig zu tief angesetzt. Ich würde das Buch aufgrund seiner Thematik eher Teenagern ab 13 oder 14 Jahren empfehlen, die sich zuvor mit dem Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt haben. Meiner Meinung nach eignet sich "Der Klang der Hoffnung" ganz hervorragend als Schullektüre im Deutsch-Unterricht einer 7. oder 8. Klasse.

*Rezension* Der Klang der Hoffnung / Suzy Zail Die Autorin

Suzy Zail wurde 1966 in Melbourne geboren, wo sie Jura studierte und als Anwältin arbeitete. Ihr erstes Buch erzählte die Lebensgeschichte ihres Vaters nach, der als Jugendlicher ins Konzentrationslager Auschwitz kam und nach dem Krieg nach Australien emigrierte. Von seinen Erlebnissen während des Krieges hatte er ihr erst erzählt, als bei ihm eine schwere Krankheit festgestellt wurde. Neben zahlreichen Artikeln für Zeitungen und Zeitschriften verfasste sie preisgekrönte Kinderbücher und auch einige Bücher für Erwachsene. (Quelle: cbj)*Rezension* Der Klang der Hoffnung / Suzy Zail

Am 9. November 2015 erscheint das neue Buch der Autorin "Was dir bleibt, ist dein Traum" - eine weitere Geschichte über den Holocaust. Infos dazu findet ihr hier: *klick*

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"Der Klang der Hoffnung" ist ein ergreifendes und bewegendes Jugendbuch über das Schicksal der 15-jährigen Jüdin Hanna im Lager von Auschwitz. Eine Geschichte "gegen das Vergessen", die zu Herzen geht, traurig macht und dennoch Hoffnung versprüht. Ein wichtiges Buch über den Holocaust, das lange nachklingt und das ich allen Leserinnen und Lesern ab 13 Jahren unbedingt und uneingeschränkt weiterempfehlen möchte!

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Herzlichen Dank an Random House für die Bereitstellung des Lese-Exemplars!

*Rezension* Der Klang der Hoffnung / Suzy Zail

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