Rezension: Der illustrierte Mann - Ray Bradbury


Der illustierte Mann
Autor: Ray BradburyFormat: Taschenbuch, 334 Seiten
Verlag: Diogenes
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3257203653
Klappentext:
Eine nächtliche Begegnung auf der Landstraße: Vertrauenerweckend ist er nicht gerade, der seltsame gehetzte Mann mit den vielen Tätowierungen. Und dann beginnen sich diese auch noch zu bewegen... Daraus entstehen Geschichten des Buches, die von anderen Welten erzählen: von Liebe und Einbildungskraft auf dem Mars, von Wahnsinn im Regen der Venus, vom einsamen Tod im unendlichen Raum zwischen den Sternen und von Städten und Dörfern in unserer eigenen Welt, in der Dinge geschehen, die wir nie bemerken, und in der seltsame Wesen Leben, denen wir nie begegnen.
Ray Bradybury entführt den Leser in diesem Band voller Erzählungen, für die der illustrierte Mann den Rahmen bildet, in ferne, zukünftige Welten voller Träume. Manche davon sind wundervolle Märchen, manche sind Alpträume aber immer kommen sie von Menschen und führen zum Menschen zurück... in die Welten der Psyche, der Wünsche und Imagination... so wird das Unbekannte vertraut, das Fremde zum Ich und die Welt zwischen den Sternen zu einer Welt aus tausend und einer endlosen Nacht.
Erster Absatz:An einem warmen Nachmittag, Anfang September, begegnete ich dem illustrierten Mann zum ersten Mal. Ich befand mich auf der letzten Etappe einer zweiwöchigen Wanderschaft durch Wisconsin und trottete über eine Asphaltstraße. Am späten Nachmittag machte ich Rast, aß etwas Speck, Brot und ein Rosinenbrötchen und wollte mich gerade hinlegen und lesen, als der illustrierte Mann über die Hügelkuppe trat und sich einen Augenblick lang gegen den Himmel abzeichnete.

Inhalt:Der Band umfasst siebzehn Kurzgeschichten, deren Inhalt ich, da es Kurzgeschichten sind, nur noch kürzer anreissen will um nicht zuviel zu verraten, denen der illustrierte Mann einen schaurig, schönen Rahmen verleiht.
Das Kinderzimmer:
handelt von einer Familie, die sich, in einem vollautomatischem Haushalt ein Kinderzimmer ganz besonderer Art leisten. Es macht in seinen Wänden die Kinderwelt lebendig...
Kaleidoskop:
Ein Raumschiff wird zerstört und seine Mannschaft driftet in Raumanzügen durch das endlose All... gerettet nur noch für die kurze Zeit, da der Sauerstoff reicht und das Intercom sie noch miteinander verbindet.
Die andere Haut:
Einst verzogen sich die Schwarzen von der Welt, entkamen so dem Rassenhass und der Seperation und den endlosen Kriegen auf der Erde... nun kommen die Weißen zurück, sie sind auf dem Weg zum Mars...
Die Landstraße:
in armer mexikanischer Bauer beobachtet die Straße zwischen seinen Feldern, auf der sich plötzlich im höchsten Tempo Autos in einer Art Flucht befinden...
Der Mann:
Ein Raumschiff landet auf einem Planeten, denkt, als Endecker gefeiert zu werden, aber es war schon jemand vor ihnen dort... jemand besonderes, der alles übrige in den Schatten stellt.
Der lange Regen:Auf der Venus regnet es immer... unendlich... und die Mannschaft eines notgelandeten Raumschiffes versucht in eine der sicheren Sonnenkuppeln zu gelangen.
Die letzte Nacht der Welt:
Es geht genau darum. Über das was geschieht wenn einfach alles zu Ende geht...
Die Verbannten:Hier knüpft Ray Bradbury ein wenig an sein Fahrenheit 457 an. Literaten, literarische Gestalten und alles was man mit ihnen verbindet, wurden von der Erde verbannt... und so zogen sich die Autoren und ihre Schöpfungen auf den Mars zurück... doch jetzt kommen die Menschen, und mit ihnen, die letzten Bücher...
Kein Abend, kein Morgen:Was ist wirklich, was nicht. Platons Höhlengleichnis ins Weltall versetzt.
Der Fuchs und der Hase:Eine Flucht durch Zeit und Raum und ihre Verfolgung.
Der Besucher:Die an einer Seuche Erkrankten Menschen werden auf den Mars verbannt, dort siechen sie nicht nur langsam dahin, sondern leiden auch an der Trennung von den anderen Menschen und ihrer Welt... dann kommt ein Besucher und er kann diese Trennungsschmerzen lindern...
Der Zementmixer:Die Marsianer planen die Invasion der Erde, unter ihnen auch der unwillige Ettil. Doch statt in den Krieg zu ziehen, heißt man sie auf der Erde willkommen...
Marionetten AG:
Ein Mann, in einer Ehe gefangen, die ihm nicht passt, bestellt sich eine Marionette, die ihm bis aufs Haar gleicht...
Die Stadt:Auf der Erde gibt es fleischfressende Pflanzen, auf einem Planten, fern der Erde, gibt es eine Stadt...
Stunde Null:Die Kinder haben ein neues Spiel. Es heißt Invasion...
Das Raumschiff:Eine arme Familie träumt den Traum vom Reisen ins All...
Hintergründe:Dieser Band von Erzählungen wurde 1951 zum ersten mal unter dem Titel „The Illustrated Man“ veröffentlicht. In vielen dieser Geschichten lässt Bradbury den menschlichen Geist gegen den der Technik antreten, andere sind Abenteuergeschichten wo der Mensch auf ungebändigte Natur trifft...ihnen allen zu eigen ist Bradburys großes Talent mit wenigen Worten und nur auf ein paar Seiten wirkliche Geschichten zu erzählen. Geschichten, die gut und gerne auch jede für sich einen ganzen Roman ergeben könnten, aber nicht müssen.In diesen Geschichten steht der Mensch gegen die Welt oder im besonderen Maße gegen die Unendlichkeit und das All. Was vorne reingeht ist der Mensch, was hinten rauskommt ist wiederum der Mensch... wenn er Glück hat ein kleinbisschen reifer und weiser.Maches wirkt ein wenig antiquiert, niemand würde heute noch glauben auf der Venus siedeln zu können... aber das ist nicht wichtig für die Geschichten, denn diese sind in ihrer Moral und ihren philosophischen Fragen vollkommen zeitlos.
Bewertung:Mr. Gecko las dieses Buch und konnte während der Lektüre nicht an sich halten, und musste mir immer wieder davon erzählen. Letztendlich fand ich das Buch dann, nach dem er es beendet hatte, auf meinem Schreibtisch wieder... ein Lesezeichen an einer Stelle eingefügt und mit den Worten:  Lesen ♡ !", an einer ganz bestimmten Stelle markiert... und so tat ich, was er mir riet. Es war die Geschichte „Die Verbannten“ in der Poe, Shakespeare und Co um ihre Unsterblichkeit kämpften.Anfang dieses Jahres hatte ich schon die Kurzgeschichtensammlung „Die Laurel & Hardy Liebesgeschichte“ von Bradbury gelesen, und es geschah das gleiche, was mir im Januar schon passiert war. Ich war gefesselt... die Geschichte reichte, alle anderen Lesepläne und Ideen über Bord zu werfen und an den Anfang zu blättern und den ganzen Rest gleich mitzulesen.
Jede dieser Geschichten ist eine Perle. Ich musste mich nicht recken oder strecken, deuten und umdeuten, sie waren so wie sie dort standen genial und zogen mich in ihren Bann. Fantasy und Science Fiction haben oft das Problem, das sie viel Zeit brauchen um den Weltenaufbau zu vermitteln, das man eine Weile braucht, um sich in ihnen zurecht zu finden. Das ist hier nicht nötig. Mars, Venus und alle anderen Orte des Alls sind hier mehr Symbole... einfach und knapp aber durch und durch wirkungsvoll setzt Bradbury sie ein um Geschichten von Menschen zu erzählen. Alte Geschichten, neue Geschichten... ewige Geschichten. Geschichten, wie sie auch am anderen Ende der Galaxie erzählt werden würden, gäbe es dort Menschen wie uns...
Fazit:Ich lese nicht oft Science Fiction, auch wenn ich mit diesen Geschichten groß geworden bin. Diese Kleinode aber lassen mich niederknien und nach mehr bitten. Das Hirn auf einer Reise durch die endlosen Weiten hin zu sich selbst.

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