[Rezension] Der höfliche Harald (Sibylle Lewitscharoff)

[Rezension] Der höfliche Harald (Sibylle Lewitscharoff)Sibylle Lewitscharoff: Der höfliche Harald 
Die sinnhafte Unsinnigkeit oder die unnsinnhafte Sinnhaftigkeit in bester Grünes-Ei-mit-Speck-Manier mag ich sehr. In jenes Raster fällt auch genau dieses Kinderbuch. Es geben sich hier Leichtigkeit, Gewieftheit und pädagogisch wertvoller Aha-Effekt die Klinke in die Hand. Eine Lektüre, die Wortakrobaten beim Lesen und Vorlesen fordert und generationsübergreifend für Vergnügen sorgt.

~ Rezension ~
Die weite Welt ruft

Die Mutter schickt ihren Jungen, den höflichen Harald, in die Welt  hinaus, um dort ein Held zu werden. Erst wenn er das bestandene Abenteuer für sich verbuchen kann und eine Braut gefunden hat, soll er nach Hause zurückkommen. Daraufhin stolpert Harald los und landet schon nach wenigen Metern an Bord des Schiffes des Seebären Drago. Fortan erwarten Harald eine Vielzahl kurioser Bekanntschaften und ungewöhnlicher Situationen.Für Jung und Alt hält Sibylle Lewitscharoff mit Der höfliche Harald eine quirlige Geschichte bereit. Denn auch wenn es sich auf den ersten Blick um ein Kinderbuch handeln mag, so stecken im Text jede Menge Cleverness und Wortspiele, welche ebenfalls die aus den Kinderschuhen herausgewachsenen Leser unterhalten.Als besondere Stärke kristallisiert sich deutlich die Wortakrobatik der Nonsens-Literatur à la Dr. Seuss, die die Zunge zum Schnalzen bringt, heraus. Sinn und Unsinn liegen nah beieinander und sorgen für das Salz in der Suppe. Obwohl schon hier und dort die Gefahr der verbalen Reizüberflutung wohl gegeben ist.Der kleine Protagonist Harald wächst dem Leser trotz oder gerade wegen seiner zurückhaltenden, braven und gelegentlich unbeholfenen Art schnell ans Herz. Den verrückten Irrungen und Wirrungen auf dem Wege ein Held zu werden, steht Harald nicht selten verblüfft gegenüber. Ähnlich ergeht es wohl auch dem Leser. Ein Effekt, der für Drolligkeit und Überraschung sorgt.Neben der mannigfaltigen rhetorischen Jonglage, ungewöhnlichen (tierischen) Charakteren und einem liebenswürdigen Harald flackert eine Moral mit, die betont, dass Heldentum sich nicht zwangsläufig in Mut, Kraft und Siegen äußert, sondern oft auch im Bescheidenen und Vernünftigen. Für Kinder eine Botschaft, die es sich lohnt, mit auf den Weg zu geben.Darüber hinaus ergänzte die Autorin ihre Geschichte durch eigene Illustrationen in vorwiegend dunklerer Farbgebung. Diese unterstreichen das große Tohuwabohu des Abenteuers, obgleich ich sie nicht als "wunderschön" und "filigran", sondern vielmehr als "originell" einstufen würde.Freude an amüsanter Sprache eingeflochten in eine weltoffene Handlung und eine schlaue Botschaft zwischen den Zeilen beinhaltet dieses familientaugliche Kinderbuch, das eine nette Wendung gegen Ende parat hält.FZIT: Fidel. Wortgewandt. Klassisch.


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