Was dieses Buch letztendlich so besonders macht, sind die Details. Gerade die haben dieses Buch für mich sehr lesenswert gemacht, obwohl ich weit älter als Sophie bin und somit auch aus der Phase raus, in der sie sich befindet. Leuze hat hier jedoch eindrucksvoll gezeigt, unter welchen Problemen Jugendliche in ihrer Pubertät leiden können und dies in Form von Sophie dargestellt, die weit mehr mit sich selbst zu kämpfen hat, als die meisten. Sie unterscheidet sich (wie sie es selbst so schön auf S. 190 beschreibt) "grundlegend von den guten Mädels aus den US-Romanen" und das nicht nur in sexueller Hinsicht. Ist sie anfangs noch die graue Maus, entwickelt sie sich im Laufe des Romans zu einer echten Sympathieträgerin, die zwar hin und wieder ziemlich naiv, insgesamt aber eine (charakter-)starke junge Frau ist, die sich ihren Problemen zum Ende des Buches endlich stellen kann. Die Figuren die Leuze entworfen hat, sind zwar nicht alle so gut konturiert, wirken aber im Gesamtbild - so trifft man des Öfteren auch auf die gängigen Klischees (die beliebten Mädchen und Jungs beispielsweise).
Sophies männlichen Gegenpart Mattis fand ich zeitweise etwas blass und zu glatt. Er war mir etwas zu perfekt beschrieben, was mitunter an Sophies Sicht liegt, aber ich hätte mir ein bisschen mehr Fehler und Macken gewünscht, die ihn menschlicher gemacht hätten (sein "Geheimnis" empfand ich hier ebenfalls als etwas besonderes und nicht als Störfaktor). Was mich aber sehr fasziniert hat, ist der realistische Umgang mit jugendlicher Sexualität. Endlich mal ein Buch, in dem nicht nur um den heißen Brei herumgeredet wird, sondern auch mal gemacht wird! Zugegeben: Mit solchen detailreichen Beschreibungen hatte ich nicht gerechnet, insgesamt fand ich das aber als sehr passend. Sex und Körperlichkeiten werden hier nicht totgeschrieben, sondern verständnisvoll und langsam an
Da aber nicht alles Gold ist, was glänzt - auch wenn Sophie es sieht - gibt es auch einige Punkte, an dem Buch, die mir nicht ganz so gut gefallen haben. Einmal wäre da wie gesagt Mattis, der mir zu glatt und perfekt war, andererseits Sophies sehr schneller Wandel. Eine einzige Begegnung gegen Ende des Buchs reicht, um sie völlig umzustimmen, was für mich eher befremdlich war. Das Geheimnis und die Auflösung des Ganzen ging einfach viel zu schnell und ich hätte als Leser gerne die Aussprache zwischen Sophie und ihren Eltern mitbekommen, um beide Seiten noch besser verstehen zu können. *SPOILER* Dass Sophie Synästhetikerin ist, weiß man schon am Anfang des Buches, wenn man sich mit der Thematik schon einmal auseinander gesetzt hat *SPOILER*, aber ich finde es trotzdem sehr interessant, dass Leuze einen Bereich anspricht, den mir in Büchern bisher noch nicht begegnet ist und ihn greifbar für andere Menschen macht. Sophies Probleme sind außerdem auf jeden anderen Lebensbereich übertragbar und so meiner Meinung nach gerade für junge Mädchen, die sich selbst noch nicht so ganz gefunden haben und gerne lesen, sehr interessant.
...mehr? *klick* Für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanke ich mich sehr herzlich bei