|Rezension| "Der dunkle Kuss der Sterne" von Nina Blazon

| cbt | Hardcover | 528 Seiten | €16,99 | Amazon |

In der Nacht vor ihrer Hochzeit erwacht Canda, eine Hohe aus der obersten Kaste Ghans, aus einem grauenvollen Albtraum und bemerkt schnell, dass irgendetwas fehlt. Als sie sich selbst im Spiegel entgegebenblickt, erkennt sie sich kaum wieder - der Glanz, eine ihrer vier Gaben ist verschwunden. Und mit ihr ist auch ihr Versprochener Tian nicht mehr aufzufinden. Verstoßen von ihrer Familie und völlig verzweifelt, versucht sie ihren Geliebten wiederzufinden und ist dabei nicht nur an einen grauenvollen Handel gebunden, sondern auch an den Sklaven Amad, der sie durch die Wüste begleitet...



Ja, und manchmal sind die Worte einer ganz bestimmten Person alles und das lernte ich mit diesem Buch. In diesem Fall sind es wohl die Worte von Nina Blazon, die den Leser wie kleine Wirbelwinde mit auf eine faszinierende Reise nehmen, von der man sich wünscht, dass sie nicht allzu schnell enden möge. Jedes Mal, wenn ein neues Buch der deutschen Autorin erscheint, weiß ich, dass ich es lesen muss, bin mir aber jedes Mal aufs neue etwas unsicher, was sich jedes Mal wieder als völlig unbegründet herausstellt, denn wenn Nina Blazon eins kann, dann ist es Geschichten zu erzöhlen. Vor allen Dingen im High Fantasy Bereich. Vor allen Dingen, wenn sie etwas märchenhaft angehaucht sind. Und noch besser, wenn sie sich wie eine Geschichte aus 1001 Nacht lesen - mit modernem Einschlag. Mit "Der dunkle Kuss der Sterne" gelingt Blazon genau das: ein faszinierender Weltentwurf mit einer magischen Geschichte, die man teils bis zum Ende nicht richtig durchschauen kann und liebenswerten Figuren, die immer wieder neue Wendungen durchmachen müssen. Zusammengefasst: ein grandioses Abenteuer, das man nicht aus der Hand legen kann.
Das liegt einerseits an Blazons Schreibstil, der magisch ist und Bilder an die Wände malt, andererseits aber auch an der komplexen Geschichte. "Der dunkle Kuss der Sterne" ist nämlich tatsächlich nicht ganz so einfach, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte, auch wenn der ein oder andere Erzählstrang von Anfang an klar sein dürfte. Dennoch: So viele Irrungen und Wirrungen wie in diesem Buch hatte ich schon lange nicht mehr. Schon lange nicht mehr wurde ich derart überrascht und schon lange nicht mehr habe ich so wenig mit einigen Wendungen gerechnet, wie in diesem Buch. "Der dunkle Kuss der Sterne" weiß in jedem Kapitel einmal mehr die Neugierde des Lesers ins Unermessliche steigen zu lassen und erschafft dabei eine derart dichte Atmosphäre, dass man sich kaum von der Geschichte lösen kann und will. Dabei ist der Weltentwurf zeitweise gar nicht so altmodisch, wie es erst scheinen mag. Die ein oder andere Konstellation bringt frischen Wind in das Genre und macht vor allen Dingen eins: wahnsinnig viel Spaß!
Dazu tragen jedoch größtenteils die Figuren bei. Nina Blazon schafft eine facettenreiche Palette unterschiedlichster und vor allen Dingen charismatischer Charaktere, die allesamt detailreich und dreidimensional erscheinen. Konturen verblassen, Schwarz und Weiß verwischen immer wieder und man weiß selten, wer auf welcher Seite steht. Und trotzdem schließt man ständig Figuren aus diesem Buch in sein Herz - ob das nun die namenlose Hündin ist, die man schon mit den ersten Worten lieb gewinnt, der mysteriöse Amad, an den man sein Herz verliebt oder die raue aber so liebe Juniper. Dabei bleibt Protagonistin Canda für mich teils auf der Strecke, weil sie - gerade anfangs - nur wenig liebenswerte Charakterzüge besitzt - ist sie doch verwöhnt und kennt es einfach nicht anders. Zwar entwickelt sie sich im Laufe der Geschichte zum Positiven, dennoch waren mir in diesem Fall die Nebenfiguren wesentlich lieber, was den Lesefluss jedoch zu keiner Zeit stört.

Nina Blazon schafft es einmal mehr High Fantasy in neuem Licht erstrahlen zu lassen, denn auch wenn viele Elemente bekannt sind, so ist die Grundgeschichte doch etwas anderes und erzählt eine faszinierende Geschichte fernab vom Mainstream, die noch dazu so magisch und detailreich ist, das man sich ihr kaum entziehen kann. Fans von orientalisch angehauchter High Fantasy mit Hassliebe und charismatischen Figuren werde um dieses Buch wohl nicht herum kommen. Allen anderen kann ich nur sagen: Lest dieses Buch, denn es hat einen ganz besonderen Sog und entführt den Leser in eine magische und teils düstere Welt voller Gefahren und Spannung. Dieses Buch kann man nicht aus der Hand legen!

Die letzten Worte habe ich bei diesem Buch tatsächlich gefürchtet, weil ich nicht wollte, dass es endet. "Der dunkle Kuss der Sterne" ist ein High Fantasy Abenteuer der besonderen Art, das mich durchweg in seinen Bann gezogen hat. Mit dem Zauber von 1001 Nacht, charismatischen Figuren, die man schnell ins Herz schließt, einer unglaublich dichten Atmosphäre und einer komplexen, spannenden Geschichte voller Wendungen hat Nina Blazon mich einmal mehr verzaubert und mir so einige schöne Lesestunden beschert. Definitiv eines der besten Bücher des Jahres - unbedingt lesen!

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