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Der dunkle Bote| Alex Beer |Verlag: Random House Audio 2019
Dauer: 07 h : 38 min ASIN: B07RT8XB14Sprecher: Cornelius Obonya
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-Emmerichs bester FallIm November 1920 in Wien. Die Nachwehen des großen Kriegs hören nicht auf, die Wirtschaft steckt in der Krise und mit dem drastischen Kälteeinbruch geben die Menschen langsam die Hoffnung auf. Zudem werden grausamst zugerichtete Leichen entdeckt, deren Anblick sogar Kriegsveteranen auf den Magen schlägt. Kriminalinspektor August Emmerich ermittelt in seinem dritten Fall.
„Der dunkle Bote“ ist der dritte Band der Krimi-Reihe um August Emmerich, der in Wien nach dem Ersten Weltkrieg als Polizeiagent tätig ist.
Dieses Mal hat sich Alex Beer selbst übertroffen. Mir haben schon die ersten beiden Teile sehr gut gefallen. Jetzt legt die Autorin noch mehr zeitgenössischen Charme in ihren Krimi, lässt den Wiener Schmäh trocken durch die Seiten ziehen, und verwebt mitreißende Krimihandlung mit historischem Ambiente - sodass man den Roman nicht zur Seite legt.
August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter werden zu einer Leiche gerufen. Bereits vorgewarnt, wappnen sie sich gegen das Schlimmste. Doch der Anblick des bizarren Leichen-Arrangements, stellt sogar dem hartgesottenen Emmerich die Nackenhaare auf: Denn der Tote ist von einer Eisschicht überzogen, die kein saisonaler Zufall, sondern eindeutig Berechnung ist.
Der Fall um den dunklen Boten hat mir bisher am besten gefallen. Die Krimihandlung ist absolut packend, weil sie unvorhersehbar ist. Warum wurde der Tote auf diese Weise drapiert? Welches Motiv hat den Täter dazu gebracht? Und wird es weitere Morde geben?
Wie eher aus modernen Krimis gewohnt, geht Beer das Serienmörder-Thema im historischen Rahmen an. Motivation, Hintergründe und die Ermittlungen an sich sind schlüssig, nachvollziehbar und überraschend gewählt, sodass es für den routinierten Krimi-Leser durchgängig spannend ist.
Dabei zeigen sich Emmerich und Winter als sympathisches Ermittlerteam. Gerade der raue Emmerich, schlägt sich souverän mit der Wiener Unterwelt, während Winter einiges zu lernen hat. Ich mag den authentischen Ton, mit dem Emmerich seiner Tätigkeit nachgeht. Da gibt’s kein übermenschliches Gebaren, keinen einfallslosen Heldenmut, sondern simpel einen kriegsversehrten Polizeiagenten, der einen Mörder jagt.
Der Wiener Schmäh zeichnet alle Beteiligten aus, die in ironisch-sarkastischen Dialogen absolut glaubwürdig wirken. Ich bin beeindruckt, wie lebensnah die Autorin diesen Klang getroffen hat, und hatte bei vielen Stellen ein Schmunzeln im Gesicht.
Neben dem Umgangston in Wien ist die Stadt selbst ebenso meisterhaft in Szene gesetzt. Als Ortskundige bin ich gebannt durch die Donaumetropole von 1920 geschweift, und war über viele historische Details erstaunt.
Denn die Autorin lässt mit großem Geschick die damalige Atmosphäre aufleben. Hunger, Arbeitslosigkeit, die fatale Wirtschaftslage, der kalte Winter, die Verwundeten und Versehrten prägen den Charakter dieser Zeit. Die Hoffnungslosigkeit ist spürbar, der Nährboden für den Antisemitismus und das organisierte Verbrechen gesät, der Abschied von der Monarchie schmerzt den ehemaligen Adel, während die Frauen - deutlich vernehmbar - nach Gleichberechtigung schreien.
Hier vermittelt Alex Beer einen Eindruck, aus welcher dünnen Suppe die spätere braune Brühe des Nationalsozialismus entsteht. Gleichzeitig gibt sie den Blick auf die Ängste und Motive der Menschen frei, und veranschaulicht, wie verzweifelt das Meinungsklima war.
Mit „Der dunkle Bote“ ist Alex Beer eine aufregend-packende, authentisch-amüsante und gleichwohl historisch-hintergründige Reihenfortsetzung gelungen, die meiner Ansicht nach eindeutig zu empfehlen ist. Ich freue mich, wenn es mit einem vierten Fall weitergeht!
________________MEINE BEWERTUNG★★★★★Die Reihe um August Emmerich:1) Der zweite Reiter [Rezension lesen]2) Die rote Frau [Rezension lesen]3) Der dunkle BoteMehr über diese Reihe auf Amazon* erfahren:
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