Rezension: "Der Duftmacher" von Ina Knobloch

Von Falballa


...Wenn ein Buch zu riechen beginnt....
Wie einige wissen war ich vor dem Lesen noch jungfräulich was hitsorische Romane angeht und war auch ein bisschen zwiespältig, als ich das Buch vom Verlag zugeschickt bekam, überraschenderweise. Aber ok, dran gewagt habe ich mich trotdzem.

Ich muss gestehen, ich war schnell begeistert von dem unglaublich schönen und liebevoll durchdachten Cover. Einerseits sieht man diese Frau, ohne jedoch ein wirklich Gesicht zu erkennen und unten finden wir Köln schattiert... unglaublich schön und ... für mich als Düsseldorferin ein Schlag ins Gesicht. Aber ok, da wollen wir einmal darüber hinweg sehen.
Der erste Satz: Lucia stöhnte auf, als suie eine Welle von Schmerzen ihren schwangeren Körper durchfuhr.
Inhalt:
Giovanni Maria Farina wird geboren in eine Familie von Duftmachern und Kaufleuten, und ist eines von mehreren Kindern. Und doch hat er als Einziges die Gabe der Vorfahren geerbt. Schnell stellt sich heraus, dass er weitaus begabter ist als alle zuvor. Er kann besser riechen und Dinge riechen, die sonst keiner riecht. Nicht einmal seine Großmutter, die ebenfalls diese Gabe hat. Als er in das Alter für die Ausbildung kommt reist er mit seiner Großmutter durch Europa um die Kunst des Parfumeurs zu erlernen und schließlich eine Ausbildung als Kaufmann zu machen. Auf seiner Reise begegnet er Antonia, die Glück und Pech zugleich ist. Die unendliche Liebe zu ihr treibt ihn an den perfekten Duften zu kreieren.
Meine Meinung:
Zu Beginn des Buches war ich unglaublich verwirrt, da sich viele Namen ähnelten und die Schauplätze wechselten. Da ich am Anfang nicht so aufmerksam gelesen haben, wie ich es hätte tun sollen, habe ich im Laufe des Buches lernen müssen, wer mit wem und warum.
Die Charaktere, vor allem die des Protagonisten Giovanni Maria Farina, sind liebevoll beschrieben und im Verlaufe der Geschichte habe ich vor allem mit ihm gefühlt, geliebt und vor allem gerochen. Für mich als normal Sterbliche ist es unvorstellbar, dass es Menschen gibt, die so gut riechen können, aber durch Giovanni wurde mir diese Figur und die Kunst näher gebracht.
Aber auch der böse Gegenspieler Bernardo ist gut durchdacht und hat einen starken Charakter, der sich im Buch unglaublich weiterentwickelt und eine Wandlung vornimmt, die ihm keiner zugetraut hat. Da er nun einmal der böse Charakter ist, und der Nebenbuhler von Giovanni, dem Liebling, konzentriert sich die eigene "Wut", die man während des Lesens entwickelt, auf ihn. Er ist böse, hinterhältig und ein Schurke.
Was ich besonders an dem Buch schätze ist nicht nur die Einteilung in unglaublich gut durchdachte Kapitel, sondern die Einleitung in eben diese. Jedes Kapitel steht im Licht eines Duftes. Das heißt, jedes Kapitel hat einen besonderen Charakter und nimmt den Charakter des Duftes an. Ist der Duft lieblich und erfrischend, dann weiß man auch, dass das Kapitel entsprechend ist. Ein Duft der eher schwer bis unangenehm ist, leutet ein nicht ganz so frohes Kapitel ein.

Und so wie diese Düfte beschrieben werden, dreht sich auch das ganze Buch nur um Düfte. Man erfährt alles, was Giovanni mit seiner sensiblen Nase erschnuppert, und erfährt von den unglaublichen Gefühlen die es bei ihm auslöst, und eben auch der Übelkeit, die schlechte Gerüche auslösen. Die Recherche für dieses Buch muss aufwendig gewesen sein, kann aber auch durch den Beruf der Autorin eine Leidenschaft sein - auf jeden Fall merkt man, dass sich hier jemand auskennt. Die Düfte werden so genau beschrieben, dass selbst wenn man sie nicht kennt, man eine Vorstellung von ihnen gewinnt. Sie werden mit Bildern und anderen assoziert, so dass das Buch irgendwie anfängt zu riechen und von Kapitel zu Kapitel einen anderen Duft annimmt. Man riecht die Bergnazissen, den Duft der Jungfrauen, der Fäkalien in den Straßen und den Schweiß der Leute. Die Beschreibung der Düfte ist für mich absolut der Grund gewesen, das Buch weiterzulesen.
Zu Beginn war ich nämlich nicht von der Geschichte begeistert, was einfach damit zusammhängt, dass die Geschichte wirklich vorne beginnt, und nicht an den Teilen, die interessant sind. Ich denke, von Spannung kann man nicht reden, sondern von einem Interesse, dass geweckt wird. Ein Interesse für Düfte, und vor allem, wie das Leben eines solchen "Wunderkindes" verläuft. Und - natürlich - will man wissen, was aus der Liebe zu Antonia wird, die lange Zeit unerfüllt bleibt und schließlich den Reiz des ganzes Buches ausmacht. Denn die Liebe zur ihr treibt ihn an, einen Duft zu schaffen, der dieser Dame gerecht wird. Mehr als die Hälfte des Buches ist er geleitet von dem Gedanken an den perfekten Duft.
Natürlich denkt man dann schnell an "Das Parfüm" von Patrick Süßkind, und die ein oder andere Parallele will ich gar nicht abstreiten, aber die Geschichten sind deutlich anders.
Die Dame auf dem Cover kann, glaube ich, für zwei Dinge stehen. Einerseits für die Liebe zu Antonia, allerdings erst in fortgeschrittenem Alter, denn ich habe sie anders vorgestellt. Allerdings ist sie im Buch auch ca. 15-20. Oder aber, es steht für die zahlreichen Frauen die Giovanni beglückte und deren jungfräulichen Duft er in sich aufsog.
Sprachlich muss ich sagen, hat das Buch meinen Nerv getroffen. Vielleicht liegt es daran, dass ich Deutschstudentin bin, oder es war einfach gerade die richtige Zeit für dieses Buch, denn das Buch hat eine Sprache, die seiner Zeit gerecht wird. Ina Knobloch benutzt viele Begriffe aus der damaligen Zeit, lässt die Personen in ihrer Sprache reden und benutzt einige lateinische Begriffe.
Zusammen mit den Bildern, die vermittelt werden, wird eine Geschichte geschaffen, die man sich verlieren kann. Ich habe, wenn ich gelesen habe, immer mehr als 50 Seiten gelesen, weil die GEschichte so gut lief und es sich unglaublich gut lesen lies.
Mir hat außerdem gut gefallen, dass sie andere historische Persönlichkeiten mit eingebunden hat, die wir heute noch kennen und die zu gleicher Zeit gelebt und auf sich aufmerksam gemacht haben. Zwar stellt sich später heraus, dass an diesen Begegnugen nicht alles echt ist, aber sie wären alle möglich.
Am Ende gibt es auch eine Aufklärung, was an dem Buch echt, geschichtlich belegt und was frei erfunden ist. Somit hat sie alle meine Fragen, die ich mir im Buch gestellt habe, beantwortet und mich zufrieden das Buch zuklappen lassen.

Fazit:
Für meinen ersten historischen Roman wohl ein Glücksgriff, denn jetzt bin ich gewillt den ein oder anderen weiteren Roman aus diesem Bereich zu lesen. Ein netter Roman der die Geschichte gut beschreibt und mit Wissen und geschichtlichen Fakten voll ist, und zumindest einen wagen Einblick in das Leben von Giovanni Maria Farina gibt, der schließlich das Eau de Cologne erfand.

Titel: Der Duftmacher
Autorin: Ina Knobloch
Verlag: Pendo
Erschienen: 06. September 2010
ISBN-10: 3866122675
Gebundene Ausgabe: 16,96 €


Die Autorin hat mir außerdem schon ein Interview zugesagt, dass sicherlich in den nächsten Tagen folgen wird. Außerdem hat sie mir den Link zu einem Buchtrailer geschickt: