[Rezension] Der Duft von Erde und Zitronen von Margherita Oggero

[Rezension] Der Duft von Erde und Zitronen von Margherita Oggero

Manchmal entscheidet sich ein Leben in einer einzigen Sekunde, einfach weil man falsch abgebogen ist.

 

★★★★☆

 

Da ich irgendwie ein Faible für Mafia Geschichten habe, landete dieses Buch ganz schnell ganz oben auf meiner Wunschliste. Imma ist erst dreizehn Jahre alt aber hat in ihren kurzen Leben schon viel mitgemacht. Bis man zu ihrer tatsächlichen Geschichte gelangt, d.h. bis man erfährt, warum das Mädchen aus Süditalien zu ihrer Tante in den Norden fliehen musste, vergeht eine ganze Weile. Der Beginn der Geschichte liegt zwei Generationen zurück, bei Immas Großmutter Assunta sowie ihrer Mutter Melina. Es dauerte lange, ehe ich die ganzen verstrickten Zusammenhänge ordnen konnte, da immer mehr Tanten, Onkel, Cousinen, Schwägerinnen usw. auftauchen, die alle ihren Platz in diesem Buch bekommen. Zwischenzeitlich habe ich mich da schon das ein oder andere Mal gefragt, ob es tatsächlich nötig ist, jedes Mitglied der Familie so genau zu beschreiben.

Das Buch ist ganz klar ehr eine Familiengeschichte, vor allem die der Frauen der Familie Schettino. Ob nun die quirlige Mamma Assunta, die unglückliche Melina, die tüchtige Graziella, die enttäuschte Rosaria oder die clevere, kleine Imma – Sie alle tragen diese Geschichte und prägen sie mit ihrer Charaktervielfalt. Wer also eine Art Mafia Krimi erwartet, der wird mit diesem Buch ehr weniger bedient sein.

Dennoch hat mich dieses Werk von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. In erster Linie lag das an diesem wunderschönen, unverwechselbaren Schreibstil, den man einfach genießen muss. Die Autorin schreibt aus Immas Ich-Perspektive als auch aus der allwissenden Perspektive. Margherita Oggero vermag es dabei ganz grandios, ganz unterschwellig Details in ihre Geschichte einzubauen, die man einfach überliest, wenn man nicht aufmerksam genug ist, die einen dann aber umso mehr faszinieren, wenn man sie schließlich entdeckt hat.
Besonders Literatur hat einen hohen Stellenwert in Der Duft von Erde und Zitronen. Oftmals merkt man gar nicht, das Imma gerade ein Buch zitiert, da dieses Werk und der Autor lediglich umschrieben, aber selten namentlich genannt werden. Das diese Werke genannt werden, hat dabei einen ganz bestimmten Grund, eine Verbindung zu Imma und ihrer Geschichte.

Auch die Wortwahl sucht ihresgleichen. So kann die Stimmung im Buch durch bloß einen Satz von einem Kapitel, welche durchweg sehr kurz gehalten sind zum nächsten stark schwanken. Beschreibt Imma im einem Kapitel noch, dass die „Schwermut wie eine streunende Katze ist, die einen hinterrücks anfällt“ (S. 290), so muss man wenig später schon über den „Montag, der nicht schneller kommen konnte, da er kaputte Schuhe hat“ (S. 297) lachen.

Dieses Buch war ganz anders, als ich erwartet hatte. Es dreht sich hauptsächlich um Immas Familie, bis zu dem Tag, an dem ein Unglück geschah und Imma in etwas hineingezogen wurde, in das kein dreizehnjähriges Mädchen jemals hingezogen werden sollte. Man leidet mit ihr, man lacht mir ihr, man hofft mit ihr auf bessere Zeiten und lernt dabei Stück für Stück ihre Familie und die süditalienische Lebensart besser kennen. Man spürt wie Imma ein Stück weit erwachsener wird. Das Buch wird so lebendig erzählt, das man selber in diese Welt eintauchen kann, mit den Figuren mitfühlt und erst ganz am Schluss wirklich versteht, worin der Kern oder die Botschaft dieser Geschichte liegt.

Der Duft von Erde und Zitronen ist ein Buch, welches seinen Lesern aufzeigt, wie unendlich wichtig Freiheit und Ziele im Leben sind, was sie überhaupt bedeuten und das es sich stets lohnt, mit aller Macht für sie zu kämpfen.

[Rezension] Der Duft von Erde und Zitronen von Margherita Oggero

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