[Rezension] Der Duft des Regens (Frances Greenslade)

Frances Greenslade: Der Duft des Regens[Rezension] Der Duft des Regens (Frances Greenslade)Die deutsche Übersetzung von Frances Greenslades Debütroman erschien im September 2013 druckfrisch im Suhrkamp Verlag und nimmt mit auf eine Reise, deren Happy End schon frühzeitig in weite Ferne zu rücken scheint. Doch die Gewissheit vom wie ein Damokles Schwert zwischen den Zeilen schwingende Warum erlangt der Leser erst auf den letzten Metern. Vorher gilt es, sich an der Seite zweier tapferer Hauptcharaktere durch eine emotionale Berg- und Talfahrt zu kämpfen, die Spuren hinterlässt. Somit ist dieses Buch alles andere als eine seichte Unterhaltung, im Gegenteil.Ein Dankeschön gilt an dieser Stelle natürlich auch dem Suhrkamp Verlag für das mir angebotene und zugesandte Rezensionsexemplar! 

~ Rezension ~
Wenn die Einsamkeit zur einzigen Konstante wird ...Maggie und Jenny sind Schwestern, die eine Kindheit in den Weiten Kanadas erleben durften, die von Freiheit, Abenteuersinn und Fürsorge geprägt war. So wirkte es zumindest. Doch Maggie war schon immer diejenige, die sich sorgte und jene Bekümmertheit wurde mit dem plötzlichen Tod ihres Vaters zur Gewissheit. Eine Talfahrt sollte beginnen, welche die heile Familienfassade bröckeln ließ. Als die beiden Mädchen dann auch noch von ihrer Mutter zu einer Pflegefamilie gegeben werden und sie selbst von der Bildfläche verschwindet, müssen Maggie und Jenny lernen, dass das Leben alles andere als fair ist. Aus Sehnsucht wird Resignation und schließlich Gleichgültigkeit. Doch eines Tages geschieht etwas, das Maggie dazu bringt, Irene, ihre ihr fremd gewordene Mutter, finden zu müssen.Bei Der Duft des Regenshandelt es sich um das Debüt der Frances Greenslade, mit dem sie eine bittere Familiengeschichte erzählt, die zeigt wie schmal der Grat zwischen glückseliger Freiheit und einschnürender Angst sein kann.Was als beneidenswerte Familienharmonie beginnt und in den Erinnerungen Maggies die schönste Zeit ihres Lebens war, entwickelt sich rasch zu einem Drama, dessen Traurigkeit, Schwermut und Machtlosigkeit den Weg der beiden Protagonistinnen bestimmen und beim Umblättern der Seiten nahezu beängstigend greifbar werden.Mit großer emotionaler Tiefe wirft Frances Greenslade Fragen auf, die den Leser nachdenklich stimmen und gleichermaßen an ihren Figuren nagen: Darf eine Mutter ihr eigenes Verlangen nach Freiheit über die Nähe zu ihren Kindern stellen? Wie viele Enttäuschungen erträgt eine Kinderseele, bis sie vernarbt und dann endgültig zerbricht? Wie wichtig ist es, die Wahrheit zu kennen, wenn diese einen doch an den Abgrund drängt?Während ich in die Geschichte von Maggie und Jenny eintauchte, hat mich vor allem die Stärke und der Biss der beiden Mädchen beeindruckt, mit dem sie sich den Widrigkeiten ihres noch jungen Lebens stellten. Die Autorin kreierte einen Handlungsbogen, der sowohl Glücksmomente als auch einen Scherbenhaufen einstiger Träume und Hoffnungen widerspiegelt. Hierbei wird ein Ton angeschlagen, der sich zum einen durch bildhafte Detailgenauigkeit, zum anderen durch aufwühlende Gefühle charakterisieren lässt. Dabei sorgte bei mir insbesondere die stets mitschwingende Traurigkeit, deren Schatten einmal mehr, einmal weniger dunkel sind, für einen Kloß im Hals.Auffällig ist, dass die Geschichte, die den Auszug mehrerer Jahre aus dem Leben zweier entschlossener, obgleich mutterseelenallein gelassener Teenager darstellt, einer ausgefeilten Achterbahnfahrt entspricht, wohingegen der Ausgang und die ersehnte Antwort auf die alles entscheidende Frage eher ohne Umschweife daherkommt und Perspektiven offen lässt.Insgesamt ein Roman, dessen Gewissensfragen unter die Haut gehen und der die Gerechtigkeit des Lebens in ein Licht rückt, das in einem Moment lodernd flackert und im nächsten Augenblick zu erlöschen droht. F★ZIT: Bleischwer. Erinnernd. Tragisch.

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